Ein Vierteljahrhundert ohne Auswärtssieg

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Ein Vierteljahrhundert warten die Golfer aus den Staaten mittlerweile nun schon auf diesen erlösenden Triumph auf fremdem Terrain. Die Gier ist in all den Jahren, nach all den schmerzhaften Niederlagen ins Unermessliche gestiegen. Und wenn es in diesen Tagen vor den Toren von Paris nicht klappen wird, dann wahrscheinlich nie. US-Kapitän Jim Furyk schickt schließlich „das wohl beste Team der Geschichte“ in den prestigeträchtigen Kontinentalkampf mit den Europäern. Branchenprimus Dustin Johnson ist dabei, Rekordmann Phil Mickelson, Jungstar Jordan Spieth – und natürlich Ikone Woods, von dem nicht zuletzt aufgrund des jüngsten Erfolgs beim FedEx-Cup in Atlanta einiges erwartet wird.

„Dass Tiger dabei ist, gibt allen einen Boost. Mit dem Status und dieser Anzahl von Siegen kann er in dieser Woche den Unterschied machen“, sagte Furyk. Zwar ließ der 80. Turnier-Erfolg des Kaliforniers, mit dem er am Sonntag sein Comeback gekrönt hatte, die Gastgeber kalt. Ein Woods in Bestform ist allerdings ohne Zweifel eine echte Waffe – die der Titelverteidiger auch braucht.

Denn immer wieder waren die US-Boys in den vergangenen Jahren als Favorit über den großen Teich gereist, immer wieder nach drei bitteren Tagen als geprügelte Hunde zurückgeflogen. „Die lange Zeit ohne Sieg in Europa ist natürlich eine Motivation“, sagte Patrick Reed, der aber nicht nur deshalb ein emotionales Duell erwartet.

„Der Ryder Cup ist das Größte. Wir können uns vollkommen vergessen, unsere Leidenschaft für das Land und unsere Teamkameraden zeigen“, sagte Reed. Für Bubba Watson ist der Kampf mit dem Rivalen sogar „so wichtig wie der Kriegseinsatz meines Vaters in Vietnam“.

Tatsächlich erinnerte der Gentlemen-Sport bei zwei Auflagen – beide fanden allerdings in den USA statt – an eine feindselige Rivalität. 1991, als das US-Fernsehen das Duell in Kiawah Island zum „Krieg an der Küste“ überhöhte und Golfer Corey Pavin mit der vielsagenden Aufschrift „Desert Storm“ auf seiner Mütze provozierte. Zu allem Überfluss warfen die Zuschauer schlecht liegende Bälle ihrer Heroen auf die Fairways zurück. Das war aber noch nichts im Vergleich zur „Battle of Brookline“ 1999, als Europas Kapitän Mark James bespuckt und seine Spieler bepöbelt wurden. Zudem trampelten Fans und Spieler im entscheidenden Spiel am letzten Loch über das Grün und machten es dem Spanier Jose Maria Olazabal dadurch unmöglich, seinen Putt einzulochen.

(sid)