Gemmenich protestiert: Suche nach Ersatzlehrern noch komplizierter

<p>Auch das Collège Notre-Dame in Gemmenich beteiligte sich am Protest, den die Direktoren des freien Unterrichtswesens in der französischen Gemeinschaft losgetreten hatten. Viele Schüler aus Kelmis und Umgebung besuchen diese Sekundarschule.</p>
Auch das Collège Notre-Dame in Gemmenich beteiligte sich am Protest, den die Direktoren des freien Unterrichtswesens in der französischen Gemeinschaft losgetreten hatten. Viele Schüler aus Kelmis und Umgebung besuchen diese Sekundarschule. | privat

Viele Schüler der Gemmenicher Sekundarschule an der Rue de Moresnet kommen aus Kelmis und den umliegenden Dörfern. „Décret catastrophe: Élèves sans profs1“ (zu Deutsch: „Katastrophales Dekret, Schüler ohne Lehrer“) hieß es auf einem Banner, der auch am Eingang des Collège Notre-Dame in Gemmenich zu lesen war. Der Protest war von der Feadi (Fédération des Associations des Directeurs Enseignement secondaire libre) organisiert und koordiniert. Das Problem: Fällt ein Lehrer für eine längere Zeit aus, finden die Schulen kaum Ersatz. „Im November hat die Deutschlehrerin meines Sohnes gekündigt. Bis Ende Januar sind diese fünf Stunden wöchentlich ausgefallen. Es wurde kein Ersatz gefunden“, erklärt eine Mutter, die anonym bleiben möchte.

Schulleiterin: „Der Zeitaufwand ist riesig und das System ist nicht sehr praxistauglich.“

Hinzu kam eine vierwöchige Abwesenheit des Geografielehrers wegen Krankheit und ein schwangerschaftsbedingter Ausfall der Lehrerin für Wirtschaft. „Mein Sohn war eine Zeit lang mehr zu Hause als in der Schule, so kam es mir jedenfalls vor“, sagt die Betroffene, die sich eine Benachrichtigung über die Gründe des Unterrichtsausfalls seitens der Schulleitung gewünscht hätte. Christiane Deswysen, Direktorin des Collège Notre-Dame, erklärt das Dilemma. „Das Dekret ‚Titres et fonctions‘ in der Französischen Gemeinschaft hat zwar dazu geführt, dass vielen neuen Diplomen und Hochschulabschlüssen Rechnung getragen wurde, das ist eine gute Sache. Es macht die Suche nach Kandidaten für freie Stellen im Unterrichtswesen allerdings auch viel komplizierter.“

Das Ziel des Dekretes ist, dass die Personen, die das richtige Diplom haben, Vorrang genießen bei der Besetzung freier Stellen. Das ist natürlich im Sinne aller Beteiligten. Diese Personen gibt es aber auf dem Markt so gut wie nie. Ist die Suche nach dem „geeignetsten“ Kandidaten ohne Erfolg verlaufen, müssen sich die Schulleiter in einer Datenbank mittels einer hürdenreichen Prozedur durch den Rest der Liste mit verschiedenen Kategorien vorarbeiten. Für jede „Niete“ müssen sie einen Bericht verfassen, ehe sie den nächsten Kandidaten kontaktieren dürfen. „Der Zeitaufwand ist riesig und das System ist nicht sehr praxistauglich. Mittlerweile sind so viele Ausnahmeregelungen und Sondergenehmigungen hinzugekommen, dass kaum jemand noch durchblickt“, gesteht Christiane Deswysen. Sitzen endlich mal potenzielle Kandidaten zum Bewerbungsgespräch bei der Schulleiterin im Büro, tritt meistens schnell Ernüchterung ein. Der Grund dafür sind falsche Vorstellungen vom Lehrerberuf. „Die Kandidaten lehnen ab, weil sie plötzlich merken, dass ein Lehrer in der Regel jeden Tag Unterricht hat oder weil ihnen die Vorbereitungen zu aufwendig sind. Es kursieren wirklich zu viele Klischees über den Lehrerberuf“, betont die Direktorin.

Ersatzlehrer lassen sich auch in der DG schwer finden.

Erschwert wird die Suche durch weitere, schwer nachvollziehbare Vorschriften. „Für einen Schwangerschaftsersatz darf ich beispielsweise erst zwei Wochen bevor die Lehrerin aufhört, einen Ersatz suchen. Das wissen viele natürlich nicht und Eltern machen mir Vorwürfe, wenn bei so einem vorhersehbaren Ausfall wie beim Kinderkriegen kein Ersatzlehrer parat steht.“

Die Schulen des freien Unterrichtswesens in der DG sind von den Maßnahmen der Französischen Gemeinschaft natürlich nicht betroffen. Den Lehrermangel spüren aber auch sie, genau wie die Gemeinschaftsschulen auch. „Zum Beginn des Schuljahres sind meistens alle Stellen besetzt. Fällt im Laufe des Jahres ein Lehrer aus, wird es schwierig, einen Ersatz zu finden. Das gilt für alle Fächer“, sagt Elmar Schlabertz, Direktor der Pater-Damian-Sekundarschule in Eupen. Sucht er einen Lehrer, durchforstet er zunächst die schulinterne Liste, weitere Optionen sind das Arbeitsamt oder die Liste des Ministeriums sowie eine Liste des katholischen Unterrichtswesens. „Da eine gute Zusammenarbeit zwischen den Sekundarschulen in der DG besteht, helfen wir uns bei der Suche nach Lehrern untereinander“, betont Schlabertz und fügt hinzu: „Gute Kandidaten werden immer gesucht“.

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