Über die Sommer-Schnupperwochen zum Traumjob in der DG



Welche Berufe sind bei Auszubildenden besonders beliebt?

Das ändert sich jedes Jahr. Sehr begehrt sind seit Jahren der Einzelhandel und der Beruf des Bauschreiners, bzw. die holzverarbeitenden Berufe im Allgemeinen. Die Ausbildung zum Elektroinstallateur ist auch beliebt.

Auf welche Jobs haben Auszubildende derzeit überhaupt keine Lust?

Wir haben Nachwuchsbedarf in den Ernährungsberufen: Bäcker, Metzger – das sind Berufe, die mit Nachtarbeitszeiten verbunden sind. Weil sich nur wenige Jugendliche dafür begeistern lassen, haben wir oft jahrgangsübergreifende Klassen. Da wird dann das erste und das dritte Lehrjahr zusammen unterrichtet, weil es nicht genug Kandidaten gibt. Wir hatten in diesem Jahr auch ganz wenig Dachdecker, obwohl das in den Jahren zuvor einer der Topberufe war. Manchmal entsteht eben auch eine Sättigung auf dem Markt.

Und wie sieht es mit dem Geschlechterverhältnis aus: Entscheiden sich Frauen auch mal für einen typischen Männerberuf?

Das Geschlechterverhältnis ist nicht sehr ausgeglichen: 78 Prozent der Auszubildenden sind männlich und nur 22 Prozent weiblich. Frauen in Handwerk und Technik, das ist noch recht selten. Obwohl es durchaus auch Handwerksberufe gibt, für die sich Frauen hin und wieder entscheiden, zum Beispiel Anstreicher oder Möbelschreiner. Die meisten Frauen machen aber eine Ausbildung im Einzel­handel und im Friseurhandwerk. Ich bediene dieses Klischee nicht gerne, aber faktisch ist es so.

Wie sind die Aussichten auf ­einen Job nach der Ausbildung?

Sehr gut. 96 Prozent derjenigen, die fertig werden, finden innerhalb von sechs Wochen nach ihrem Abschluss einen Job. Wir haben nicht nur eine hohe Ausbildungsbereitschaft, sondern auch eine große Zukunftssicherheit, die das Handwerk bietet.

Das Durchschnittsalter von Auszubildenden in der DG liegt bei 18,5 Jahren. Bedeutet das, dass die meisten Auszubildenden Abitur haben?

30 Prozent aller Auszubildenden haben Abitur. Das spricht dafür, dass sich der Ruf der Ausbildung schon stark verbessert hat: Eine Lehre ist nicht der letzte Ausweg. Sie ist keine alternativlose Negativwahl, sondern in den meisten Fällen eine positive Wahl. Gerade in hochqualifizierteren Berufen, wie Elektroinstallateur oder KFZ-Mechatroniker, gibt es eine höhere Anzahl Abiturienten, aber wir haben auch – ohne das despektierlich zu meinen – im Einzel­handel viele Abiturienten. Was mir aber besonders wichtig ist: Die Lehre ist aber nicht nur für Abiturienten da, sondern für alle. Man darf ab dem Jahr, in dem man 15 wird, eine Lehre beginnen. Man muss jedoch das 2. Jahr (A) oder das 3. Jahr (B) bestanden haben.

Aber Abiturenten genießen gewisse Vorteile in der Ausbildung, oder?

Ja. Sie sind vom Allgemeinkunde-Unterricht befreit, können aber stattdessen das Modul „Angewandte Betriebslehre“ besuchen. Da geht es um Betriebswirtschaft, aber auch um Kommunikation und Sprache. Der Kurs dauert ein Jahr und wenn man ihn besteht, steigt man direkt auf das Höchstgehalt, das man in der Lehre haben kann. Aber auch wer vor der Ausbildung bereits schulisch Fachkompetenzen erworben hat, hat einen Vorteil und kann die Lehre verkürzen. Ein Jugendlicher, der die Schreiner-Abteilung auf einer technischen beruflichen Schule besucht hat, macht nur noch ein Jahr statt drei Jahre Lehre.

Für Kurzentschlossene: In welchen Betrieben werden für das kommende Ausbildungsjahr noch Auszubildende gesucht?

Da ist wirklich noch alles offen, würde ich sagen. Lehrverträge können ab dem 1. Juli abgeschlossen werden, also ist jetzt der richtige Moment, aktiv zu werden. Es gibt die Online-Lehrstellenbörse, das ist eine Liste der Unternehmen in der DG, die noch Auszubildende suchen. Da ist in den meisten Bereichen noch sehr viel im Angebot. Wenn eine Stelle vergeben ist, streichen wir sie auch direkt aus der Liste. Wer dort etwas Geeignetes findet, sollte nicht zögern, sondern das Unternehmen direkt kontaktieren – und vielleicht noch die Möglichkeit der Schnupperwochen nutzen.

Finden die nicht in den Oster­ferien statt?

In diesem Jahr finden zum ersten Mal auch Schnupper­wochen im Sommer statt, und zwar in der letzten Juniwoche, vom 26. Juni bis zum 30. Juni. Schulische Aktivitäten, zum Beispiel Zeugnisver­gabe, gehen natürlich vor. Über 200 Betriebe beteiligen sich an den Sommerschnupperwochen, Ostern waren es 270 Unternehmen – die Bereitschaft und das Interesse sind also nach wie vor groß. Die Schnupperwochen sind unser wichtigstes Mittel zur Berufsorientierung. Für die Jugendlichen ist es eine letzte Gelegenheit, einen konkreten Eindruck von einen bestimmten Beruf zu erhalten, bevor sie sich dann tatsächlich für eine Aus­bildung in diesem Beruf entscheiden.

Was muss man tun, wenn man an den Schnupperwochen teilnehmen möchte?

Eine Liste der teilnehmenden Betriebe gibt es online (Link siehe unten, A.d.R.). Der Kontakt läuft recht unproblematisch direkt mit dem Betrieb: Einfach dort anrufen oder sich spontan vorstellen und einen Termin zum Schnuppern ausmachen.