Firmin Pauquet starb im Alter von 90 Jahren

Firmin Pauquet leitete die dreiköpfige provisorische Verwaltungszelle, die 1982 geschaffen wurde. | GE-Archiv

1993 war Firmin Pauquet der erste Beamte, der in der Geschichte der damals noch jungen Deutschsprachigen Gemeinschaft in den Ruhestand versetzt wurde. Nach 46-jähriger Berufslaufbahn räumte der Verwaltungsdirektor und Kulturhauptinspektor Firmin Pauquet seinen Schreibtisch.

Der damalige Generalsekretär Carl Hellebrandt würdigte die Arbeit des „Energiebündels Firmin Pauquet als wesentlichen Beitrag zum Ausbau der Gemeinschaft, die dank seines Schaffens und seiner Überzeugungen vom Einmannbetrieb zu einem der größten Arbeitgeber wurde“. Hellebrandt damals wörtlich zur geleisteten Pionierarbeit des Verstorbenen: „Er legte die Steine, auf denen wir gebaut haben.“

Vor allem bei den Vereinen genoss Firmin Pauquet großes Ansehen.

Seinen Heimatort Welken- raedt hatte Firmin Pauquet als Zwölfjähriger verlassen, um der Tyrannei der Naziherrschaft zu entfliehen und in Verviers die Schulausbildung zu vollenden.

Nach 16-jähriger Tätigkeit im Lehrerberuf wechselte er 1966 aIs „Inspecteur d’Education populaire“ ins nationale Ministerium. Der Ehegatte von Jeanne Dorr und Vater von fünf Kindern mit Wahlheimat Kelmis wurde 1976 zum Hauptinspektor für Jugend und Freizeitgestaltung ernannt und zwei Jahre später zum dienstleitenden Hauptinspektor befördert. Den Vereinsverantwortlichen konnte er zeitweise gegenübertreten und behaupten: „L’État, c’est moi.“

Im Zuge der. Staatsreform wurden 1982 die Personalmitglieder des nationalen Ministeriums für Unterricht und Kultur dem Ministerium der Französischen Gemeinschaft übertragen. Der damalige Premierminister Wilfried Martens schaffte eine dreiköpfige provisorische Verwaltungszelle, der Firmin Pauquet als leitender Beamter vorstand. Nach Einsetzung der ersten Regierung im Januar 1984 setzte er seine Laufbahn in Eupen fort und wurde hier 1990 in den Rang eines Verwaltungsdirektors erhoben.

Neben der Erstellung von Inspektionsgutachten war Fir- min Pauquet jahrelang für die gesamte Öffentlichkeitsarbeit im Kulturbereich verantwort- lich, sowie auf weiteren Gebie- te wie der Jugend oder der Volks- und Erwachsenenbil- dung aktiv. Vor allem bei den Vereinen genoss er großes Ansehen und war als lebendes Adressbuch über viele Zusammenhänge in Ostbelgiens Kulturlandschaft bis ins Detail informiert.

Firmin Pauquet, der intensiv all die pikanten Einzelheiten und verwickelten Finessen der Lokal- und Regionalgeschichte diesseits und jenseits der Neutralstraße kannte, und sich diesen auch noch in den letzten Jahren intensiv widmete, war immer ein streitbarer, aber nie engstirniger Verfechter für das Lebensgefühl seiner Heimat. Überzeugungen gegen Wind und Sturm zu vertreten, hat in Kelmis eine ganz besondere Tradition, nämlich die der Christlichen Arbeiterjugend, in der Firmin Pauquet die „Schule fürs Leben“ vermittelt wurde.

Bei dem Festakt anlässlich seiner Verabschiedung gab er seinen Kollegen und den anwesenden Politikern mit auf den Weg, in erster Linie die Interessen der Bürger zu vertreten und Zivilcourage zu demonstrieren, auch wenn man sich so mal unbeliebt mache. Und er wollte es immer sehr genau wissen: Daher warf er einst einen Stuhl aus dem Fenster, um ihn einem Härtetest zu unterziehen. Eine Geschichte, die bis heute nicht vergessen ist.

Die Totenwache findet am Mittwochabend um 19 Uhr in der Kelmiser Pfarrkirche statt. Die Abschiedsmesse ist dort für Donnerstag um 10 Uhr angesetzt.