Im Gleichtritt zur Schule: „S’Cool Bus“ könnte Ostbelgien erobern


Auf den ersten Blick erinnert der S’Cool Bus an ein Cuistax, welches Touristen vor allem in der Hochsaison über die breiten Promenaden an der belgischen Küste steuern. Ja genau, diese knallbunten und überdimensionierten Fahrräder mit mehreren Sitzplätzen. Doch die umweltfreundlichen Vehikel sind nicht nur für den Freizeitspaß geeignet, sondern auch für den täglichen Transport von Schülern.

Was hierzulande noch kaum praktiziert wird, entwickelt sich in unserem Nachbarland Frankreich seit knapp vier Jahre immer mehr zum Selbstläufer – und das dank der Initiative von den ehemaligen Business-Studenten Amaury Piquiot, Vincent Guézon und Édouard Fosse.

„Viel zu viele Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Ausgehend davon dachten wir, dass wir wirklich eine Lösung finden müssen, um ein Bewusstsein für die Umwelt und den Gebrauch von Verkehrsmittel zu schaffen“, erklärt Édouard Fosse gegenüber der öffentlich-rechtlichen Sendergruppe Radio France. Das Prinzip der S’Cool Busse sei es, Eltern Zeit zu sparen, Kindern mehr Autonomie zu geben und einen klimafreundlichen Schultransport zu gewährleisten.

Und das Konzept kommt an. „Ich trete gerne mit meinen Freunden zusammen in die Pedale, weil es uns vor dem Schulbeginn aufwärmt“, berichtet die kleine Nour auf Nachfrage von Radio France. Gelenkt wird der „S’Cool Bus“, der Platz für acht Kinder bietet, übrigens von ausgebildeten Fahrern, die laut dem Neunjährigen sehr lustig sind, „weil sie Witze über uns machen“. Und sollten die kleinen Racker mal vor Lachen nicht mehr strampeln können, unterstützt ein kleiner Elektromotor die Fahrgäste und sorgt dafür, dass niemand zu spät die Schule erreicht.

In Frankreich ist die Nutzung des „S’Cool Bus“ komplett kostenlos.

Aber nicht nur auf Unterhaltung, sondern auch Sicherheit legen die Initiatoren großen Wert. Neben der Helmpflicht müssen die Schüler auch neonfarbene Warnwesten tragen. Darüber hinaus sorgen Sicherheitsnetze unter den Pedalen dafür, dass nichts unter den Fahrradbus fällt. Und auch über dem Kopf wird Schutz in Form eines Daches geboten – zumindest dann, wenn es regnet.

Nutzen kann den „S’Cool Bus“ in Frankreich übrigens jeder, und das komplett kostenfrei. Denn der umweltschonende Fahrservice wird in Frankreich zu 100 Prozent von öffentlichen Behörden finanziert. Kinder, die morgens lieber in die Pedale treten, als däumchendrehend im Auto herumkutschiert zu werden, müssen sich lediglich im Internet für einen Platz im Fahrradbus anmelden.

<p>Bildungsminister Harald Mollers (ProDG) ist von dem alternativen Schultransport begeistert: „Der ‚S’Cool Bus‘ scheint auf den ersten Blick eine sehr pfiffige Idee zu sein.“</p>
Bildungsminister Harald Mollers (ProDG) ist von dem alternativen Schultransport begeistert: „Der ‚S’Cool Bus‘ scheint auf den ersten Blick eine sehr pfiffige Idee zu sein.“ | GrenzEcho

Aber ist das klimafreundliche Transportmittel, das zugleich den Spaßfaktor garantiert, auch eine Option für Ostbelgien? DG-Bildungsminister Harald Mollers (ProDG) ist jedenfalls begeistert. „Der ‚S’Cool Bus‘ scheint auf den ersten Blick eine sehr pfiffige Idee zu sein, die gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlägt: Sie bietet eine flexible Transportlösung für Gegenden, in denen die Schülerbeförderung durch den öffentlichen Personennahverkehr kaum zu organisieren ist, sie ist nachhaltig, weil sie die Umwelt schont, und sie bringt den Kindern mehr Bewegung und frische Luft“, kommentiert er auf Nachfrage dieser Zeitung: „Ich sehe die Initiative also positiv, sie weckt meine Neugierde, wenngleich ich mir auch Fragen bzgl. der Sicherheit dieser Gefährte sowie des Versicherungsschutzes stelle. Aber solche Fragen kann man ja klären.“

Vielleicht herrscht schon bald Klärungsbedarf. Denn der ostbelgische Bildungsminister kann sich durchaus vorstellen, dass die Vehikel bald auch die Straßen und Wege der Deutschsprachigen Gemeinschaft erobern könnten. „Ich denke, diese Lösung bietet sich vor allem in einem eher dörflichen Umfeld an, wo nur eine begrenzte Anzahl Kinder befördert werden muss und die Verkehrslage entsprechend ruhig ist. Für den Stadtverkehr oder für weitere Strecken ist der ‚S’Cool Bus‘ wahrscheinlich keine gute Lösung“, meint Harald Mollers.

Was die Finanzierung eines möglichen und örtlich begrenzten Pilotprojektes in der Region angeht, zeigt sich der DG-Minister offen und durchaus gesprächsbereit.

Also anstatt auf die nächste motorisierte Mitfahrgelegenheit zu warten, einfach mal selbst in die Pedale treten – als kleine Motivation dient ein kurzer Blick über die Landesgrenze.

Weitere Informationen über die Initiative des S’Cool Bus gibt es hier.

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