Vogelzählung in Ostbelgien: Worauf zu achten ist



„Jeder kann an der Vogelzählaktion teilnehmen, nicht nur Mitglieder“, bekräftigt Guido Schütz von Natagora-BNVS. Was die Beobachter vor allem benötigen, ist Zeit. „Die meisten Vögel werden während der Morgenstunden zu beobachten sein, wenn es hell wird. Im Laufe des Tages nimmt die Zahl ab. Aber wenn man die Möglichkeit hat, mehrmals über längere Zeit zu beobachten, dann sollte man das tun. So sind die Chancen auch größer, viele Vögel anzutreffen. Wichtig ist es auch, nicht nur die Futterstelle zu beobachten, sondern den kompletten Garten im Auge zu behalten. Die Heckenbraunelle wird, wie der Name es verrät, eher in den Hecken aufzufinden sein.“

Die Vorgehensweise ist genauestens festgelegt. Um es den Beobachtern zu erleichtern, hat Natagora Formulare erstellt, die entweder online oder im neuesten Magazin „NaturZeit“ einzusehen sind. Neben der auszufüllenden Tabelle findet der Leser auch Bilder der am meisten verbreiteten Vogelarten. Die Beschreibungen erleichtern dem Laien die Beobachtung erheblich. Eine wichtige Richtlinie gilt es einzuhalten: „Der Teilnehmer muss für jede Vogelart die höchste Anzahl eintragen, die er zu einem bestimmten Zeitpunkt gezählt hat. Alle Beobachtungen der gleichen Art des ganzen Tages sollten nicht zusammengezählt werden“, zitiert Guido Schütz aus der „NaturZeit“.

Zur Erklärung wird auch ein Beispiel dargelegt. „Um neun Uhr werden drei Kohlmeisen am Futterplatz beobachtet. Um zehn Uhr sind es wiederum vier am Futterplatz und eine am Fettknödel. Um 10.30 Uhr wird keine einzige gesichtet und um 11 Uhr dann wieder vier. In diesem Beispiel muss der Beobachter lediglich die Zahl fünf eintragen, da es die höchste Anzahl Kohlmeisen ist, die er zur gleichen Zeit beobachtet hat.“ Es muss nicht zwingend an beiden Tagen teilgenommen werden, doch würden es sich die Naturschützer wünschen. Denn desto mehr Daten in die Datenbank eingespeist werden können, desto vollständiger und genauer werden die Angaben. Nach Ablauf der Aktion kann das Formular entweder online eingegeben oder über den Postweg zu Natagora-BNVS geschickt werden. Wie erwähnt, in diesem Jahr online erstmals in deutscher Sprache. „Es haben sich schon immer Ostbelgier an der Aktion beteiligt. Doch hoffen wir, dass durch diese Neuerung noch mehr Personen mitmachen. Gerade die jüngeren Menschen, die besser mit dem Internet klarkommen, dürften sich angesprochen fühlen“, erklärt der St.Vither die Beweggründe. Wer den klassischen Weg wählt, kann sich bei Natagora-BNVS melden und bekommt das Magazin „NaturZeit“ zugeschickt.

Lehrpersonen, die das Thema im Unterricht ansprechen möchten, können auf der Internetseite auf didaktisches Material zurückgreifen. Allerdings ist dieses weitestgehend noch in französischer Sprache gehalten und teilweise ist die Mitgliedschaft dafür erforderlich. Die Nachwuchsgruppe „Jugend trifft Natur“ von Natagora/BNVS, die noch neue Mitstreiter aufnehmen kann, wird sich ebenfalls mit dem Thema befassen.

Anfang Februar wurde als Zeitpunkt ausgewählt, weil die Vögel dann am ehesten in den Gärten anzutreffen sind. Sie sind auf der Suche nach Nahrung und stoßen dabei auf die zahlreichen Futterstellen. Dabei, sagt Guido Schütz, ist eine Fütterung im Winter überhaupt nicht notwendig. „Die Vögel würden auch ohne überleben. Ein naturnaher Garten ist viel wichtiger. Totholz und Fallobst einige Zeit liegen lassen oder einheimische Pflanzen und Sträucher setzen, sind nur einige Beispiele. Nicht alles Material sollte gleich weggebracht werden. Einen Ästehaufen kann man ruhig mal liegen und die Hecke etwas wilder wachsen lassen.“ Wer sich aber dazu entscheidet, die Vögel zu füttern, sollte das konsequent und regelmäßig mit Körnern, Fett oder Knödeln tun. Denn die Vögel werden die Futterstelle immer wieder aufsuchen und sich darauf verlassen.

Man sollte darauf achten, dass das Futter nicht verdirbt oder nass wird. Am besten füttert man portionsweise, im Futterhaus mit Dach und festem Boden oder mit einem Futtersilo. Verschiedene Körner sollte man besser separat anbieten, da die Vögel sonst aussortieren und die übrigen Körner am Boden verderben und so zur Gefahr werden können. Brotkrümel sind nicht ideal, da sie Salz enthalten und im Magen aufquellen.

Mit der Vogelzählaktion, die auch vom flämischen Pendant Natuurpunt durchgeführt wird, möchte Natagora Antworten auf einige Fragen finden. Wo kommen die Vögel vor? Wo sind sie häufig? Wo sind sie selten geworden? Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Wintervögel aus? usw. Anhand der Zahlen und Statistiken können interessante Schlüsse gezogen werden.

In den letzten Jahren hatten gerade die stark verbreiteten Vogelarten mit einem Rückgang zu kämpfen. Als Beispiele können die Amsel und der Haus- bzw. Feldsperling genannt werden. Es seien gerade die Vogelarten bedroht, die an offenes Landgebiet gebunden sind. Diese Vogelarten werden heutzutage immer rarer, weil sich die Landwirtschaft intensiviert hat. Doch auch der klimatische Aspekt spielt eine Rolle. Verregnete Frühlinge sorgen für starke Verluste. „Glücklicherweise war es im letzten Frühling sehr sonnig, sodass von einem besseren Brutjahr auszugehen ist. Die Zahlen werden zeigen, ob die Populationen nach starken Einbrüchen wieder zunehmen“, hofft Guido Schütz abschließend.

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