Mitfahrbänke suchen Mitfahrer



Ein knappes Dutzend Bänke steht inzwischen in Raeren und Lontzen, und es kommen ständig weitere hinzu — in Eupen sowie bald wahrscheinlich auch in Kelmis und Aachen. Björn Hartmann von der WFG, Koordinator der Örtlichen Kommission für Ländliche Entwicklung (ÖKLE) in Raeren, stellt zufrieden fest: „Die Idee kommt an und gewinnt an Fahrt.“ Er hält dabei einen Pinsel mit hellblauer Farbe in der Hand. Das Anstreichen der Bänke ist zurzeit noch Sache engagierter ÖKLE-Mitarbeiter.

Wie die „Mitfahrbank“ funktioniert, hat sich inzwischen herumgesprochen: Wer von A nach B möchte, setzt sich auf eine der himmelblauen Bänke, an denen ein Schild mit dem lächelnden Anhalter-Daumen steht. Nach Erfahrungen der Initiatoren dauert es im Schnitt höchstens zehn Minuten, bis ein Autofahrer stehen bleibt und den Fahrgast idealerweise dorthin mitnimmt, wohin er möchte. Ganz einfach, weil in seinem Auto Platz ist, und er sowieso gerade dorthin fährt. Damit bestätigen sich in Ostbelgien Erfahrungen, die es auch in anderen Regionen gibt, wo eine solche Initiative bereits länger besteht. „Autofahrer, die auf einem der leeren Plätze ihres Autos fremde Mitfahrer mitnehmen, gibt es zur Genüge“, sagt Björn Hartmann.

„Was noch fehlt, sind eher die Mitfahrer.“ Und deshalb erläutert er das Konzept noch einmal: Wer sich auf eine Mitfahrbank setzt, nimmt nicht ein „Almosen für Autolose“ in Anspruch, sondern tut im Bereich der Mobilität aktiv etwas für Klima und Nachhaltigkeit, und sucht dabei außerdem kurzzeitig Kontakt zu seinen Nachbarn oder Mitbürgern. „Ostbelgier nehmen Ostbelgier mit“, lautet die Kurzbeschreibung. Und dabei geht es sehr unkompliziert zu: Keine Einschreibung, Anmeldung, Verpflichtung oder Kosten, es reicht ein Augenkontakt zwischen demjenigen, der auf der Bank sitzt, und demjenigen, der dort vorüber fährt. „Auf dem Land kennt man sich und hilft sich gegenseitig“, sagt Björn Hartmann.

Bis ein Autofahrer anhält, dauert es im Schnitt zehn Minuten.

Die „Regeln“ — insofern es solche gibt — werden übrigens auf einer Tafel erklärt, die an jeder Bank steht. Die Initiatoren der VoG „Fahrmit“, die das Mobilitätsprojekt im Rahmen des Leader-Programms „Zwischen Weser und Göhl“ betreut, wollen mittelfristig der Bevölkerung auch noch mehr die Initiative bei der Umsetzung überlassen: Das reicht von der Zurverfügungstellung ausgedienter Bänke und deren Anstrich bis zum Anfragen eines Standortes. Die himmelblaue Farbe wird zur Verfügung gestellt, und auch den Kontakt mit der Polizei und den Behörden übernehmen die Projektverantwortlichen. Die Gemeinden werden über ihren Bauhof bei der Befestigung der Bank bzw. beim Anbringen des Schildes und der Infotafel behilflich sein. Und auch Sozialbetriebe sollen in die Arbeit eingebunden werden.

Was Standorte der Mitfahrbänke angeht, gibt sich Björn Hartmann betont flexibel. „Zurzeit probieren wir weiterhin aus, was funktioniert und was nicht. Erst nach einer gewissen Probezeit werden Bänke und Schilder definitiv befestigt“, erklärt Björn Hartmann. Das Ganze muss sich immer noch einspielen und das Netz muss sich ausweiten, damit es funktionieren kann. In dem Sinne freut man sich beispielsweise auch über Kontakte nach Aachen, denn der Ostbelgier, der als „Mitfahrer“ etwa aus Raeren oder Walhorn nach Aachen fährt, will ja wahrscheinlich auf diesem gleichen Weg auch wieder zurückkommen. Und das könnte demnächst mit der einen oder anderen himmelblauen Mitfahrbank jenseits der Grenze möglich werden.

Damit das Netz wachsen kann, bedient man sich auch digitaler Kommunikationskanäle: Es gibt eine Facebook-Seite oder eine interaktive Karte möglicher Standorte bei Google maps.

Weitere Informationen erteilen die ÖKLE in Raeren (bjoern.hartmann@wfg.be, 0496/129414) und in Lontzen (Stany Noël, 0495/275315, s.noel@frw.be), Initiator Christian Rohr (mitfahrerbank.ostbelgien@gmail.com, 0498/401281) sowie die VoG Fahrmit (Claudia Schmitz, cs@fahrmit.be, 0479/683094).