Meakusma Festival 2018: Feldaufnahmen im Venn, Sounddome im Garten



Vom 7. bis 9.September werden Musikliebhaber und Neugierige aus Nah und Fern in eine Welt eintauchen, in der die Zeit anders zu vergehen scheint und die vorherrschende Atmosphäre einen völlig vergessen lässt, dass man sich in Eupen befindet und eigentlich nur ein paar Stunden aus dem Alltag ausgestiegen ist.

Nach der Ankündigung der ersten Namen im März steht nun das komplette Programm. Über 80 Künstler werden erwartet, wobei neben Konzerten und DJ-Sets erneut ein breites Nebenprogramm mit Workshops, Installationen, Künstlergesprächen und einem Audio-Guide geboten wird. Neben fünf Bühnen im und um den Alten Schlachthof herum sind das IKOB, die Friedenskirche und in diesem Jahr zum ersten Mal die Galerie vorn und oben Schauplatz verschiedener Performances.

Im von Work & Job betriebenen Gemüsegarten des Alten Schlachthofs wird es diesmal nicht nur den gemütlichen Camping und hochwertiges Essen geben, sondern auch das „Claustrum“. Bei dieser aufwendigen Konstruktion handelt es sich um einen Sounddome, also einem kleinen, kuppelförmigen Konzertsaal, der von Les Ateliers Claus aus Brüssel verwirklicht wurde. Dazu haben sie Experten aus den Bereichen Architektur und Klangtechnologie einbezogen. Das „Claustrum“ besteht aus 10.000 recycelten Plastikflaschen. Im Innenraum finden 50 Besucher Platz, die neben Konzerten und Talks auch speziell in Auftrag gegebenen Kompositionen lauschen können.

Um besondere Klangerlebnisse geht es auch bei Chris Watson. Wohl mit niemandem in der Welt ist der Begriff Feldaufnahmen so eng verbunden wie mit Watson. Bekannt geworden als eines der Gründungsmitglieder der Kultband Cabaret Voltaire und von The Halfer Trio, widmete er sich später voll und ganz den sogenannten Field Recordings und Naturaufnahmen. Neben eigenen Kompositionen und Soundprojekten arbeitete er dabei auch mit dem preisgekrönten Naturdokumentarfilmer Sir David Attenborough für die BBC und gewann den BAFTA-Award (Britischer Filmpreis). Watson wird im Vorfeld zum Festival einen Workshop zu Feldaufnahmen im Hohen Venn anbieten und einen Talk beim Festival halten.

Bei über 80 Auftritten fällt die Wahl der zu beschreibenden Künstler nicht leicht. Ein Highlight wird sicherlich die Rückkehr von Shackleton sein.

Die Rückkehr von Lena Willikens dürfte ihre ostbelgischen Fans freuen.

Der Brite war einer der ersten Dubstep-Produzenten, die das Genre musikalisch aufgebrochen haben und damit auf ein neues Level hoben. Im Laufe der Zeit öffneten sich seine Produktionen vermehrt diversen Einflüsse von experimentellem Tribalismus, Techno, Ambient, Industrial und sogar Folk Musik. Mindestens genauso eklektisch ist der Musikgeschmack des Belgiers Marc Hollander. Der Musiker und Produzent ist Betreiber des belgischen Kultlabels Crammed Disc. Seit der Gründung 1980 veröffentlichte Crammed Disc so unterschiedliche Künstler wie Tuxedomoon, Konono N°1, Hector Zazou, Colin Newman und viele andere. Zudem ist Hollander Mitglied der ikonischen Band Aksak Maboul, die in diesem Jahr durch diverse Neuveröffentlichungen ein ganz neues Publikum erreichte.

Realistik Monk ist das neue Performance Projekt von Carl Stone mit der Künstlerin und Komponistin Miki Yui. Stone gilt als Pionier der Live-Computer-Musik. Seit 1972 komponiert er fast ausschließlich elektroakustische Musik. Das Magazin The Village Voice krönte ihn mal zum „King of Sampling“, einer Produktionstechnik ohne die heute weder Popmusik noch Hip Hop oder Techno und House denkbar wäre. Ihr gemeinsames Album „Realm“ wird in Kürze auf Meakusma veröffentlicht.

Lena Willikens kehrt 2018 erneut nach Ostbelgien zurück. Ostbelgischen Techno- und Housefans dürfte Willikens nicht nur dank viel umjubelter Auftritte auf Festivals wie dem Dekmantel in Amsterdam oder dem Sonar in Barcelona ein Begriff sein. Die DJ und Produzentin hat sich hierzulande auch eine solide Fangemeinschaft aufgrund ihrer Auftritte bei Meakusma aufgebaut. Ob Solo als DJ oder mit ihrem audiovisuellen Projekt Phantom Kino Ballett, immer wusste sie durch ihr radikal freies Musikverständnis zu überzeugen. Nachdem Willikens dann, ähnlich wie Ben UFO, den Wunsch äußerte, sich stärker im Festival einbringen zu können, kuratiert sie in diesem Jahr ihre eigene Bühne. Dabei lädt sie nur japanische Künstler ein. Ypy aus Osaka experimentiert mit Sound und Polyrhythmen, Compuma fokussiert sich auf Ambient, Techno und Electro und Rie Lambdoll ist ein House- und Deep House-Produzent. Kopy ist das Soloprojekt von Yoko Kureyama, die als Gitarristin der Band „Water Fai“ tätig war. Eins ihrer Stücke wird bald auf Stefan Schneiders Label TAL veröffentlicht. Und natürlich spielt Lena Willikens auch selber eins ihrer berüchtigten DJ-Sets.

Und sonst?

Die Liste der Künstler ließe sich an dieser Stelle endlos fortsetzen und allen Highlights den angemessenen Raum zu geben, würde hier den Rahmen sprengen. Es ist nicht mal möglich, auf alle musikalischen Richtungen einzugehen, da diese grenzenlos ausdifferenziert vertreten zu sein scheinen. Ob klassische Musik, Jazz, zeitgenössische Experimentalmusik, Dub, Leftfield Rock oder Clubmusik, elektronisch oder akustisch, experimentell oder zugänglich, Band oder Solo. Die verschiedenen Bühnen haben dabei ihren ganz eigenen Charakter. Als dauerhafte Anlaufstelle zu jeder Tages- und Nachtzeit dient dabei erneut der Dublab Raum. Wie immer wird es dort DJ-Sets, Konzerte, Talks und Radiosendungen geben, die diesmal nicht nur auf Dublab.de, sondern auch auf Dublab Los Angeles und Dublab Spanien online gestreamt werden. Das gesamte Programm des Dublab Raums wird zudem vom Brüsseler Radio Panik über die Webseite und über FM ausgestrahlt. Die diesjährige Festivalzeitung ist bereits in der Mache und wird wieder durch zahlreiche internationale Gastbeiträge bereichert. In den nächsten Monaten wird Meakusma eine Reihe der Künstler, die auf dem Festival auftreten in der monatlichen Show auf The Word Radio vorstellen. Ebenfalls wird es Mitte August wieder ein KunstEcho geben, wo das Programm detaillierter vorgestellt wird. Informationen zu den Installationen und Workshops werden später veröffentlicht.

Tickets, weitere Infos und das Gesamtprogramm auf: www.meakusma-festival.be