LokalRunde in Burg-Reuland: „Internet ist kein Luxusprodukt mehr“



Fehlen durfte dabei natürlich auch nicht der Ausbau des schnellen Internets. Eine Problematik, die für viele Eifeler schon lange eine Geduldsprobe ist. Ruckelfreie Videos übers Internet, Musik hören ohne lange Ladezeiten oder Daten verschicken ohne endlose Wartezeiten ist momentan „eher schwierig“, meinte der Informatiker Johannes Ramscheidt, der als einer von vier Gesprächspartnern auf der Bühne agierte. Verantwortlich für die Misere machte der 23-jährige Präsident vom JGV Auel-Steffeshausen allen voran die Anbieter. „Die Gemeinde ist involviert, aber bemüht“, so Ramscheidt. Ein kleines Lob, das Burg-Reulands Bürgermeisterin Marion Dhur als eine von knapp 80 Anwesenden im Saal dankend annahm. „Wir kommen scheibchenweise weiter, aber wir sind 26 Ortschaften in der Gemeinde, da ist es nicht immer so einfach. Wir fragen stetig nach und es geht etwas besser. Die Anbieter sind jetzt im Zugzwang“, äußerte sich Marion Duhr.

Auch Dachdecker Gerd Scheuren, der ebenfalls als Gesprächspartner fungierte, hat mit der Geschwindigkeit des Internets zu kämpfen. „Wenn die Kinder auf YouTube surfen, wird es eng“, erklärte der 44-Jährige. Damit aber nicht genug, denn auch der Mobilfunkempfang macht dem Präsidenten der Dorfgemeinschaft „Lascheid-Richtenberg“ zu schaffen. „Zu Hause haben wir in der Küche luxemburgisches, auf der Toilette deutsches Netz. Ein Problem, das uns dazu gezwungen hat, einen luxemburgischen Handyanbieter zu nutzen, weil wir uns mehr in der Küche aufhalten als auf dem Klo“, berichtete Gerd Scheuren, der mit der Geschichte die Lacher auf seiner Seite hatte.

In die Debatte schaltete sich auch das Publikum ein. „Auf dem Land macht ein Anbieter einfach keinen Gewinn“, sagte ein junger Familienvater. Er regte an, dass die Anbieter gesetzlich daran gebunden werden sollten, ihre Gewinne, die sie schaufelweise in der Stadt einfahren würden, in die ländliche Entwicklung investieren sollten. „Man muss die Unternehmen in die Mangel nehmen, denn Internet ist einfach kein Luxusprodukt mehr.“

Diskutiert wurde auch über die Dorfschulen, die so unter anderem noch in Lascheid zu finden ist. „Die Dorfschule ist der Anfang vom Dorfleben. Mir ist es daher sehr wichtig, dass sie erhalten bleibt“, äußerte sich ein Mann aus dem Publikum. Ein Punkt, den Irma Wangen-Steils, die als einzige Frau auf dem Podium saß, nicht unterstützen wollte. „Ich bin der Meinung, dass ein Besuch einer größeren Schule dazu führt, dass die Schüler und deren Eltern mehr Menschen kennenlernen. Es fördert einfach die soziale Gemeinschaft“, so die Geschäftsfrau, die Rückendeckung von Johannes Ramscheidt bekam, der die Paul-Gerardy-Gemeindegrundschule besucht hat. „Ich fand es gut, da ich dort ich eine viel größere Gruppe gelernt habe“, erzählte der 23-Jährige.

Den Vorwurf, dass die Kinder, die keine Dorfschule besucht haben, besser auf das Leben in der Sekundarschule vorbereitet sind, wollte eine Dreifach-Mama aus Lascheid nicht auf sich sitzen lassen: „Die Basiskenntnisse sind in der Dorfschule sehr gut gelehrt worden und es waren keine Rückstände beim Wechsel zur Schule nach St.Vith zu erkennen. Im Gegenteil.“ Ein männlicher Verfechter der Dorfschule gab außerdem zum Besten, dass Lehrpersonen dort intensiver auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen könnten als in großen Schulen.

„In Luxemburg ist es für mich wesentlich leichter Personal zu finden.“

Thema war am Sonntagmorgen auch die Firmengründung in Luxemburg von Gerd Scheuren. Aber warum hat es den Eifeler eigentlich ins Nachbarland gezogen? „In Luxemburg war bzw. ist es für mich wesentlich leichter Personal zu finden als bei uns“, sagte Scheuren und fügte hinzu: „Generell ist es im handwerklichen Bereich aber verdammt schwierig, gutes Personal zu finden.“

Personal finden muss Landwirt Raymond Geiben „glücklicherweise nicht“. „Und wenn ich welches hätte und es die Aussicht auf einen Job in Luxemburg hätte, wäre es sofort weg.“ Auch weil die Auswahl der Firmen im Süden Ostbelgiens zu klein und Luxemburg „einfach viel zu lukrativ“ sei.

Gewinnbringend ist auch der Tante-Emma-Laden von Irma Wangen-Steils, „aber nur für eine Person“. „Eine Familie kann ich damit nicht ernähren“, so die in Ouren ansässige Geschäftsfrau, die sich sicher ist, dass neue Geschäftseröffnungen keine Zukunft hätten. „Die großen Geschäfte machen die kleinen kaputt“, berichtete sie.

Nicht kaputt, aber dafür mehr als passabel ist das Ansehen der Landwirte. „In der Gemeinde Burg-Reuland und auch im Rest Ostbelgiens haben wir einen guten Ruf. Es gibt aber keine heilige Landwirtschaft mehr. Wir müssen den Endverbrauchern das klar machen und zeigen, was wir machen und wie wir arbeiten“,

Nach einigen Themen, konstruktiven Diskussionen und mit einer obligatorischen Lokalrunde endete gegen 12.40 Uhr die Veranstaltungsreihe des GrenzEcho. Die nächste LokalRunde findet am 17. Juni in der Patronage in Kelmis statt.Eine Bilderstrecke der LokalRunde gibt es auf grenzecho.net