Das GrenzEcho gibt die letzte Runde

Tobias Gangolf, Edgar Ballmann, GE-Redakeur Jürgen Heck, Claudine Schröder, GE-Redakteurin Petra Förster und Guy Trost debattierten bei der LokalRunde über die Herausforderungen im Ourgrund. | Ralf Schaus



Gesprächspartner der Moderatoren Jürgen Heck und Petra Förster waren  der Alfersteger Edgar Ballmann, die Schönbergerin Claudine Schröder, der Schönberger Tobias Gangolf sowie Guy Trost aus Lommersweiler.  Die Schwerpunkte der Fragerunde waren auch im Vorfeld der letzten LokalRunde durch die Mitarbeiterinnen der GrenzEcho-Geschäftsstelle anhand von Telefoninterviews mit Bürgern der Altgemeinden zusammengetragen worden.

Ein grundlegendes Problem im Ourgrund ist die langsame beziehungsweise mancherorts kaum vorhandene Internetanbindung, die laut Claudine Schröder in Schönberg immerhin noch akzeptabel sei.  Dennoch sollte Anbieter Proximus hier Abhilfe schaffen, auch, weil die Dorfbevölkerung die gleichen Kosten zu entrichten hätten wie die Menschen in Ballungszentren. Edgar Ballmann vertrat zum Thema einen rigorosen Standpunkt und erklärte, dass es aufgrund der schwachen Internetverbindung manchmal nicht möglich sei, mit Bankkarte zu zahlen. Besonders nachteilig wirke sich die schlechte Anbindung aus, wenn ein Ourgrunder Nutzer Homeoffice betreiben wolle. Der 20-jährige Tobias Gangolf, Präsident des Schönberger Junggesellenvereins, erklärte schmunzelnd, man merke deutlich, dass bei Internetausfall „mehr miteinander gesprochen wird“. Trotz dieser pragmatischen Sichtweise wird die Internetverbindung in den Dörfern des Ourgrunds sicherlich zum Wahlkampfthema werden. Der Schönberger und Erster Schöffe der Stadtgemeinde St. Vither, Herbert Grommes, erklärte, dass man Lobbyarbeit bei Anbieter Proximus betreibe. Er stellte die Hoffnung in Aussicht, dass das Gebiet möglicherweise Ende nächsten Jahres neu ausgewiesen und zusätzliche Parabolantennen eingerichtet würden.  Er betonte, dass jede Investition hart erkämpft werden müsse.

Neuer Hochwasserbehälter für bessere Wasserqualität in Lommersweiler

Das Thema Trinkwasserqualität in Lommersweiler wurde von Guy Trost angesprochen. In seinem Heimatort enthalte das Wasser zu viele Nitrate und sei untrinkbar.  Im gleichen Atemzug bemängelte er, dass die betroffenen Bürger keinen wirklichen Ansprechpartner hätten und „von Tür zu Tür“ geschickt würden. Zur Trinkwassersituation in Alfersteg meinte Edgar Ballmann, dass man mit der Qualität des Wassers aus dem Rodter Venn zufrieden sei.  Zum Wasser in Lommersweiler erklärte Schöffe Herbert Grommes, dass die Ortschaft in der Tat die einzige in der Gemeinde St. Vith sei, die nicht an die Stadtwerke angeschlossen sei.  Inzwischen sei jedoch ein Hochwasserbehälter eingerichtet, das entsprechende Leitungssystem müsse noch verlegt werden.  Bald jedoch werde die ganze Gemeinde St.Vith inklusive Lommersweiler mit Wasser aus dem Rodter Venn bedient. Auch zu diesem Thema unterstrich Herbert Grommes, dass die Mühlen bei der verantwortlichen Wasserversorgungsgesellschaft SWDE langsam mahlen würden.

Wie bei vielen anderen Lokalrunden in der Eifel wurde auch das dank der Vereinswelt florierende Dorfgefüge hervorgehoben.  In Lommersweiler beispielsweise verwaltet eine VoG, in deren Vorstand jeder Dorfverein zwei Mitglieder entsendet, die Sporthalle.  Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl ist in den Augen von Guy Trost, Vorstandsvorsitzender des Volleyballclub (VBC) Lommersweiler, ein Prozess, der von einer Generation auf die nächste übertragen werde.  Nichtsdestotroz würden die Vereine mittlerweise an ihre Grenzen stoßen, was die Mitglieder und das Personal angehe.  Die Freizeitalternativen seien vielfältig, dies hätte einen Einfluss auf das Ehrenamt.  Der Volleyballclub Lommersweiler beispielsweise verfüge über mittlerweile sieben Mannschaften, dementsprechend groß sei der Zeit- und Personalaufwand, erklärte Guy Trost.

Existenz der Schönberger KLJ stand auf der Kippe

Tobias Gangolf zufolge geht es dem Junggesellenverein Schönberg sehr gut, größere Sorgenfalten hätte ihm die Katholische Landjugend (KLJ) seines Heimatdorfes bereitet, deren Existenz vor einigen Jahren auf der Kippe gestanden habe.  Er bemängelte die lediglich 400 Euro an Zuschüssen, die die Vereinigung von der Gemeinde erhalte. Zur Querfinanzierung würden er und andere KLJ-Leiter am Wochenende als Bedienung jobben, um die KLJ über Wasser zu halten. Bürgermeister Christian Krings reagierte darauf und bemängelte, dass Vereine zunehmend administrativen Auflagen gerecht werden müssten, auch seitens der Europäischen Union. Der bürokratische Aufwand führe dazu, dass viele Menschen sich nicht mehr für das Kollektiv engagieren möchten. Edgar Ballmann betonte, dass Vereinsmenschen künftig noch mehr Eigeninitiative zeigen müssten:„Die Töpfe werden immer leerer. Darunter darf jedoch die Kreativität nicht leiden. Im Gegenteil, sie muss gefördert werden.“

Zum Karneval meinte „Obermöhn“ Claudine Schröder, dass dies in Schönberg ein „schönes und großes“ Thema sei.  Die Tradition werde gelebt und werde auch bestehen bleiben, war sie sich sicher. „Und wenn mal kein Prinz da ist, dann ist eben eine Prinzessin da“, fügte sie lachend an.  Auf Jürgen Hecks Frage, ob Amateurkomödianten neben den professionellen Comedydarbietungen, die beispielsweise im St. Vither Zentrum Triangel präsentiert würden, bestehen könnten, entgegnete Guy Trost, selbst eingefleischter Karnevalist: „Die Zuschauer sind sehr verwöhnt und kleine Karnevalisten haben es schwer. Es wäre schade, wenn ‚hausgemachte‘, also hiesige, Kleinkunst verloren gehe“. In Lommersweiler beispielsweise musste die Kappensitzung bereits vom Hauptsaal in einen Anbau der Halle umziehen.

„Beim Nachbarn Milch holen gehen, diese Zeiten sind vorbei.“

Auch in Lommersweiler sind die „Zeiten, in denen man beim Nachbarn Milch holen gehen konnte“, vorbei, meinte Guy Trost zum Thema Landwirtschaft.  Die Kleinbauern könnten wirtschaftlich nicht mehr mithalten, Grünflächen würden verpachtet.  Ein sanfter Tourismus müsse gefördert werden, meinte Restaurantbetreiberin Claudine Schröder. Edgar Ballmann pflichtete ihr bei und erklärte, dass die Landwirtschaft auch im Sinne der Landschaftspflege erhalten werden müsse. Die Bauern sollten aus alten Strukturen ausbrechen und untereinander verstärkt kooperieren.

Zum Thema Tourismus ergänzte Claudine Schröder, dass es vor allen Dingen Flamen, mittlerweile aber auch viele deutsche Touristen in die Gegend ziehe. „Diese haben mitbekommen, dass bei uns Deutsch gesprochen wird.  Zudem sind Touristen in Schönberg nicht völlig abgeschnitten, weil es unter anderem eine Bäckerei und ein Lebensmittelgeschäft gibt.“ Sie bemängelte jedoch, dass der örtliche Camping vor einiger Zeit seine Pforten geschlossen hat und das Gelände inzwischen verwahrlose.  Man wisse nicht, wo das diesbezüglich laufende, juristische Verfahren stehe, sei bei Initiativen aber bereit, auszuhelfen, so Bürgermeister Christian Krings.

Das letzte Thema war die Bau- und Mietsituation im Ourgrund.  Tobias Gangolf schätzt jene als glücklich ein, deren Eltern über Bauland verfügen.  Im gegenteiligen Fall würden Bauflächen auch an den Meistbietenden veräußert – auch in Schönberg demnach häufig an Zugezogene.  Manchmal gebe es Probleme, „eine Baustelle zu finden“. Edgar Ballmann erklärte, dass die Entscheidung zum Hausbau im Ourgrund ganz bewusst gefällt worden sei: „Wir haben schon an anderen Orten gelebt, es jedoch trotz weiter Arbeitswege nie bereut, uns in Alfersteg niedergelassen zu haben“. Die „kleinen Dörfer“ haben in seine Augen in jedem Fall eine Zukunft, doch müssten Herausforderungen wie die Festigung der Vereinswelt oder die Verbesserung der Busanbindung bewältigt werden.

Zum Thema „Gleichbehandlung der Dörfer in der Gemeinde St.Vith“ war Guy Trost weniger zufrieden als Edgar Ballmann. Die Umsetzung verschiedener langjähriger Projekte, beispielsweise die Urnengräber oder die Neugestaltung des Dorfplatzes in Lommersweiler, ließen noch immer auf sich warten. Zum Teil fühle man sich in Lommersweiler im Stich gelassen. Christian Krings entgegnete, dass die „Urnengräber bald kommen“ und auch die Neugestaltung des Dorfplatzes bald angegangen werde.  Gerade letzteres Projekt habe aufgrund vieler beteiligter Akteure eine lange Vorlaufzeit bedingt.

Bei der anschließenden Fragerunde wurde die Bedeutung von Straßennamen, die im Ourgrund teilweise noch fehlen, betont.  Eine Besucherin äußerte ihre Sorge um den Fortbestand des St. Vither Krankenhauses, konnte aber von Vorstandsmitglied Christian Krings beruhigt werden. Lokal verankerte Kliniken seien wichtig, über den Fortbestand der Klinik müsse sich die Fragestellerin keine großen Sorgen machen. (bmx)