Papst: Kampf gegen Missbrauch ist „dringende Herausforderung“

<p>Der ehemalige Kardinal Theodore Edgar McCarrick wurde aus dem Priesteramt entlassen.</p>
Der ehemalige Kardinal Theodore Edgar McCarrick wurde aus dem Priesteramt entlassen. | ap

Der 88-Jährige war nach der am Samstag veröffentlichten Entscheidung in einer Untersuchung der Glaubenskongregation zudem des Machtmissbrauchs für schuldig befunden worden. Er ist damit in der jüngsten Vergangenheit der bislang höchste Würdenträger, der mit der Versetzung in den Laienstand bestraft wird.

Der Papst hat die Spitzen der Bischofskonferenzen aus aller Welt vom 21. bis 24. Februar einberufen, um über die zahlreichen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche zu sprechen. Bei dem Treffen solle es zunächst darum gehen, ein Bewusstsein für das „Drama“ zu schaffen, hatte Franziskus gesagt. Erst vor zwei Wochen hatte der Pontifex zudem die Existenz sexuellen Missbrauchs von Nonnen in der Kirche eingeräumt: „Ich weiß, dass Priester und auch Bischöfe das getan haben. Und ich glaube, es wird immer noch getan.“

Ein Mann aus den USA, der McCarrick nach Medienberichten beschuldigt hatte, ihn vom 11. Lebensjahr an missbraucht zu haben, ließ nach dem Urteil über seine Anwälte mitteilen: „Nichts kann mir meine Kindheit zurückgeben, und ich habe es nicht genossen, auszusagen oder darüber zu diskutieren, was mit mir passiert ist. Es gibt hier keine Gewinner. Aber ich bin glücklich, dass der Papst mir geglaubt hat.“ Die Erzdiözese von Washington schrieb: „Wir hoffen, dass diese Entscheidung dazu beiträgt, den Heilungsprozess für Überlebende von Missbrauch zu unterstützen.“

McCarrick war dort von 2000 bis 2006 Erzbischof und blieb danach einer der einflussreichsten Kirchenmänner der USA. Angesichts der Missbrauchsvorwürfe wurde ihm aber im Juni 2018 die Erlaubnis entzogen, Gottesdienste zu feiern. Einen Monat später akzeptierte Franziskus dessen Rücktritt aus dem Kardinalskollegium. Derzeit lebt McCarrick in einem Kloster in Kansas.

In der Affäre war auch Franziskus in die Kritik geraten. Der konservative Erzbischof Carlo Maria Viganò hielt dem Pontifex vor, die Vorwürfe gegen McCarrick lange ignoriert und Sanktionen gegen diesen gar rückgängig gemacht zu haben. Der Heilige Stuhl war nach eigenen Angaben im September 2017 vom Erzbistum New York informiert worden, dass ein Mann McCarrick beschuldigt hatte, ihn in den 1970er Jahren missbraucht zu haben.

Im Sommer 2018 hatte die Staatsanwaltschaft des US-Staats Pennsylvania einen großangelegten Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche der USA offengelegt: Mehr als 300 Priester sollen sich in den vergangenen 70 Jahren an mehr als 1000 Kindern und Jugendlichen vergangen haben. Weitere Fälle wurden in anderen Bundesstaaten aufgedeckt.

Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller sagte dem „Spiegel“ mit Blick auf die Missbrauchsfälle: „Wer sich nicht beherrschen kann, ist für das Priesteramt nicht geeignet.“ Er fügte hinzu: „Übrigens bin ich der Meinung, dass kein Mensch gottgewollt als Homosexueller geboren wird.“ In Richtung Papst sagte er, Franziskus dürfe nicht der Versuchung erliegen, „jene Gruppe, die sich mit ihrem Progressismus brüstet, gegen den Rest der Kirche auszuspielen“. Müller saß mehrere Jahre der Glaubenskongregation vor, bevor der Papst seine Amtszeit im Juli 2017 überraschend nicht verlängerte.

Der Wiener Religionssoziologe Paul Zulehner nannte den Missbrauchsskandal eine „Fußfessel“ für den Papst. An ein Scheitern der Missbrauchskonferenz und – damit verbunden – ein Scheitern von Papst Franziskus glaube er aber nicht, sagte der Mitinitiator der Kampagne „Pro Pope Francis“ der „Südwest Presse“ (Montagausgabe). Eine Bewältigung des Missbrauchsthemas könne einen Reformschwung in Gang setzen. (dpa)

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