Mutter hielt Baby zwei Jahre in Kofferraum versteckt

In Kelmis, Eupen und Lontzen schlugen am Mittwoch Einbrecher zu. | dpa

In Frankreich hat der Prozess gegen eine Mutter begonnen, die ihr Baby zwei Jahre lang im Kofferraum ihres Wagens versteckt gehalten hat. Der Ehemann will nichts geahnt haben.

Der Mitarbeiter einer Autowerkstatt in der französischen Gemeinde Terrasson entdeckte das Baby im Oktober 2013 bei Unterhaltsarbeiten in einer Babytragetasche im Kofferraum des Fahrzeuges. Er sprach von einem „grauenhaften Schauspiel“: Das Mädchen war stark verwahrlost, fäkalienverschmiert und konnte nicht mal das Köpfchen aus eigener Kraft heben. „Sie war weiß wie Gips und hatte rollende Augen“, so der Automechaniker. Die heute 50-jährige Frau sei nicht in Panik geraten, als das Kleinkind entdeckt wurde. „Sie war beinahe entspannt, so als sei es für sie eine Befreiung gewesen.“

Sowohl die Mutter des Kindes als auch ihr Ehemann waren damals festgenommen worden. Das Verfahren gegen den Mann wurde später jedoch eingestellt. Nach Aussage der Ermittler hatte die Frau sowohl die Schwangerschaft als auch die Existenz des Mädchens vor ihrem Ehemann und ihren anderen Kindern geheimgehalten, ohne dass diese etwas ahnten. „Es gibt keine Beweise dafür, dass der Mann von dem Kind gewusst hat“, hieß es nach Ende der Beweisaufnahme.

Die Staatsanwaltschaft erklärte vor Gericht, dass der Fall der kleinen Séréna, wie die Mutter das Mädchen nannte, „jede Vorstellungskraft übersteigt“. Das Paar hat drei weitere Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren, die normal sozialisiert und entwickelt sind. Nach dem Fund waren sie vorübergehend bei Pflegefamilien untergebracht worden. Inzwischen leben sie wieder bei ihren Eltern.

Séréna, die Ende November sieben Jahre alt wird und durch die Haltung im Kofferraum und die daraus resultierende begrenzte Sauerstoffzufuhr bleibende Schäden davongetragen hat, lebt weiterhin in einer Pflegefamilie. Der Mutter drohen bis zu 20 Jahre Haft, u. a. wegen schwerer Vernachlässigung mit Folgeschäden.

Experten zufolge ist Sérénas Entwicklungsstand weit zurückgeblieben. Außerdem leidet sie „wahrscheinlich unter irreversiblem Autismus“. Es gäbe einen „kausalen Zusammenhang“ mit der Isolierung, in der das Kind aufgewachsen ist.

Der Prozess wird voraussichtlich bis zum 21. November dauern. (belga)