Kritik am WEF-Treffen

Die Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos steht gleich zu Beginn in der Kritik. Teilnehmer forderten zum Auftakt am Dienstag, das WEF-Treffen müsse konkrete Probleme ansprechen statt wolkige Konzepte zu diskutieren.

Brasiliens neuer Präsident Jair Bolsonaro trat bei seinem ersten internationalen Auftritt Befürchtungen entgegen, seine Regierung werde den Umweltschutz zurückfahren. Er machte aber zugleich deutlich, dass er eine stärkere wirtschaftliche Nutzung des Regenwaldes anstrebt.

WEF-Gründer Klaus Schwab rief bei der Eröffnung zur Zusammenarbeit auf. „Das Treffen wird den Zustand der Welt betrachten und zusammenarbeiten, um den Zustand der Welt zu verbessern“, kündigte er in dem Alpenort an. „Wir sind an einer Kreuzung für die Menschheitsgeschichte, nun müssen wir die Zukunft gestalten.“ Dies müsse zukunfts- und zweckorientiert geschehen.

Im Mittelpunkt des viertägigen Treffens stehen in diesem Jahr die „Globalisierung 4.0“ und die Herausforderungen, die sich durch diese neue Phase der zunehmenden Vernetzung. Schwab forderte, der Mensch müsse stärker im Zentrum stehen. „Wir sind in gewisser Weise in einem Kampf zwischen Robotern und Menschen. Wir wollen keine Sklaven der neuen Technologien werden.“ Das WEF kümmere sich um nachhaltige Entwicklung und die Ethik automatischer Produktionsprozesse, aber adressiere grundlegende Fragen nicht, kritisierte indes Mohammed Hassan Mohamud, einer von sechs jungen Vorsitzenden des Jahrestreffens 2019. Junge Teilnehmer forderten eine stärkere Förderung örtlicher Projekte. „Alle Ideen müssen lokal umgesetzt werden“, sagte die Japanerin Akira Sakano. Sie leitet in einer japanischen Stadt ein Projekt zur Abfallvermeidung. „Es ist Zeit, mutig und unbequem zu sein“, sagte die Schwedin Noura Berrouba, Mitglied des europäischen Jugendparlaments, mit Blick auf drängende Fragen wie den Klimawandel. „Denn was sagt es über das weltweite Engagement aus, wenn wir die Lösungen haben, aber so wenig passiert?“

Der britische Naturfilmer Sir David Attenborough forderte die Teilnehmer zum Einsatz gegen den Klimawandel auf. Der Temperaturanstieg müsse gestoppt, und die Meere müssten gereinigt werden, sagte er am Montagabend. „Wir tun den Ozeanen sehr schlimme Dinge an.“ Am Dienstag betonte Attenborough in einem öffentlichen Gespräch mit dem britischen Prinzen William: „Wir haben die Macht, wir haben das Wissen, um in Harmonie mit der Natur zu leben.“ Bolsonaro sagte, Brasilien tue sehr viel für Umwelt und Naturschutz. „Wir wollen Fortschritt erzielen und gleichzeitig Umweltschutz und Artenvielfalt erhalten“, sagte der Ex-Militär. Allerdings betonte Bolsonaro auch, dass die größte Volkswirtschaft Südamerikas über zahlreiche natürliche Ressourcen verfüge, die wirtschaftlich genutzt werden könnten. Dem Kampf gegen die Klimaerwärmung wolle er sich aber nicht verweigern: „Wir wollen mit der ganzen Welt zusammenarbeiten, um die CO2-Emissionen zu senken.“

Zahlreiche Sicherheitskräfte sind in der ganzen Schweiz wegen der Konferenz im Einsatz. Außer der Polizei können bis zu 5.000 Soldaten eingesetzt werden. (dpa)