Frankfurter Buchmesse wächst im Ausland und beim Publikum

Der Grund: Dem Buchmarkt brechen durch Internet und soziale Medien die Kunden weg. Zwischen 2013 und 2017 hat die Branche 6,4 Millionen Käufer – 18 Prozent der Kunden – im Publikumsmarkt verloren. „Verlage und Buchhandlungen arbeiten intensiv an neuen Ideen, um Menschen für Bücher zu begeistern“, sagt der Geschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis. Die Branche erwarte die Buchmesse daher „voller Tatendrang“.

Rund 7.000 Teilnehmer aus mehr als 100 Ländern werden vom 10. bis 14. Oktober nach Frankfurt kommen. „Wir schätzen, wir landen bei plus drei Prozent“, sagt die Kommunikationschefin der Buchmesse, Katja Böhne. Das Wachstum kommt allein aus dem Ausland. „Wir sind inzwischen bei einem Verhältnis 70:30“, sagt Böhne. Die USA seien zurück, Südostasien und Afrika so stark wie nie. Deutschsprachige Verlage sind weniger dabei als zuvor: Einige kleinere Verlage mussten aufgeben, einige größere sind in Konzernen aufgegangen.

Kleiner ist auch die Zahl der Verlage aus dem rechten Spektrum, bei denen es 2017 zu Tumulten kam. Im September lagen Buchmessendirektor Juergen Boos gerade mal „eineinhalb“ Anmeldungen vor. Die Buchmesse erwartet trotzdem erneut „polarisierende Diskussionen“ und will mit einem neuen Sicherheitskonzept gegensteuern. Zensur finde auf der Buchmesse nicht statt, betont Boos, „aber wir können unsere eigene Position deutlich machen“. Die Messe will sich noch mehr für Meinungsfreiheit und Menschenrechte einsetzen, unter anderem mit der Kampagne „On The Same Page“ zu Ehren der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Sie wird – ebenso wie die Frankfurter Buchmesse – in diesem Jahr 70 Jahre alt.

Das Herz der Buchmesse schlägt – von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – im Agentenzentrum. Rund 800 Literaturagenten aus 33 Ländern, sechs Prozent mehr als im Vorjahr, verhandeln in Frankfurt über Autoren und Texte, Übersetzungen und Illustrationen, Lizenzen und Rechte. Auch die Zahl der Veranstaltungen auf dem Messegelände und in der Stadt wächst von Jahr zu Jahr: Rund 3.700 sind es diesmal.

Die Buchbranche mag schwächeln – die Leser strömen begeistert im Oktober nach Frankfurt. An den Publikumstagen am Wochenende zählt die Buchmesse jährliche Zuwachsraten von 20 bis 30 Prozent. Zum seit zehn Jahren etablierten Lesefest „Open Books“ stellt die Buchmesse daher erstmals eine eigene Veranstaltungsreihe namens „Bookfest“: „publikumswirksame Veranstaltungen, um Bücher und Autoren zu inszenieren“, wie der Projektverantwortliche Lars Birken-Bertsch erklärt – Lesungen und Talks, Poetry Slams und Tastings auf der Messe sowie in Frankfurter Bars und Kulturinstitutionen. Auch ein neues Gebäude zieht auf der Buchmesse ein. Der „Frankfurt Pavilion“ des Architektenbüros Schneider+Schumacher wird auf der Agora, dem zentralen Platz zwischen den Messehallen, aufgebaut. Von außen wirkt der mobile Veranstaltungsraum wie eine Muschel, im Inneren wie ein verdrehtes Bücherregal. „Bücher zeigen immer erst bei genauer Betrachtung ihr Inneres, dann aber ziehen sie dich im besten Fall direkt in ihren Bann. Genau dieses Bild hatten wir vor Augen, als wir den Pavillon entworfen haben“, erklären die Architekten. Ehrengast Georgien hat seinen Gastland-Auftritt unter das Motto „Georgia – Made by Characters“ gestellt – eine Anspielung darauf, dass es im Georgischen ein eigenes Alphabet gibt.

Auch die Gestaltung des Gastland-Pavillons soll von den 33 Buchstaben des georgischen Alphabets inspiriert sein. 200 Titel georgischer Autoren sind auf Deutsch erhältlich, 70 Autoren wollen nach Frankfurt kommen, darunter auch die bekannteste georgische Schriftstellerin, Nino Haratischwili. (dpa)