Auch künftig Platt im Kelmiser Rat



„Ich hoffe die kulturelle Eigenheit, im Rat Plattdeutsch zu sprechen, bleibt nicht auf der Strecke. Das war über Jahrzehnte eine Tradition. Es liegt nun an den Nachfolgern, dafür zu sorgen, dass dies beibehalten wird“, so der scheidende Bürgermeister Louis Goebbels (PFF) an die Adresse seines Nachfolgers, Luc Frank (CSP). Den Eid haben allerdings alle 21 Ratsmitglieder in Hochdeutsch geleistet. Er wurde meist von einem vorgedruckten Papier abgelesen. Für einige Mandatare war diese Gedächtnisstütze nicht nötig, weil sie ihn bereits zum wiederholten Mal vortrugen. Aber auch bei den zehn Neulingen gab es weder Versprecher noch Aussetzer.

Vorherige Mehrheit hat „auch Gutes angepackt“. Das soll nun zu Ende geführt werden, erklärte der designierte Bürgermeister Luc Frank.

Lustige Anekdote zur Einsetzung: Vor sechs Jahren hatte Luc Frank als Erster Schöffe Louis Goebbels den Eid abgenommen. Am Montagabend war es umgekehrt: Luc Frank schwor mit erhobener Hand vor dem scheidenden Bürgermeister.

Als etwas „unglücklich“ empfanden sowohl Luc Frank als auch Louis Goebbels die Tatsache, dass die Schöffen vor dem selber noch nicht vereidigten Bürgermeister Luc Frank ihren Schwur auf König, Verfassung und Gesetze des belgischen Volkes leisten mussten. Der Prozedur der Vereidigung werde somit „nicht die erforderliche Seriosität“ entgegengebracht, urteilte Louis Goebbels. Er weigerte sich dann auch, für die beiden darauf folgenden Tagesordnungspunkte wieder zurück an seinen Platz zu kommen, den er vorab für den Nachfolger frei gemacht hatte. Daher leitete Luc Frank die Sitzung bis zu ihrem Ende. Louis Goebbels erklärte dazu: „Wenn ich diesen Stuhl verlasse, werde ich danach nicht wieder zurückkommen.“ Auch bei dem anschließenden Umtrunk ließ sich der scheidende Bürgermeister nicht lange blicken. So verpasste er die warmen Worte, die Luc Frank an ihn richtete: „Ich möchte mich bei Louis bedanken. Seine Aufgabe war mit viel Einsatz, aber auch Ärger verbunden. Ihm gebührt Dank dafür, dass er sechs Jahre lang die Verantwortung getragen hat.“

Außerdem versicherte Frank, man werde auch künftig das Platt in Ehren halten. Darüber hinaus solle aber auch die französische Sprache nicht in Vergessenheit geraten. „Unsere Nachbaren befürchten, wir würden uns verschließen. Aber gerade wir Kelmiser sind durch die Mehrsprachigkeit in der Lagem, unsere Offenheit zu zeigen“, erklärte er. Die zukunftsorientierte Aufstellung von Kelmis strebe er gemeinsam an – ob mit Mehrheit oder Opposition. „Jeder hat gute Ideen. Wir müssen nur schauen, was machbar ist. Eine starke Opposition ist wichtig, um herauszuschälen, was nicht geht. Außerdem haben wir gesehen, dass die vorherige Mehrheit auch Gutes angepackt hat. Das wollen wir nun zu Ende führen“, schloss der kommende Bürgermeister.

Luc Frank wurde am Dienstag, genau wie die anderen acht Bürgermeister, von der zuständigen Ministerin, Isabelle Weykmans (PFF), vereidigt (siehe Seite 4).

Der neue Kelmiser Gemeinderat setzt sich wie folgt zusammen:

  • Bürgermeister: Luc Frank (CSP)
  • Erste Schöffin: Nadine Rotheudt (SP)
  • Schöffe: Marc Langohr (CSP)
  • Schöffe: Björn Klinkenberg (SP)
  • Schöffe: Mirko Braem (CSP)
  • Schöffe: Marcel Henn (CSP)
  • Ratsmitglieder:
  • Louis Goebbels (PFF)
  • Max Munnix (PFF)
  • Monique Emonts-Pohl (PFF)
  • Jean Ohn (PFF)
  • Sandy Nyssen (PFF) – Zweite Ersatzkandidatin für Veronique Barth und Jenny Conrath, die ihr Mandat nicht annehmen.
  • Frédéric Gabriel (Ecolo)
  • Ilona Renier (Ecolo)
  • Raymond Lenaerts (Ecolo)
  • Ilona Wetzels (SP)
  • Alain Klinkenberg (SP) – Nachgerückt für Erwin Klinkenberg, der auf sein Mandat verzichtet, um seinem Sohn Björn Klinkenberg den Einzug zu ermöglichen. Alain Klinkenberg ist mit den beiden anderen Klinkenbergs übrigens nicht verwandt.
  • Marcel Strougmayer (SP) – Nachgerückt für Marco Reul, der als Angestellter der Gemeindeschule das Mandat nicht annimmt.
  • Iris Lampertz (CSP)
  • Raphael Hilligsmann (CSP)
  • Sally Thaeter (CSP)
  • Käthy Lemmens (CSP)

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