Was ist eigentlich „bio“ und worin liegen die Unterschiede?

Es ist nicht immer einfach, bei den Bio-Siegeln den Überblick zu behalten. | Daniel Karmann/dpa


In Europa gibt es seit 30 Jahren verschiedene Biosiegel. Das bekannteste ist das EU-Bio-Siegel. Hierbei handelt es sich um die gesetzliche Bio-Kennzeichnung und die Grundlage für alles, was in der EU unter der Bezeichnung „Bio“ läuft. Das EU-Bio-Siegel gilt quasi als Mindeststandard für die Kennzeichnung von biologisch produzierten Lebensmitteln.

Seit mehr als zehn Jahren ist eine Steigerung des Bio-Sektors in Belgien festzustellen. So haben neun von zehn Belgiern 2014 Bio-Produkte gegessen, sieben Prozent davon wöchentlich. Gemüse, Obst und Milchprodukte sind die meist gekauften Bio-Produkte in Belgien.

In Belgien werden hauptsächlich folgende Siegel verwendet: EU-Bio-Siegel, AB-Bio-Siegel (agriculture biologique), Biogarantie-Siegel, EKO-Siegel (Flandern), Nature & progrès-Siegel, die Bio-Siegel der Kaufhausketten Colruyt (Biotime), Delhaize (Bio) und Carrefour (Bio) und Demeter.

Bio-Siegel werden vergeben für Produkte aus kontrolliert biologischem Anbau oder tierische Erzeugnisse aus artgerechter und naturnaher Haltung. Lebensmittel mit dieser Auszeichnung müssen zu mindestens 95% aus ökologischem Anbau stammen.

Die wichtigsten Merkmale sind: kein Einsatz von chemischem Dünger, keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel/Pestizide, keine Verwendung von genmanipulierten Organismen (GVO), die Tierbestände sind begrenzt und an die Hofgröße angepasst. Der Einsatz von nicht-ökologischen Zusatzstoffen ist begrenzt.

Die EU-Gesetzgebung sieht vor, dass jeder Mitgliedstaat für eigene und unabhängige Kontrollen zuständig ist. In Belgien gibt es insgesamt drei verschiedene Kontrollbehörden, die diese Bedingungen erfüllen: Certisys, TÜV Nord, Integra & Quality Partners.

Certisys ist mit Abstand die größte unabhängige Kontrollbehörde Belgiens. Diese Behörde kontrolliert drei Viertel aller Biobauern in Belgien.

Das EU-Parlament hat sich im April 2018 auf schärfere Regeln für den Ökolandbau geeinigt. Diese neue Verordnung betrifft neben der Produktion auch die Lieferkette von Bio-Lebensmitteln.

Vor allem im deutschen Sprachraum hat sich ein Verhalten entwickelt, das zwischen Bio und Premium-Bio unterscheidet. Das EU-Bio-Siegel gilt quasi als Mindeststandard in der Bio-Szene. Dabei gibt es eine Reihe von anderen Bio-Siegeln, die viel strengere Anforderungen stellen, wie zum Beispiel Demeter, Bioland oder Naturland.

Bei Demeter ist zum Beispiel im Gegensatz zum EU-Bio-Siegel eine Umstellung nur mit dem gesamten Betrieb möglich. Auch verzichtet Demeter auf künstliche Zusatzstoffe in der Weiterverarbeitung.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Bio-Lebensmittel nicht unbedingt mehr Vitamine enthalten als konventionell erzeugte Lebensmittel. Nach Angaben von Experten besitzen Bio-Obst und Bio-Gemüse mehr sekundäre Pflanzenstoffe, die angeblich Alterserscheinungen oder chronische Krankheiten hinausschieben können.

Fazit: Bio ist gut, auch wenn das Lebensmittel nur das EU-Biosiegel trägt. Egal, nach welchen Richtlinien die Bauern ihre Produkte erzeugen, jedes Biosiegel ist für die Umwelt, für die Tiere und für den Boden besser als Massentierzucht und riesige industriell betriebene Obst- und Gemüseplantagen.