Christine Mauel relativiert Aussagen über Claudia Niessen

<p>Spitzenkandidat Pierre-Yves Jeholet und Christine Mauel (Platz zwei) treten bei den Regionalwahlen im Bezirk Verviers an.</p>
Spitzenkandidat Pierre-Yves Jeholet und Christine Mauel (Platz zwei) treten bei den Regionalwahlen im Bezirk Verviers an. | Christian Schmitz


„Ich habe festgestellt, dass die Werte von Ecolo nicht zu tausend Prozent zu mir passen und es mir deshalb anders überlegt“, sagte die 37-jährige Christine Mauel am Dienstagmorgen bei einem Pressegespräch in Eupen, das sehr kurzfristig anberaumt worden war, nachdem die Personalie in den vergangenen Tagen in Ostbelgien die Runde gemacht hatte. Auf entsprechende Anfragen des GrenzEcho hatte sie am Montag ausweichend reagiert, bevor sie dann einen Tag später selbst an die Öffentlichkeit und damit in die Offensive ging.
Neben ihr hatte bei dem Pressetermin Regionalminister Pierre-Yves Jeholet Platz genommen, der erneut als Spitzenkandidat für die MR im Wahlbezirk Verviers antreten wird. Die komplette Vervierser Liste der Liberalen für die Regionalwahl werde am kommenden Samstag vorgestellt, kündigte Jeholet an, der auch Sektionspräsident seiner Partei ist. Er nannte Christine Mauel eine „exzellente Kandidatin“ und betonte, dass es keine Abwerbungsversuche seiner Partei gegeben habe, sondern es sich hier um eine „persönliche, unabhängige Entscheidung“ von Christine Mauel handelt.
Dass dies in der Öffentlichkeit für gehörigen Wirbel sorgen wird, ist den Beteiligten bewusst. „Aber es ist doch besser, einen solchen Schritt vor den Wahlen zu machen. Das ist allemal ehrlicher, als hinterher seine Konsequenzen zu ziehen, wenn man eventuell gewählt worden ist“, so Christine Mauel gegenüber dem GrenzEcho. Von Ecolo habe sie sich regelrecht „überrumpelt“ gefühlt. Und die Entscheidung, zu kandidieren, sei vollkommen „überstürzt“ gefällt worden, räumte sie ein. „Ich habe sehr schnell, als ich von der Generalversammlung bei Ecolo als Spitzenkandidatin nominiert worden bin, gemerkt, dass ich die Werte von Ecolo nicht so gut verteidigen kann wie die der Liberalen.“
Tatsächlich sei sie zur Kandidatin bei den Grünen bestimmt worden, ohne das Ecolo-Programm gelesen zu haben. Das Programm der MR habe sie dagegen wohl gelesen, betonte sie auf Nachfrage. „Und dort ist schließlich auch ein Kapitel über Umweltschutz vorhanden. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal der Grünen. Wichtig sind noch andere Programmpunkte, wie die Unterstützung für die Wirtschaft.“
Christine Mauel war nach dem Weggang von Marc Xhonneux ins Kabinett von Minister Antonios Antoniadis (SP) im Februar 2017 zur geschäftsführenden Direktorin der sozialen Wohnungsbaugesellschaft avanciert. Zwölf Jahre ist sie mittlerweile für Nosbau tätig. Doch die Zukunft der Gesellschaft steht auf der Kippe. Hintergrund ist die Kompetenzübertragung des Wohnungswesens und der Raumordnung von Namur nach Eupen. „Meine berufliche Situation ist kompliziert. Die Gesellschaft Nosbau wird normalerweise gespalten. Das ist natürlich keine motivierende Situation. Viel lieber möchte man etwas aufbauen, statt etwas abzubauen“, so die zweifache Mutter (ihre Kinder sind neun und sieben Jahre alt, A.d.R.), die aus Eynatten stammt, inzwischen aber in Hauset lebt.
Und genau in diesem Moment sei die Anfrage von Ecolo gekommen, die als „Jobangebot“ zu verstehen war, weil der Spitzenplatz auf der Vervierser Liste von Ecolo fast schon einen sicheren Einzug ins Regionalparlament ermöglicht. „Das alles ist in einem sehr diskreten Rahmen abgelaufen, ich sollte nicht einmal mit Freunden oder Verwandten darüber sprechen“, gab Christine Mauel zu Protokoll. Als die Kandidatur dann feststand, seien ihr schnell Zweifel gekommen. „Auch mein Umfeld reagierte überrascht, viele Mitmenschen fanden, dass die Ecolo-Kandidatur eigentlich gar nicht zu mir passt. Ich habe mir dann die Frage gestellt, ob das der richtige Weg ist, und eine Entscheidung getroffen. Das Ganze fühlt sich für mich jetzt kohärenter an.“ Das würden, so glaubt Christine Mauel, die Wähler verstehen, auch wenn sie selbst Fehler einräumte.
Ecolo habe sich sehr um sie bemüht, ohne sie beziehungsweise ihre Werte zu kennen. Doch es ging ihren Angaben zufolge nicht nur um das Mandat im Regionalparlament: Die Eupener Bürgermeisterin Claudia Niessen habe ihr gegenüber auch den Posten des Generaldirektors in Eupen ins Spiel gebracht. Nachdem diese Aussage am Dienstag für zusätzlichen Wirbel sorgte, präzisierte Christine Mauel am Abend, dass Claudia Niessen ihr die Stelle nicht angeboten, sondern lediglich die Möglichkeit aufgezeigt habe, sich darauf zu bewerben. Claudia Niessen selbst wehrte sich gegenüber dem GrenzEcho gegen den entstandenen Eindruck. Im Sommer 2018 (also vor den Kommunalwahlen) sei der Bewerbungsaufruf der Stadt Eupen zu dem Posten Generaldirektor gestartet. „Ich habe diesen Aufruf vielen Menschen mitgeteilt. Nicht mehr und nicht weniger“, so Claudia Niessen. Nach Bewerbung und Prüfungen werde die Stadt Eupen Ende März durch den Stadtrat die Bezeichnung vornehmen, betonte die Bürgermeisterin.
Vor Nosbau hatte Christine Mauel, die Architektur an der Lütticher Hochschule Lambert-Lombard und an der RWTH Aachen studierte, drei Jahre lang für das Vervierser Architekturbüro Aupa (konzipierte unter anderem das Eupener ATC, A.d.R.) gearbeitet. „Ich denke, die Identifikation mit einer Idee ist das wichtigste, viel wichtiger als mögliche Chancen, ein Mandat zu erhalten.“ Deshalb nehme sie auch die geringeren Chancen in Kauf, ins Regionalparlament gewählt zu werden. Schließlich erhält sie bei der MR hinter Jeholet „nur“ Platz zwei. Das reicht möglicherweise aber auch, da die Liberalen vor fünf Jahren mit zwei Abgeordneten aus dem Bezirk Verviers nach Namur gezogen sind. „Und zwei Sitze sind auch diesmal unser Ziel“, so Jeholet. Christine Mauel kündigte weiter an, auch auf der Gemeinschaftsliste der PFF kandidieren zu wollen. Eine Platzierung steht aber noch nicht fest.

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