Uli Hoeneß und der Elfenbeinturm

Uli Hoeneß, Vereinspräsident von FC Bayern, setzt sich auf der Jahreshauptversammlung auf seinen Platz auf dem Podium. | dpa



Ein Kommentar von Ralph Durry

Der Präsident hat vielleicht zum ersten Mal gemerkt, dass er sich sehr weit von der Basis entfernt hat. Entscheidungen im Elfenbeinturm sind eben nicht jedermanns Sache, dass die Fans dann murren, sollte eigentlich fast normal sein. Aber überraschend war, wie stark der Wind Hoeneß beim Heimspiel im Audi Dome ins Gesicht blies. Vor allem sein Umgang mit Klub-Ikone Paul Breitner ging vielen zu weit. Die Zeiten einer „One-Man-Show“ seien vorbei, wurde Hoeneß klar und deutlich gemacht.

Eigentlich keine neue Erkenntnis, wenngleich die Bayern seit vielen Jahren keine „One-Man-Show“, sondern eine „Two-Men-Show“ in Person von Hoeneß und Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge haben. Und die Entscheidungen des Duos waren in der letzten Zeit mehr als diskussionswürdig, auch wenn Hoeneß eindringlich die Personalpolitik des Klubs verteidigte.

Immerhin will der FC Bayern zur neuen Saison den Geldsack aufmachen und kräftig in die Mannschaft investieren. Zu lange wurde darauf gebaut, dass es die Arrivierten schon richten werden. Eine Blutauffrischung, dies zeigt die laufende Saison, war aber auch schon vorher erkennbar, ist dringend vonnöten.

Aus Sicht von Hoeneß stellt sich aber die Frage: Reicht das, um die Basis wieder für sich zu gewinnen? Seit Freitag bleiben große Zweifel. Eine neue Führungsstruktur mit frischen Kräften scheint überfällig, wenngleich Oliver Kahn wohl erst nach dem Abschied von Rummenigge infrage kommt. Schade! (sid)

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