Großmannssucht

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Von Ralph Durry

Die gute Nachricht vorneweg: Bayern München und Borussia Dortmund bleiben der Fußball-Bundesliga – schenkt man den Worten der Klubchefs Karl-Heinz Rummenigge und Hans-Joachim Watzke Glauben – vorerst erhalten.

Die neuen Enthüllungen über eine bereits vor Jahren entstandene Idee einer European Super League (ESL) haben viele aufgeschreckt. Doch am Ende stellte sich heraus, dass das Ganze wohl nicht mehr war als eine Drohkulisse, um noch mehr Geld aus der Europäischen Fußball-Union (UEFA) und ihrem Premiumprodukt Champions League herauszupressen. Die vollzogenen Änderungen der jüngeren Vergangenheit kamen diesem Ansinnen der Granden des europäischen Klub-Adels nach.

Dennoch, es bleibt ein fader Nachgeschmack. Die Großmannssucht einiger Protagonisten auf Klubseite scheint keine Grenzen zu kennen. Dass schon längst hohe neunstellige Summen im Klubfußball pro Saison umgesetzt werden, daran hat man sich gewöhnt. Aber auch das reicht einigen immer noch nicht.

Sie wollen offenbar auch den letzten Cent herauspressen. Dass sich der Profifußball immer mehr von der Basis und seinen Fans entfernt, das scheint keinen zu interessieren. Eines ist klar: Im Augenblick geht es dem Spitzenfußball in Europa noch gut, aber wird der Bogen überspannt, dann dürften sich viele Anhänger endgültig abwenden.

Die Identifikation spielt eine enorme Rolle und diese geht immer mehr verloren, zumal die Millionäre in den kurzen Hosen längst Saläre kassieren, die in keiner Relation zur erbrachten Leistung stehen.

Die Pläne einer Europäischen Super Liga passen allgemein ins Bild. FIFA-Präsident Gianni Infantino will am liebsten schon bei der WM 2022 mit 48 statt 32 Teams spielen. Eine erweiterte Klub-WM und eine globale Nations League soll nach Gusto des Weltverband-Chefs astronomische 25 Milliarden Dollar bringen. Erstaunlicherweise wurde Infantino vom FIFA-Council für dieses Ansinnen nicht der rote Teppich ausgerollt – zumindest bislang nicht.

„Pecunia non olet“ – Geld stinkt nicht – heißt eine lateinische Redewendung. Angesichts der jüngsten Diskussionen im Fußball und vieler anderer Fehlentwicklungen drängt sich ein anderer Eindruck auf. (sid)