Camelfarben oder knallig werden die Mäntel

Der XXL-Mantel ist bodenlang, besteht aus Kunstfell, Wolle oder ist mit Daunen gefüllt, hat vielleicht auch einen breiten Reverskragen und hängende Schultern. Die überdimensionalen Schnitte und Längen eignen sich zum sogenannten Cocooning: Ein Pullover, darüber eine warme Strickjacke und der weite Mantel bilden einen Kokon wie bei einer Raupe. Das hält im Winter schön warm – perfekt zum Einkuscheln.

Zum Oversized-Schnitt gesellen sich plakative Muster wie geometrische Formen, große Karos und Blumen. Dazu kommen auffällige Farben, berichtet Gerd Müller-Thomkins, Geschäftsführer des Deutschen Modeinstituts in Köln. Das zieht sich komplett durch den Mantel, also auch auf die Innenseiten. So finden sich zum Beispiel bei einem roten Mantel Glencheck-Karo auf dem Innenfutter.

Daraus ergibt sich auch eine Stylingregel für die nicht zu kalten Wintertage: „Das Innenleben wird bewusst zur Schau gestellt und Mäntel daher offen getragen“, erklärt Müller-Thomkins. Der Trend findet seinen Ausgang im Internet auf den Seiten der Modeblogger: Sie fotografieren ihre Outfits für Instagram und Co. und wollen daher Designs, die auf Fotos besonders gut wirken.

Allerdings kann der XXL-Look eine Frau optisch kleiner oder breiter wirken lassen, als sie ist. „Wer sehr schlank ist und eine kleine Oberweite hat, wählt am besten eine A-Form“, rät die Image-Beraterin Janine Katharina Pötsch. Die X-Form schmeichelt Frauen mit typischer Sanduhrenfigur. Ein Modell in H-Form mit Knöpfen oder Gürtel steht hingegen gerade großen Frauen mit Sportlerfigur.

Das Revival des Jahres erlebt der camelfarbene Mantel. Das hellbraune Stück gilt als zeitloser und eleganter Klassiker. Neben hochwertiger Schurwolle gibt es diesen nun in haarigeren Materialien, etwa Mohair. Dazu wird die Taille mit einem Gürtel, einer Kordel oder einem Sisalseil betont, erklärt Müller-Thomkins. Rein optisch passe das nicht zum Mantel, erzeuge daher einen in der Mode gerade so geliebten Stilbruch. Weiteres Plus: Bei großen Schnitten wird so die Figur nachgezeichnet.

Das hellbraune Camel ist aber nichts für jeden Hauttyp, es kann viele Träger blass wirken lassen. „Die warmen Brauntöne stehen vor allem Frühlingstypen“, erklärt Pötsch. Das sind Frauen mit hellem Teint und blondem bis kupferrotem Haar. „Kombiniert wird er am besten zum Kostüm, Anzug oder mit Jeans und edlem Pullover“, ergänzt die Modeberaterin.

Auch für Männer ist die Zeit des Slim-fit vorbei. „Der Mantel darf ruhig voluminöser geschnitten und länger sein“, sagt Sebastian Schwarz vom Fachmagazin „Textilwirtschaft“. Ganz so weit wie in der Damenmode werde es aber nicht. „Für Herren wird der Paletot zum It-Piece“. Das ist ein taillierter Mantel mit spitzem Reverskragen. Klassische Modelle haben eine zweireihige Knopfleiste. Auch ihre Farbe korrespondiert mit dem Trend der Frauenmode: Angesagt sind helle Brauntöne wie Camel.

Entscheidend ist allerdings das Material. „Mäntel werden lässig und soft, fast so wie ein Bademantel“, erklärt Schwarz. Vor allem weiche Cord- und Jersey-Stoffe seien angesagt, beliebt bleibe aber zugleich auch steife Wolle. Die Muster sind auffällig, wenn auch traditionel. Karos wie der Hahnentritt oder auch Fischgräten zieren die Mäntel. Dank mehr Volumen und modernen Stoffen leben diese klassischen Muster neu auf.

Der Mantel für den Mann ist übrigens nicht mehr allein etwas für den schicken Anlass oder als Büro-Begleiter zum Anzug: Er wird in diesem Winter auch über Freizeit- und Streetwear-Looks getragen. „Kombiniert werden dazu Sneakers, T-Shirt und Sweatshirt“, nennt Schwarz ein Beispiel. Der Mantel sollte aber nicht zu schwer sein. „Männer wollen schließlich einen praktischen Begleiter.“

(dpa)