Anti-Rassismus-Skandalwerk und Frauenpower in Antwerpen

Der belgische Starkünstler Luc Tuymans steht im Rahmen des Festivals „Barock 2018. Rubens inspiriert“ in der Installation „In Flanders Fields“ von Berlinde De Bruyckere. | Sabine Glaubitz/dpa

Die riesige Anti-Rassismus-Installation hat in Deutschland auf der documenta 1972 viel Aufsehen erregt. Danach verschwand das Werk, auf das damals ein Rauchbombenanschlag verübt wurde, mehrere Jahrzehnte aus der Öffentlichkeit. Nun ist „Five Car Stud“ des Künstlers Edward Kienholz in Antwerpen zu sehen.

Die brutale und gespenstische Anti-Rassismus-Installation steht vor dem Museum in einem Rundzelt.

„Antwerpen Barock 2018. Rubens inspiriert“ heißt das Festival, das bis Anfang Januar 2019 ein Kulturprogramm mit zahlreichen Werkschauen bietet, in denen das Vermächtnis von Peter Paul Rubens im Rampenlicht steht.

Zu ihnen gehört „Blutrot“ im Museum für zeitgenössische Kunst „MHKA“ mit der antirassistischen Installation des 1994 gestorbenen amerikanischen Objektkünstlers Kienholz.

Kuratiert wurde die bis zum 16. September dauernde Werkschau von dem belgischen Starkünstler Luc Tuymans. Er stellt neben Meister der barocken Malerei wie Peter Paul Rubens, Caravaggio und Francisco de Zurbarán zeitgenössische Künstler wie Jan Fabre, John Armleder, Sigmar Polke und Berlinde De Bruyckere.

Die brutale und gespenstische Anti-Rassismus-Installation steht vor dem Museum in einem Rundzelt – so wie damals auf der documenta 5 in Kassel.

Nach dem Skandal war das Werk aus fünf Automobilen und neun lebensgroßen Figuren jahrzehntelang bei einem japanischen Sammler verborgen. Nach seiner Restaurierung wurde es nur in Los Angeles, in Kopenhagen und 2016 in der Fondazione Prada in Mailand gezeigt.

Was haben nun „Five Car Stud“ und die ausgestopften Pferde von De Bruyckere mit der „Flagellation von Christus“ und „Jüngling von einer Eidechse gebissen“ von Caravaggio gemeinsam? Mit Blick auf Stil und Technik nicht viel. Gemeinsam ist ihnen das Thema Leben und Tod. „Blutrot“ als Ausstellungstitel bekommt dadurch einen leitmotivischen Sinn.

Tuymans versteht den Begriff „barock“, der als kunsthistorische Bezeichnung erst im 19. Jahrhundert entstanden ist, im weitesten Sinne. Und dazu gehören auch die in ihm mitschwingenden Konnotationen wie seltsam, bizarr, überladen, pomphaft und chaotisch. Skurril wirken auch das Video von Javier Téllez, das eine suggestive Löwenprozession durch die Slums von Caracas zeigt, sowie die Fernseher- und DVD-Player-Installation „Kopfverluste“ des deutschen Shootingstars Tobias Rehberger.

Die Präsentation und Wahl der Werke basiere auf einer persönlichen Interpretation.

Er sei nicht als Kunsthistoriker an die Ausstellung herangegangen, sondern als Künstler, sagte Tuymans. Die Präsentation und Wahl der Werke basiere auf einer persönlichen Interpretation. Und so als würde er schon mit Kritiken rechnen, fügte Tuymans hinzu, damit werde er wohl einige Fachleute provozieren.

An dem Festival nehmen sieben Kunsteinrichtungen teil, darunter auch das Rubenshaus, das in Zusammenarbeit mit dem MAS-Museum barocke Frauenpower zeigt. Bis zum 2. September wird dort der Künstlerin Michaelina Woutiers ihre erste Retrospektive gewidmet. Sie hat im 17. Jahrhundert gewirkt und war zu einer Zeit bekannt, in der Frauen nicht an der Akademie zugelassen waren. (dpa)