Verlust der Rechte „im Exil“

In der Komplexität der (innen)architektonischen Herausforderungen liegt für Günther Leufgen der Reiz, der das Bauhandwerk in seiner Vielschichtigkeit so interessant macht. | 4

Wo früher auf einer großen Landkarte bunte Nadelköpfe die Baustellen landauf, landab markierten, verschafft heute der PC mit wenigen Mausklicks eine Übersicht über die Orte, die die roten Transporter mit den lustigen Illustrationen auf der Heckscheibe ansteuern. „Jahr für Jahr deutlich über hundert, manchmal sogar schon mal bis zu hundertfünfzig, von klein über groß bis ganz groß“, umreißt Günther Leufgen die Auftragslage. Mit Umsätzen, die „sich von fünftausend Euro bis deutlich über der Millionengrenze einpendeln können.“

Seit rund vier Jahrzehnten ist die Tätigkeit verstärkt aufs Großherzogtum ausgerichtet. „Heute sind es bis zu neunzig Prozent“, so der Firmenchef, der selbst gerade zur Grundschule ging, als sein Vater 1962 seine erste Baustelle in Luxemburg betreute. Mit der zwangsläufigen Folge, dass in der Zwischenzeit über drei Viertel des Personal bei Leufgen AG in Luxemburg „in Lohn und Brot“ stehen.

Die Auswirkung bei Projekten diesseits der Grenze, vorrangig in der Eifel, ist vor diesem politischen Hintergrund mitunter schon recht kurios: Nach Auskunft von Thomas Jacobs, zuständig fürs Personalwesen, dürfen Arbeitnehmer, die in Troisvierges gebucht sind, lediglich zweiundvierzig Tage auf einer Baustelle in Belgien arbeiten, ohne den Verlust ihrer Luxemburger Rechte zu riskieren. Die Folge: Auf größeren Baustellen in der Eifel muss das Unternehmen präzise Buch führen über den Einsatz der Arbeitskräfte vor Ort und nicht selten die eine oder andere Equipe austauschen, um den gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen.

Heute ist die baulich-architektonische Umnutzung zu einem wichtigen Markt geworden, gerade in Luxemburg. „Ob Scheunen, Stallungen, Werkhallen – das Großherzogtum benötigt weiteren Wohn- und Gewerberaum, weshalb plötzlich vierzig, fünfzig Jahre alte und teils stark vernachlässigte Bausubstanz oftmals eine neue Zweckbestimmung erfährt.“