Ostbelgische Jugend-Theater reisten nach Tuzla

Innerhalb einer Woche bereiteten die Jugendlichen in Workshops eine Präsentation vor. Man aß gemeinsam, arbeitete gemeinsam und tauschte sich aus über die gesehenen Stücke, über die Herkunft. Die Belgier schwärmten von ihren Bieren, die Serben machten das gleiche und so bestellten die Bosnier am Abend für alle eine Runde Tuzlanski. Letztlich entstanden Freundschaften und in manchen Fällen sogar Beziehungen.

Bina Mira geht auf die Initiative von Heinz Jussen zurück, der in Zeiten der Jugoslawien-Kriege mehrmals die Gegend besucht hatte. So liebevoll, wie in diesem Jahr sei es in Tuzla auch nach dem Krieg nicht zugegangen.

„Als ich die Stadt Tuzla nach den Kriegen besuchte, traf ich auf eine Gruppe Jugendlicher in einer Seitengasse. Junge Bosnier und Serben gingen mit Glasflasche aufeinander los. Das war der Moment, in dem mir klar wurde, dass der Kampf um Frieden in dieser Region nicht beendet war und so suchte ich nach einer Möglichkeit, wie ich die Jugendlichen zusammen bringen konnte, auch wenn deren Väter sich gegenseitig bekämpft hatten.“

Tuzla war damals seine erste Anlaufstelle gewesen. In Tuzla hatte alles angefangen und so kehrt — nach zehn Jahren der Reise — das Festival an seinen Ursprungsort zurück. Ein Ort, der auch für Jugendliche anderer Herkünfte eine besondere Bedeutung bekommt, denn hier sind am 25. Mai 1995 71 junge Menschen durch die Detonation einer Granate ums Leben gekommen. Dieses Massaker hat überall auf der Welt die gleiche Bedeutung. Geht man durch die Stadt, dann kommt man an dem für sie errichteten Denkmal unmöglich vorbei. Aus diesem Grund hatten sich die Organisatoren entschlossen, am Tag des Friedens mit allen 130 Teilnehmenden 130 kleine Flammen des Friedens zum Denkmal zu tragen.

Unter den Mitlaufenden gab es auch vier ostbelgische Jugendliche, aus zwei verschiedenen Theatergruppen. Das Eupener Ensemble Friends Theater und das Jugendensemble der Agora, die Junge Agora.

Elfriede Belleflamme, pensionierte Lehrerin der Eupener Pater-Damian-Sekundarschule, war gleich in zwei Funktionen beim Festival anwesend. Zum einen ist sie die künstlerische Leiterin des Friends Theaters, zum anderen die Hauptorganisatorin des Festivals. Sie und ihre beiden Spieler Ema Theißen und Marc Schürmann stellten auf dem Festival ihre Produktion „Save humanity!“ vor, das auch im Internet für alle Interessierten zu sehen ist.

Im Anschluss folgte die neueste Produktion der Jungen Agora mit dem Titel „Heimatklänge“, Teil des Ensembles sind auch zwei Schüler des Königlichen Athenäums St.Vith, Lizi Lorent und Nicolas Eicher, sowie ein ehemaliger Schüler der Bischöflichen Schule, Christopher Lee Stokes. Gemeinsam mit ihren Mitspielern Anna Robic und Paul Christophe ließen sie eine Welt im dauernden Wechsel von Harmonie und Disharmonie entstehen, bei dem jeder und jede — wie so oft auf dem Festival — viel und gemeinsam lachen konnte.

Heimatklänge wird auch in unserer Gegend in den nächsten Monaten zu sehen sein, eine Aufführungsreihe ist für Januar und Februar angesetzt.

www.agora-theater.net, www.bina-mira.de