Kommission Bibliothek und Schule des Deutschen Bibliotheksverbandes zu Besuch in der DG – Schulmediotheken Ostbelgiens standen im Fokus

Vom 29. bis 31. März besuchte eine hochkarätige Delegation von Bibliothekarinnen aus vier deutschen Bundesländern die Deutschsprachige Gemeinschaft, um sich ein Bild des Schulmediothekssystems vor Ort zu machen.

Nach der Ankunft im Kloster Heidberg in Eupen ging es am Mittwoch sofort in medias res. Die vier Teilnehmerinnen des Deutschen Bibliotheksverbandes begaben sich in Begleitung von Dr. Jens Giesdorf, Koordinator aller Schulmediotheken in den Sekundarschulen Ostbelgiens, in die PDS-Mediothek der Pater-Damian-Sekundarschule Eupen.

Diese Schulmediothek ist im September 2015 eröffnet worden und aufgrund der Schülerzahlen auch die größte ihrer Art auf zwei Etagen. Der Lehrermediothekar Stefan Barth führte die kleine Delegation durch die Räumlichkeiten und erklärte dabei den Aufbau, das Konzept und die Besonderheiten der PDS-Mediothek.

„Mit rund 9.500 Medien stehen wir natürlich am Anfang, da wir ja erst im vergangenen Schuljahr als vorläufig letzte Schulmediothek an den Mediotheksverbund mediadg.be angeschlossen worden sind.“ „Der zur Verfügung stehende Gesamtbestand im Verbund erweitert sich aber immens durch den Zusammenschluss aller Schulmediotheken, den angeschlossenen öffentlichen Bibliotheken und Fachbibliotheken auf rund 350.000 Medien, die den Schülerinnen und Schülern somit zur Verfügung stehen“ fügte Dr. Jens Giesdorf hinzu.

Am Donnerstag wurde die Studienreise durch die Schulmediothekslandschaft Ostbelgiens mit einem Besuch in der pädagogischen Mediothek der Autonomen Hochschule Eupen fortgesetzt. Hier erläuterte die Leiterin Kerstin Bong den Aufbau der derzeit laufenden Zusatzausbildung für Lehrermediothekare, die im September 2016 mit zwölf Teilnehmern begonnen hat und zu Beginn des Jahres 2018 ihren Abschluss finden soll.

„In sechs Modulen geht es einerseits natürlich um die bibliothekarische Ausbildung der Teilnehmer, da sie befähigt werden sollen, verschieden Medien wie Bücher, Zeitschriften, aber auch DVD’s möglichst fehlerfrei in das Bibliotheksprogramm einzugeben. Andererseits stehen bei der Zusatzausbildung aber auch medienpädagogische Schwerpunkte, wie die Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz in den Sekundarschulen, im Mittelpunkt der Lehrveranstaltungen.“

In der Bundesrepublik Deutschland existiert eine vergleichbare Weiterbildung für Lehrermediothekare derzeit nicht, daher stieß das vorgestellte Curriculum bei den Expertinnen aus Deutschland auf besonderes Interesse. „In verschiedenen europäischen Ländern gibt es bereits Konzepte für solche Weiterbildungen. Es wäre wünschenswert, auch in Deutschland ein entsprechendes Angebot schaffen zu können,“ sagte Kathrin Reckling-Freitag aus Schleswig-Holstein. Von der praktischen Umsetzung der bibliothekspädagogischen Konzepte konnten sich die Besucherinnen aus Deutschland dann in den Schulmediotheken des Kgl. Athenäums in Eupen (KAE) und der Maria-Goretti-Sekundarschule von St.Vith (MG) überzeugen.

Anne Lebeau vom KAE stellte dabei zahlreiche Projekte zur Leseförderung und Informationskompetenzvermittlung vor. Marliese George von der MG dagegen berichtete ausführlich aus dem Alltag einer Schulmediothek und der Zusammenarbeit mit den Lehrkräften. Die Kommissionsmitglieder waren von der geleisteten Arbeit in den Schulmediotheken begeistert.

Am letzten Tag der Studienreise führte das Programm die Expertinnengruppe in das Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens und damit natürlich auch in die Parlamentsbibliothek. Wilfried Jousten informierte die Delegation über die Besonderheiten der Fachbibliothek, die ihren Präsenzbestand über den Bibliotheksverbund mediadg.be allen Bürgern zur Recherche zur Verfügung stellt.

Entstanden war die Idee zu dieser Studienreise durch langjährig bestehende Kontakte des Bibliotheksverbundes mediadg.be zu bibliothekarischen Dienstleistungseinrichtungen in Deutschland.

Die Vorsitzende der Kommission Bibliothek und Schule des Deutschen Bibliotheksverbandes Julia Rittel wertete diese Studienreise als große Bereicherung und freute sich auf eine zukünftige Zusammenarbeit.