Schulleiter in der DG fordern Klarheit

<p>„Wir brauchen bezüglich festgelegter Richtlinien klare und verbindliche Aussagen der Regierung, die weniger Raum für Interpretation lassen“, schreiben die Schulleiter der Gemeindeschulen Ostbelgien in ihrem Offenen Brief.</p>
„Wir brauchen bezüglich festgelegter Richtlinien klare und verbindliche Aussagen der Regierung, die weniger Raum für Interpretation lassen“, schreiben die Schulleiter der Gemeindeschulen Ostbelgien in ihrem Offenen Brief. | Illustration: Photo News

„Die letzten zwei Jahre haben der Gesellschaft viel abverlangt und viele tun ihr Bestes, um ein Leben mit Corona zu meistern. In Belgien wurden – im Vergleich zu vielen anderen Ländern – die Schulen sehr lange offengehalten. Diese Initiative der Regierung haben auch wir als Schulverantwortliche sehr begrüßt und alle möglichen Ressourcen eingesetzt, um den Schulbesuch durchgängig zu ermöglichen. Die Pandemie hat die Bedeutung von Schule als Bindeglied der Gesellschaft nochmals verstärkt.

Schulen haben unseren Kindern ihr Recht auf Bildung gewährt und Familien durch ihre Öffnung den Rücken freigehalten. Dieses war nur durch den unermüdlichen Einsatz vieler Personalmitglieder in den Schulen möglich. Das bedeutete für das Schulpersonal eine intensive Auseinandersetzung mit anderen, teilweise neuen Lehrmethoden und digitalen Medien; parallel mussten Kinder und Eltern beim Hausunterricht begleitet werden, Arbeitspakete erstellt, erklärt und teilweise sogar rundgefahren werden; der Ersatz für abwesende Kollegen musste übernommen werden und noch vieles mehr.

Es sei dem Schulpersonal (KindergärtnerInnen, LehrerInnen, SekretärInnen, Aufsichten…) gedankt, dass es die nötige Flexibilität an den Tag gelegt hat und weiterhin legt, um alle notwendigen Maßnahmen zur Öffnung der Schulen umzusetzen.

Doch nicht nur dem Schulpersonal ist zu danken, sondern auch

· den Familien, die ihre Kinder tatkräftig unterstützen und durch ihr solidarisches Handeln (z.B. Durchführung von Schnelltests) sowie das Befolgen von Sicherheitsregeln mit dafür sorgen, dass sich alle in den Schulen befindlichen Kinder und Personalmitglieder etwas sicherer fühlen können;

· den Familien, die nicht jede Maßnahme mit Schule ausdiskutieren, wo Schule de facto auch keinen Handlungsfreiraum hatte und hat;

· den Trägern, die uns unterstützen, ein offenes Ohr für unsere Nöte haben, gemeinsam mit uns nach guten Lösungen suchen und diese mit uns umsetzen;

· Kaleido, beim Tracing und der Erstellung des Fallmanagements;

· den Verantwortlichen in der Politik für die Anschaffung der CO2-Messer, Schnelltests und digitalen Endgeräte, die Zurverfügungstellung von Schutzmaterial (Desinfektionsmittel, Masken…) und für das Bemühen, Meinungen und Stimmungsbilder aus den Schulen einzuholen

· und unseren Kindern, die trotz Einschränkungen immer positive Energie und Motivation an den Tag gelegt haben.

Nach zwei Jahren stoßen nun auch Schulen an ihre Grenzen. Die Öffnung der Schulen geht für Lehrer und Schulleiter seit vielen Monaten mit einer großen Belastung einher. Schulen offen lassen hat ihren Preis: Die bereits erfolgten und anstehenden Lockerungen setzen das Schulpersonal, das solidarisch weiterhin seinen Dienst verrichtet, trotz Schutzmaßnahmen täglich einem hohen Risiko aus, selbst zu erkranken! Immer wieder auftauchende Diskussionen, Unklarheiten und schwammige Entscheidungen erzeugen zudem zusätzlichen unnötigen Druck und Verwirrung!

Wir als Schule wünschen uns deshalb Klarheit, Unterstützung und Rücksichtnahme:

· Wir brauchen bezüglich festgelegter Richtlinien klare und verbindliche Aussagen der Regierung, die weniger Raum für Interpretation lassen. „Kann-“ und „Sollte-Regeln“ bringen Verwirrung und Unmut und führen zu gesellschaftlichen Diskussionen in Schulen, die dort nicht ihren Platz haben. Beispiel Maskenpflicht: Diese macht nur Sinn, wenn sie auch in der Breite angewandt wird. Wenn also das Anlegen einer Maske von offizieller Seite für Schulen verpflichtend gemacht wird, sollte auch nur ein ärztliches Attest davon befreien können.

· Die Umsetzung neuer Bestimmungen verlangt einige Tage Vorlaufzeit, um uns vorzubereiten und alle Betroffenen zu informieren. Neue Beschlüsse von heute auf morgen umzusetzen (wie zuletzt verlangt) stiftet Druck und Verwirrung.

· Wir wünschen uns ehrliche Begründungen: Wenn momentan auch die Kinder zum Präsenzunterricht zugelassen sind, die in ihrem Familienkreis Hochrisikokontakte haben, dann tut man dies sicher nicht nur, weil man allen Kindern ein Recht auf Schulbildung geben will, sondern vor allem auch, um die Situation der arbeitenden Eltern zu erleichtern. Damit einher geht, wie schon erwähnt, ein um ein Vielfaches erhöhtes Ansteckungsrisiko für die Mitschüler und das Personal in den Schulen.

· Wir brauchen auch weiterhin das Verständnis der Familien, dass bei Ersatzsituationen nicht alles perfekt laufen kann. Schulen stehen momentan oft vor der Wahl: Klassenschließungen einerseits oder Situationen bestmöglich aber eben mit Einschränkungen bewältigen andererseits.

Diese Pandemie verlangt allen viel ab. Wir hoffen, dass unsere Bedenken, Wünsche und Bitten auch weiterhin gehört und wir die nächsten Wochen und Monate im ehrlichen Dialog mit unseren Partnern und im gegenseitigen Wohlwollen meistern werden.

Die Schulleiter der Gemeindeschulen der Deutschsprachigen Gemeinschaft

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