Anti-TTIP-Welle erreicht Eupen


„Die Ostbelgier sollten sich erheben und klar Stellung beziehen“, erklärt der Organisator. Erwin Radermacher ist demonstrationserprobt und beispielsweise im Anti-Atom-Protest aktiv. Mit Kundgebungen, nicht nur vor dem Atommeiler in Tihange (Huy), kennt er sich aus. „Am 14. Juni findet eine Demo des Aktionsbündnisses gegen Atomenergie am Dreiländerpunkt statt“, berichtet er.

Der Mitgründer von Ecolo Ostbelgien („Ich bin seit zehn Jahren kein Mitglied mehr“) hat die Kundgebung am Samstag in Eupen als Privatperson auf die Beine gestellt. Die Bewerbung des Events lief übers Internet, es wurden aber auch Flugblätter angefertigt. Hierbei erhielt er die Unterstützung der christlichen Gewerkschaft (CSC), die er im Zentrum Mosaik in Eupen vertritt. Dort arbeitet Erwin Radermacher als Erzieher in der Familienberatung.

Die CSC wird am Samstag natürlich anwesend sein, genauso wie die Kollegen der FGTB. „Die Zustimmung ist gesellschaftlich breit aufgestellt“, weiß der 59-Jährige. Die Lautsprechanlage, über die die Reden am Samstag gehalten werden, stellte ihm „Die Raupe“ zur Verfügung. Wie viele Bürger am Samstag kommen werden, kann der Initiator schwer einschätzen. Er glaube aber schon, dass er über seine E-Mail-Kontakte einen großen Teil der DG abgedeckt habe. „Wenn nur wenige kommen, wäre ich schon enttäuscht“, gibt Erwin Radermacher zu. Die Frage bleibt dabei, was mit wenig gemeint ist. Der Organisator ist sich darüber bewusst, dass viele Bürger gesellschaftliche Entwicklungen schulterzuckend zur Kenntnis nehmen. „Ich komme aber aus einer Ecke, wo man sagt: Da kann man doch was verändern.“ Mit seiner Aktion hofft Erwin Radermacher, den Bürger für das Thema stärker zu sensibilisieren. „Ich möchte die Bürger informieren, sie dazu anregen, die Online-Petition gegen das TTIP zu unterschreiben und so positiven Druck auf die Politiker auszuüben.“ Die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft sei demokratisch nicht legitimiert. Es gebe keine Einsicht in die Dokumente, und „die Öffentlichkeit erfährt viel zu spät von allem“. Das TTIP sei übers Volk hinweg entschieden worden. „Die Konzerne wollen weiter ihre Geschäfte machen, auf Kosten der Landwirte und des Endverbrauchers. Die Demokratie ist in Gefahr. Daher der Aufruf.“

Erwin Radermacher begrüßt in diesem Zusammenhang, dass sich auch die lokale Politik mit dem Thema beschäftigt. So plädierte der Stadtrat St.Vith Ende Mai für ein Ende der TTIP-Verhandlungen. Ein Anfang.

Enttäuscht war er dagegen von der Haltung der ProDG-Bewegung, die mit Oliver Paasch immerhin den Ministerpräsidenten der Deutschsprachigen Gemeinschaft stellt. ProDG habe sich nicht äußern wollen, unter dem Vorwand, dass man sich noch informieren und intern darüber diskutieren müsse. „Da kann man nur mit dem Kopf schütteln“, so Erwin Radermacher.

Lob gab es für die Oppositionspartei CSP, die sich wie ihr EU-Abgeordneter Pascal Arimont gegen das TTIP stemmt. Von den Liberalen und der Sozialisten erwartet der 59-Jährige keine Unterstützung. „Sie werden beide für das Abkommen stimmen.“ Wie es nach der Demo am Samstag weitergeht, weiß Erwin Radermacher nicht, aber: „Es ist jedenfalls nicht das Ziel, eine Organisation daraus zu machen.“