„Geh doch nach Hause!“

Mit einer Burka durch die Eupener Innenstadt. GE-Redakteurin Nathalie Wimmer wagte das Experiment. Sie sagt: „Die meisten Menschen reagierten überrascht und verstört. Ihre Abneigung und Ablehnung war kaum zu übersehen.“ | David Hagemann

Gekleidet wie eine afghanische Muslimin in Eupen – wie haben Sie sich unter der Burka gefühlt?

Es ist verwunderlich, was dieser hauchdünne Stoff für Gefühle auslösen kann. Plötzlich war mein Blickfeld eingeengt, meine Beinfreiheit beschränkt. Es war unerträglich heiß unter dem Gewand. Ich fühlte mich wie in Fesseln gelegt. Außerdem stand ich im Mittelpunkt des Interesses. Muslimische Frauen tragen den traditionellen Vollschleier, um sich vor den Blicken fremder Männer zu verstecken. Genau das Gegenteil passierte bei dem Gang durch Eupen. Alle starrten mich an. Alles in allem kein sehr angenehmes Gefühl.

Der Fotograf David Hagemann hat Sie begleitet. Die Bilder zeigen teils heftige Reaktionen der Passanten auf Ihr Auftreten. Was haben Sie erlebt?

Die meisten Menschen reagierten überrascht und verstört. Ihre Abneigung und Ablehnung war kaum zu übersehen. Viele haben diese Gefühle auch in Worte gefasst. „Geh doch nach Hause!“, wurde mir beispielsweise entgegengeschleudert.

In Belgien ist das Tragen der Burka zudem verboten. Auch darauf machten mich viele Passanten aufmerksam – manche wandten sich sogar an die Polizei.

Glauben Sie, dass die Leute auf der Straße Angst vor einer Frau mit einer Burka hatten?

Ja. In unserer Gesellschaft ist man es gewohnt, seinem Gegenüber ins Gesicht zu sehen. Diese Art der Offenheit spiegelt unsere demokratische Haltung wider. Wenn plötzlich eine komplett verhüllte Person daher kommt, widerspricht das unseren Prinzipien und Gewohnheiten. Außerdem verbinden viele mit dem Schleier das Bild von Terrorismus und Extremismus. Daher ist Angst eine häufig empfundene Reaktion.

Lesen Sie die ganze Geschichte „Ein verschleierter Blick auf Eupen“ morgen im GrenzEcho