„Kein Versteckspiel mehr“: Coming-Out eines Handballstars

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Lucas Krzikalla hat sich geoutet. | Foto: Hendrik Schmidt

Lucas Krzikalla hielt es nicht mehr aus. Dem jahrelangen Versteckspiel setzte der Leipziger Handballstar am Wochenende ein Ende. „Ich will für das stehen, was ich mache, und nicht über meine Sexualität definiert werden“, sagte Krzikalla der Welt am Sonntag - und machte seine Homosexualität als erster aktiver männlicher Mannschaftssportler in Deutschlands Profiligen öffentlich.

Mit seinem mutigen Entschluss, einem der „wichtigsten Schritte in meinem Leben“, möchte Krzikalla Vorbild sein. Ein Vorbild, das der langjährige Bundesligaspieler selbst nie hatte. Der frühere Fußball-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hatte sein Coming-Out etwa nach der Karriere gegeben.

Und so äußerte Krzikalla in der MDR-Dokumentation „Aus der Deckung“ seine große Hoffnung: „Vielleicht wird es den ein oder anderen ermutigen, offener damit umzugehen und kein Versteckspiel mehr zu betreiben.“ Allein von fünf Handballspielern in der ersten und zweiten Liga wisse er, „die es vielleicht innerhalb der Mannschaft erzählen, aber Angst haben, mit einem Coming-Out ihrer Karriere zu schaden“.

Im Handball kommt der für den Sport möglicherweise wegweisende Schritt gut an. Karsten Günther sieht in Krzikalla ein „absolutes Vorbild: Es kann ein positiver Aspekt dieser Nummer sein, dass nochmal allen klar wird, wir können mit Vorurteilen vielleicht mal brechen“, sagte der Teammanager der Leipziger im Sportradio Deutschland.

Und auch DHB-Präsident Andreas Michelmann freut die Nachricht „für den Menschen Lucas Krzikalla und sein gesamtes Umfeld. Sein Outing zeugt im besten Sinne des Wortes von einem gesunden Selbstbewusstsein“, sagte der Verbandschef dem SID. Er hofft sehr, „dass solch ein Schritt in unserer Gesellschaft in absehbarer Zeit einfach als sehr normal angesehen wird, denn es geht immer um den Menschen.“

Familie, Freunde und Mitspieler: Krzikallas Coming-Out begann im Kleinen. „Das war dann glaube ich schon eine Erlösung für ihn“, erzählt der Leipziger Teamkollege Alen Milosevic. Fortan grübelte Krzikalla über der Frage, ob und wann er an die Öffentlichkeit gehen sollte. Der 28-Jährige erinnert sich an Partys, auf denen er mit Mädchen nur quatschte, um den Schein zu wahren. Jetzt war die Zeit reif.

„Wie lange noch das ewige Verstellen, die Lügerei, und für wen denn überhaupt?“, schildert Krzikalla, der in Leipzig auf fast 200 Bundesliga-Spiele und knapp 500 Tore kommt, seine Gedanken. Auch wenn Mitspieler Milosevic mit „vielen, vielen Kommentaren“, auch viel Negativem auf Social Media rechnet - Krzikalla ficht das nicht an. „Idioten, die dumme Sprüche machen, wird es immer geben“, sagt er. Das Versteckspiel hat für ihn endlich ein Ende. (sid/calü)

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