Erneuter Krisentest: Stress für Europas Banken

Fast menschenleer, aber oft noch beleuchtet sind nach Feierabend die Büros in der Zentrale der Europäischen Zentralbank (r.) und der anderen Bankentürme der Stadt. Erneut mussten Europas Banken beweisen, dass sie für Krisen gerüstet sind. | dpa

Wie gut sind Europas Banken auf einen Einbruch der Konjunktur vorbereitet? Wie gefährlich wäre ein Ende des Booms an den Immobilienmärkten? Haben die Institute ausreichend dicke Kapitalpuffer für solche Krisenszenarien? Erneut haben sich Europas Bankenaufseher auf die Suche nach möglichen Kapitallöchern in den Bilanzen der Kreditinstitute gemacht. Die Ergebnisse des jüngsten Stresstests wollen die europäische Bankenaufsicht EBA und die Europäische Zentralbank (EZB) an diesem Freitag (18 Uhr belgischer Zeit) veröffentlichen.

Stellen mussten sich dem Krisentest nach EBA-Angaben 48 Banken bzw. Bankengruppen aus 15 europäischen Staaten. Darunter sind 33, die unter EZB-Aufsicht fallen. Zusätzlich durchleuchtete die EZB schon im Frühjahr die vier großen griechischen Banken. Die somit 37 Banken unter EZB-Aufsicht in der Prüfung stehen für 70 Prozent des Bankenmarktes im Euroraum.

Aus Belgien mussten zwei Banken Daten liefern: Belfius und KBC. Die Institute waren gefordert, auf Basis der Bilanz 2017 ein Krisenszenario durchzurechnen: Wie stellt sich die Kapitalbasis bis Ende 2020 dar, wenn im schlimmsten Fall die Wirtschaftsleistung um bis zu 8,3 Prozent einbricht und die Arbeitslosenzahlen um bis zu 3,3 Prozent steigen? Berücksichtigt wurde in den Krisenszenarien auch ein möglicher Schock an den Märkten nach dem Ausscheiden Großbritanniens aus der EU (Brexit) Ende März 2019.

Für Europas Banken ist es der dritte große EU-weite Test dieser Art seit Bestehen der EZB-Bankenaufsicht. Nach Angaben der EBA ist es mit Abstand der strengste. Beim Stresstest 2014 waren von 123 Banken 24 durchgefallen. Bei der Übung 2016 verzichteten die Aufseher auf die Vorgabe von standardisierten Kapitalquoten, die Banken erfüllen mussten. Somit gab es vor zwei Jahren formal keine Durchfaller. Das wird auch beim diesjährigen Test so sein. Es geht den Aufsehern mehr um einen Gesamteindruck von der Solidität der Geschäftsmodelle.

Schneiden Banken schlecht ab, können Aufseher sie aber durchaus verpflichten, Kapitalpuffer zu verstärken. Denn die Ergebnisse fließen in die Bewertung der Institute durch die Aufseher ein: In dem im Fachjargon SREP („Supervisory Review and Evaluation Process“) genannten Prozess legen die Behörden individuelle Kapitalzuschläge für Banken fest und bestimmen unter anderem darüber, wie viel Geld die Institute als Dividende an ihre Anteilseigner ausschütten dürfen.

Die EZB beaufsichtigt seit November 2014 die größten Banken und Bankengruppen im Euroraum direkt. Derzeit sind dies 118 Institute im gemeinsamen Währungsraum.

Besonderes Augenmerk bei dem aktuellen Stresstest gilt den italienischen Banken. Sie haben zehn Jahre nach der Finanzkrise nicht nur einen Berg an faulen Krediten in ihren Büchern, bei denen Kunden Probleme mit der Rückzahlung haben. Zur Belastung könnten für die Institute angesichts des Schuldenkurses der italienischen Regierung auch ihre großen Bestände an Anleihen ihres Heimatlandes werden. (dpa/gz)