Hirscher mit Gold Nr. 6 auf Platz zwei

Superstar Marcel Hirscher holte nach dem Riesenslalom seine zweite Goldmedaille. | afp

Allerdings fließen in Hirschers Bilanz auch zwei Goldmedaillen aus dem Teamwettbewerb ein – dieses Format gab es zu Zeiten Sailers oder Jean-Claude Killys noch nicht.

Die eigentliche Überraschung war der dritte Platz von Felix Neureuther, der die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Nach dem Gewinn der Bronzemedaille im WM-Slalom von St. Moritz drehte sich der deutsche Skirennfahrer immer wieder schluchzend weg. „Das ist der Wahnsinn!“, sagte der 32-Jährige, „jetzt kommt einfach alles hoch.“

Im wohl letzten WM-Rennen seiner Karriere hatte Neureuther am Sonntag eine atemberaubende Aufholjagd von Rang zehn im ersten Lauf bis auf das Podest hingelegt und seine fünfte WM-Medaille gefeiert. Zugleich bescherte er dem Deutschen Skiverband im Engadin doch noch das ersehnte Edelmetall. „Es hat mich im Vorfeld geärgert, dass man gesagt hat, der Neureuther holt keine Medaille, es müssen andere richten. Deswegen habe ich die Verhältnisse ein bisschen zurecht gerückt“, berichtete er. „Es ist schon eine große Last abgefallen.“

„Das ist sehr emotional für mich, das muss ich wirklich sagen“, bekannte Neureuther und erinnerte sich an all die Jahre im alpinen Ski-Zirkus sowie vor allem die schwierige Zeit bei dieser WM in St. Moritz mit enttäuschenden Ergebnissen und zu allem Überfluss auch noch einer Rückenblessur. „Eigentlich hat es hier nicht schlechter laufen können“, betonte Neureuther, ehe ihm wieder die Stimme versagte. „Normal bin ich nicht so eine Pussy, aber heute…“.

Neureuther feierte in der Schweiz seine insgesamt fünfte WM-Medaille.

Als die Medaille sicher war, hatte Neureuther vor zigtausenden Fans am Fuße der Corviglia-Piste ein lautes „Yes!!!“ gebrüllt, war in den Zielauslauf gerannt und hatte den österreichischen Weltmeister Marcel Hirscher umarmt. Dieser schien ebenso baff über den Podiumsrang seines Kumpels zu sein wie dieser selbst. „Felix, was machst du denn hier?“, fragte Hirscher und freute sich „gewaltig“ für Neureuther, mit dem er sich seit Jahren packende Duelle auf der Piste liefert. Die Silbermedaille ging an Hirschers Teamkollegen Manuel Feller.

Neureuther feierte in der Schweiz seine insgesamt fünfte WM-Medaille nach Team-Gold 2005 in Bormio, Slalom-Silber und Team-Bronze 2013 in Schladming sowie Slalom-Bronze vor zwei Jahren in Vail/Beaver Creek. Auf dem Siegerpodest schloss Neureuther die Augen und genoss den Jubel der Fans. „Jetzt stehe ich hier oben, das ist so emotional, weil man auch viel mitgemacht hat“, sagte er und erinnerte an all jene, die in schwierigen Zeiten für ihn da waren, vor allem seine Freundin Miriam Gössner. „Man denkt an alle, an die Miri zu Hause, der es nicht gut geht. Das ist wirklich für sie, das muss ich sagen.“ Der deutsche Trainer Mathias Berthold meinte: „Boah, wie geil ist das!“ Mit dem Druck und bei dieser Ausgangslage eine Medaille zu holen, zeige, „dass er einfach eine wilde Sau ist“. Der Star von St. Moritz war indes Hirscher. Dem Österreicher gelang beim Saison-Höhepunkt die Revanche für neun zweite Plätze in dieser Saison. Durch die Erfolge in Riesenslalom und Slalom avancierte er zum zweiterfolgreichsten WM-Teilnehmer der Historie. Zugleich setzte sich Österreich im Medaillenspiegel von St. Moritz mit dreimal Gold, viermal Silber und zweimal Bronze an die Spitze. „Für mich ist Marcel der beste Slalom-Läufer der Welt. Das hat er heute auch wieder eindrucksvoll gezeigt“, sagte Neureuther. (dpa/sid)