Drittes WM-Gold in Serie: Shiffrin verblüfft Ski-Welt und sich selbst

Mikaela Shiffrin ist derzeit eine Klasse für sich. | afp

Nach ihrem phänomenalen WM-Lauf war auch Mikaela Shiffrin völlig baff. Die schier unbezwingbare Ski-Dominatorin blickte im Ziel von St. Moritz viele Augenblicke lang ungläubig auf die Anzeigetafel, ehe sie die famose Zahl realisierte. Gewaltige 1,64 Sekunden hatte die Amerikanerin die Zweitplatzierte Wendy Holdener aus der Schweiz am Samstag im Slalom von St. Moritz distanziert – so einen Vorsprung gab es in der WM-Historie seit 47 Jahren nicht mehr. „Oh mein Gott“, stammelte Shiffrin in ein TV-Mikrofon, nachdem sie die Fassung wiedererlangt, losgelöst gejubelt und die faszinierten Zuschauer zur Party animiert hatte. „Ich kann das nicht beschreiben.“

Siege sind für die Ausnahmesportlerin längst zur Gewohnheit geworden. Und auch wichtige Medaillen hatte sie schon gewonnen, etwa die WM-Titel 2013 und 2015 sowie Olympia-Gold 2014 in Sotschi. Am vorletzten Tag der WM im Engadin aber suchte selbst die 21-Jährige nach Worten für ihren Coup. „Der heutige Tag ist so speziell. Endlich bin ich mal genauso Ski gefahren, wie ich es mir vorgestellt hatte.“

Den ganzen Winter über sei sie nicht völlig zufrieden gewesen mit ihren Leistungen, deutete Shiffrin im Schweizer Fernsehen an. Was für eine Aussage, angesichts von fünf Siegen und einem dritten Rang in sieben Slaloms! Der Erfolg von St. Moritz war der 16. in zuletzt 20 Torläufen bei Weltcups und Weltmeisterschaften; seit Beginn der Saison 2012/13 gingen 24 von insgesamt 43 Slaloms im Weltcup an sie.

War Teamkollegin Lindsey Vonn jahrelang die Frau für die Rekorde im alpinen Skizirkus, so holt inzwischen die jüngere Teamkollegin in gewaltigem Tempo auf.

Neben dem zweitgrößten Slalom-Vorsprung der WM-Geschichte schnappte sich Shiffrin an einem malerischen und warmen Skitag im Engadin auch die Bestmarke für die meisten WM-Titel in Serie in der Disziplin. So ein Hattrick war vor ihr nur Christel Cranz in den 30er Jahren und Ingemar Stenmark zwischen 1978 und 1982 gelungen. Shiffrin fehlt noch ein Gold, um in der Disziplin Rekordweltmeisterin Cranz einzuholen.

Ganz nebenbei ist Shiffrin neben Holdener mit Slalom-Gold und Silber im Riesenslalom die erfolgreichste Einzel-Teilnehmerin der WM. Ihre Rivalin hatte sich den Titel in der Kombination geholt. Am letzten Renntag der Damen in St. Moritz ging Bronze an Frida Hansdotter aus Schweden.

An Shiffrin scheint kaum ein Rankommen, von keiner Fahrerin weltweit.

Ende Dezember hatte sie am Semmering ihren zwölften Weltcup-Slalom nacheinander gewonnen und die längste Siegesserie der Historie bei den Damen aufgestellt. Selbst eine monatelange Verletzungspause im vorigen Winter konnte die Amerikanerin nicht bremsen – Shiffrin gewann einfach gleich das erste Rennen bei ihrem Comeback.

Ein Olympia-Gold, drei WM-Titel und bislang 28 Siege im Weltcup stehen zu Buche. Dazu kommen die Slalom-Gesamtsiege 2013, 2014 und 2015. Und das dürfte es noch nicht gewesen sein. Die kleine Kugel im Slalom hat sie in diesem Winter erneut fast sicher – und nach der Knieverletzung von Lara Gut wohl auch erstmals den Gesamtweltcup. Shiffrins zentraler Satz am Samstag: „Es gibt kein Limit.“ (dpa)