„Der fährt wie eine Maschine“: „Kannibale“ Hirscher siegt und siegt und siegt

Geht es so weiter, dann holt sich Marcel Hirscher heute den nächsten Rekord. In Saalbach-Hinterglemm kann der beste Skirennfahrer der Gegenwart - viele sagen: der Geschichte - beim Riesenslalom seinen 63. Weltcup-Sieg einfahren. | afp

Die große „Annamirl“, Österreichs „Jahrhundertsportlerin“ Annemarie Moser-Pröll, hatte es kommen sehen. „Noch vor Weihnachten hat er mich eingeholt“, sagte die Abfahrts-Olympiasiegerin von 1980 vor wenigen Tagen der Kronen-Zeitung. Am Montagabend war es soweit: Er – also Marcel Hirscher, der nimmersatte „Kannibale“ des Skisports, zog mit seinem 62. Weltcupsieg mit Moser-Pröll gleich.

„Das ist etwas, das speziell ist in der Ski-Nation Österreich“, sagte Hirscher nach seinem Erfolg im Parallel-Riesenslalom von Alta Badia über den Landesrekord, „das bedeutet etwas, besonders in Österreich.“ In der Tat, am Dienstag jubelte die Krone aufgeregt: „Es ist soweit: Marcel ist nun der Allergrößte!“

Nicht ganz: Zumindest international wird die Marke von Ingemar Stenmark (Schweden/86 Siege) und Lindsey Vonn (USA/82) übertroffen. Hirscher aber war selig. „Unbeschreiblich“, nannte er seinen Sprung auf Österreichs höchsten Gipfel, „es ist ein Wahnsinn, was in den letzten Jahren passiert ist, dass so etwas überhaupt möglich geworden ist.“ Die Bestmarke habe für ihn „den größten Wert, weil das noch nie einer erreicht hat. Das ist wirklich etwas Besonderes.“

Zumal der 29-Jährige in dieser von ihm wenig geliebten Disziplin erstmals reüssierte. „Ich habe mich geplagt“, sagte er, besonders im Viertelfinale habe er arg kämpfen müssen. Knappe 0,08 Sekunden lag der Dominator da vorne. „Das ist mehr Glück, als dass man besser ist als jemand anderes“, sagte Hirscher, der sich sonst lieber auf seine Klasse verlässt.

„Ich habe den absoluten Willen zu gewinnen“, erklärte er sein Erfolgsgeheimnis. Dieser Biss speist sich auch aus den Gedanken im Sommer, als Hirscher nach den Olympiasiegen von Pyeongchang „sehr knapp“ davor gestanden sei, seine ruhmreiche Karriere zu beenden: „Darum ist jedes Rennen ein Plus.“ Außerdem achte er nach sieben Gesamtweltcup-Siegen nicht mehr auf die Punkte, fahre „befreiter“ Ski.

Diese Herangehensweise macht ihn noch besser: In seinen fünf Saisonrennen wurde er nur einmal geschlagen. So gut startete der Salzburger noch nie. Doch Hirscher denkt längst über die Skikanten hinaus. Wie einst Ästhet Bode Miller (USA) wolle er „eine Message rüberbringen“, sagte er.

Am Mittwoch und Donnerstag in Saalbach-Hinterglemm sind weitere Hirscher-Siege wahrscheinlich. Irgendwann aber dürfte selbst der „Kannibale“ satt sein. Ob er wie Vonn weitermachen wolle, bis er Stenmark erreicht habe, wurde er am Montag gefragt. Hirschers knappe, aber bestimmte Antwort: „Nein!“ (sid)