Valtteri Bottas überraschte Freund und Feind

<p>Valtteri Bottas vor Lewis Hamilton: Die Mercedes-Piloten dominierten den Formel-1-Saisonauftakt.</p>
Valtteri Bottas vor Lewis Hamilton: Die Mercedes-Piloten dominierten den Formel-1-Saisonauftakt. | afp

Mann des Tages war zweifellos und ziemlich überraschend Bottas. Die „ewige“ Nummer zwei will in dieser Saison alle Zurückhaltung ablegen, und diese Ankündigung machte er gleich in Melbourne wahr. Der Finne nutzte einen schwachen Start von Pole-Setter Hamilton, zog vorbei und fuhr in der Folge geradezu unaufhaltsam zum Sieg.

„Das war definitiv das beste Rennen, das ich je gefahren bin“, sagte Bottas nach seinem vierten Grand-Prix-Sieg. Hamilton erklärte: „Ich ärgere mich nicht groß. Es war ein gutes Wochenende für das Team. Maximale Punktzahl, darauf kann man aufbauen. Heute sollte es für mich nicht sein. Aber die Saison ist noch lang.“

Auch den zu diesem Jahr wieder eingeführten Extrapunkt für die schnellste Rennrunde sicherte Bottas sich auf den letzten Kilometern und thront mit der Maximalausbeute von 26 Punkten erstmal an der Spitze des WM-Klassements. Noch bei den Tests in Barcelona hatte kein Team so stark gewirkt wie die Ferrari-Scuderia. Qualifying-Runden, Rennsimulationen, Setup, beinahe alles schien vom ersten Tag an zu stimmen. Das Fahrerlager war sich daher weitgehend einig: Ein Ferrari würde den Auftakt gewinnen.

Doch ab dem ersten Trainingskilometer im Albert Park gab Mercedes den Ton an, das Qualifying wurde zur Show der Silberpfeile. Hamilton und Bottas holten die erste Startreihe, mit dem riesigen Abstand von sieben Zehntelsekunden blieb Vettel nur der dritte Platz.

„Ferrari ist beim Set-up in die falsche Gasse abgebogen“, war sich Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nach dem Rennen sicher: „Wenn man sich beim Set-up verrennt, kann man das über ein Wochenende nicht reparieren. Ihre Pace aus Barcelona hat etwas anderes ausgesagt. Bahrain wird ganz anders. Eine andere Strecke, andere Temperaturen.“

Am Start im Albert Park hielt Sebastian Vettel seinen dritten Platz, musste diesen aber hart gegen Verstappen und Leclerc verteidigen. Der sonst meist eiskalte Hamilton erlaubte sich gleich auf den ersten Metern der Saison seine erste Nachlässigkeit: Durch einen nicht optimalen Start konnte Bottas vorbeiziehen.

In dieser Reihenfolge drehten die ersten Drei zunächst ihre Runden, Ferrari entschied sich dann für einen frühen Vettel-Stopp. Der Deutsche bekam die härteren Mediumreifen, mit denen der SF90 im Training ohnehin stärker wirkte. Hamilton musste ebenfalls an die Box, um Vettel keine Angriffsfläche zu bieten – es gefiel ihm nicht, denn nun musste er Bottas an der Spitze erst mal ziehen lassen. „Warum haben wir so früh gestoppt?“, fragte Hamilton im Boxenfunk. Die knappe Reaktion des Kommandostands: „Wir mussten Vettel abwehren.“

Allerdings schaffte es der Deutsche nur unmittelbar nach seinem Stopp, mit frischen Reifen ein wenig Druck auszuüben, danach brachen die Rundenzeiten wieder ein – so sehr, dass er Verstappen nichts entgegenzusetzen hatte. Der Niederländer ging in der 31. Runde relativ einfach vorbei und zog in der Folge gleich davon.

Die letzten Runden wurden nun zur Jagd um den Extrapunkt. Bottas, Verstappen und Hamilton legten nochmal nach – und Bottas war in der vorletzten Runde schnellster Mann des Rennens. (sid)

Großer Preis von Australien, 1. von 21 Läufen zur Formel-1-WM 2019, 58 Runden = 307,574 km: 1. Valtteri Bottas (Finnland) Mercedes 1:25:27,325 Stunden (Durchschnittsgeschwindigkeit: 215,954 km/h), Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 20,886 Sekunden zurück, 3. Max Verstappen (Niederlande) Red Bull Honda 22,520 Sekunden zurück, 4. Sebastian Vettel (Deutschland) Ferrari 57,109 Sekunden zurück, 5. Charles Leclerc (Monaco) Ferrari 58,230 Sekunden zurück, 6. Kevin Magnussen (Dänemark) Haas Ferrari 1:27,156 Minuten zurück, eine Runde zurück: 7. Nico Hülkenberg (Deutschland) Renault, 8. Kimi Räikkönen (Finnland) Alfa Romeo Ferrari, 9. Lance Stroll (Kanada) Racing Point Mercedes, 10. Daniil Kwjat (Russland) Toro Rosso Honda, 11. Pierre Gasly (Frankreich) Red Bull Honda, 12. Lando Norris (Großbritannien) McLaren Renault, 13. Sergio Perez (Mexiko) Racing Point Mercedes, 14. Alexander Albon (Thailand) Toro Rosso Honda, 15. Antonio Giovinazzi (Italien) Alfa Romeo Ferrari, zwei Runden zurück: 16. George Russell (Großbritannien) Williams Mercedes, 17. Robert Kubica (Polen) Williams Mercedes; ausgeschieden: Carlos Sainz junior (Spanien) McLaren Renault (9. Runde/Defekt), Daniel Ricciardo (Australien) Renault (28./Defekt), Romain Grosjean (Frankreich) Haas Ferrari (29./Defekt); schnellste Rennrunde (1 Bonuspunkt): Valtteri Bottas (Finnland) Mercedes (1:25,580/57. Runde)

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