„Tennis kann grausam sein“

Nadal steht nach einem harten Kampf gegen Thiem im Halbfinale. | afp

Am Ende ihrer denkwürdigen Begegnung fielen sich die beiden Helden der Nacht in die Arme, als müssten sie sich gegenseitig stützen. In diesem Moment um 2.03 Uhr Ortszeit in New York war nicht mehr zu unterscheiden, wer das Halbfinale der US Open erreicht hatte und wer geschlagen nach Hause fahren muss.

„Es war ein großartiges Match und eine großartige Atmosphäre.“

Rafael Nadal hielt Dominic Thiem, und Dominic Thiem hielt Rafael Nadal. Es war das würdige Ende einer Partie, die keinen Verlierer verdient hatte. „Doch Tennis“, sagte Thiem, „kann grausam sein“.

4:49 Stunden lang hatten sich die Rivalen in einer tropischen Sommernacht gegenseitig über den Platz gescheucht, eingerahmt von zehntausenden staunenden Fans auf den steilen Tribünen der riesigen Arthur-Ashe-Arena. „Domi hat alles dafür getan, das Match zu gewinnen und ich auch“, sagte Nadal, der in Flushing Meadows nie zuvor so lange auf dem Platz gestanden hatte: „Am Ende war es auch eine Frage des Glücks, und das hatte ich auf meiner Seite.“ Ein verschlagener Überkopfball des Österreichers Thiem beendete das Viertelfinale, das an Dramatik, Spannung und Wendepunkten kaum zu überbieten war.

„Es war ein großartiges Match und eine großartige Atmosphäre“, sagte der Spanier, und Thiem meinte: „Daran werde ich mich für immer erinnern.“

Wie lange Nadal die Auswirkungen des Epos verfolgen werden, zeigt sich am Freitag, wenn er im Halbfinale auf den Argentinier Juan Martin del Potro trifft. „Es ist gut, dass ich jetzt zwei Tage Pause habe“, sagte der Titelverteidiger: „Das gibt mir die Chance, wieder bei 100 Prozent zu sein.“ auf der Grand-Slam-Bühne.“ Und obwohl er den letzten Punkt verloren hatte, war Thiem „glücklich“ über die Erfahrung. Er hoffe, dass er und Nadal noch viele dieser Matches bestreiten werden. Dann aber: „Mit einem anderen Ende.“

4:49 Stunden lang hatten sich die Rivalen in einer gegenseitig über den Platz gescheucht.

Die sechsmalige Siegerin Serena Williams hat indes das Halbfinale und dabei die letzte im Feld verbliebene Top-Ten-Spielerin ausgeschaltet. Die langjährige Nummer eins der Tennis-Welt aus den USA gewann am Dienstag (Ortszeit) 6:4, 6:3 gegen die Weltranglisten-Achte Karolina Pliskova aus Tschechien. Pliskova stand vor zwei Jahren im Endspiel, unterlag dort aber Angelique Kerber. Im ersten Satz führte die 26-Jährige 4:2, danach senkte die 36-jährige Williams ihre Fehlerquote und siegte souverän. Die Gewinnerin von insgesamt 23 Grand-Slam-Titeln trifft an diesem Donnerstag im Halbfinale auf die Lettin Anastasija Sevastova. Die Weltranglisten-18. hatte im ersten Viertelfinale Titelverteidigerin Sloane Stephens aus den USA ausgeschaltet.