Serena Williams bleibt bei Kritik

Serena Williams hat ihr Verhalten nach dem verlorenen Tennis-Finale bei den US Open verteidigt. Die Amerikanerin hatte bei der 2:6, 4:6-Niederlage gegen die Japanerin Naomi Osaka drei Verwarnungen von Schiedsrichter Carlos Ramos erhalten. Die erste gab es wegen Coachings von der Tribüne, nach der zweiten wegen eines zertrümmerten Schlägers verhängte Ramos einen Punktabzug, nach der dritten einen kampflosen Spielverlust zum 3:5 im zweiten Satz. Die Amerikanerin hatte Ramos als Dieb bezeichnet.

Auf ihrer Pressekonferenz blieb die 36-Jährige dabei. „Ich könnte hier nicht sitzen und nicht sagen, dass er ein Dieb ist, denn ich denke, er hat mir ein Spiel weggenommen“, sagte Williams. Sie empfand die regelkonforme Bestrafung sogar als sexistisch. „Er hat noch nie einem Mann ein Spiel weggenommen, weil er „Dieb“ gesagt hat.“

Sie werde weiterhin für Frauenrechte und Gleichberechtigung kämpfen, fügte Williams hinzu und erhielt Lob vom US-Tennis-Verband, weil sie bei der Siegerehrung die Zuschauer aufgefordert hatte, nicht mehr zu buhen und Osaka den Moment ihres bislang größten Erfolges genießen zu lassen. „Was Serena auf dem Podium getan hat, war von großer Klasse und Sportlichkeit“, erklärte Verbandspräsidentin Katrina Adams in einer Mitteilung und lobte Williams trotz des für sie frustrierenden Ausgangs des Matches als echten Champion.

Ihr französischer Trainer Patrick Mouratoglou räumte beim US-Sender ESPN zwar ein, er habe versucht, seinem Schützling Zeichen zu geben. Serena Williams habe sie aber nicht gesehen. Außerdem werde praktisch jeder Spieler während des Matches gecoacht. „Der Star der Show war wieder einmal der Schiedsrichter“, schrieb er bei Twitter.

Osaka erklärte, sie habe von den Kontroversen kaum etwas mitbekommen. Sie habe sich weggedreht, meinte die 20-Jährige, die für den ersten Grand-Slam-Titel in Japans Tennis-Geschichte gesorgt hatte. „Ich weiß, dass sie wirklich den 24. Grand-Slam-Titel wollte, richtig?“, sagte Osaka nach dem Erfolg über ihr Idol.

Auf dem Platz sei sie aber kein Serena-Fan mehr, sondern nur eine Tennisspielerin, die gegen eine andere Tennisspielerin antrete. „Als ich sie am Netz umarmt habe, habe ich mich wieder wie ein kleines Kind gefühlt“, sagte die seit ihrer Kindheit in den USA lebende Osaka bei ihrer Pressekonferenz und weinte.

Mit einem Sieg im Finale und ihrem 24. Grand-Slam-Titel hätte Serena Williams den Rekord der Australierin Margaret Court für die meisten Titel bei den vier wichtigsten Tennis-Turnieren eingestellt.

Vor den fast 24-000 Fans im Arthur-Ashe-Stadium, dessen Dach wegen Regens geschlossen war, verlief die Partie zunächst ähnlich einseitig wie das erste Duell vor knapp einem halben Jahr in Indian Wells, wo Osaka ihren bislang einzigen Turniersieg feierte. Dort war Williams nach ihrer Schwangerschaft noch nicht wieder in alter Form.

Nach dem klar verlorenen ersten Satz gelang ihr mit dem nun erwachten Kampfgeist in der sehenswerten, schnellen Partie im zweiten Satz endlich das erste Break zum 3:1. Doch prompt verlor Williams ihren eigenen Aufschlag und zertrümmerte ihren Schläger. Als Ramos sie daraufhin erneut verwarnte, brüllte sie ihn an. „Ich betrüge nicht, lieber verliere ich. Sie schulden mir eine Entschuldigung.“ Nach dem nächsten Ausfall verhängte er die nächste Strafe. „Sie haben mir einen Punkt gestohlen“, schimpfte sie und weinte.

Nach der dritten Verwarnung kam sogar Oberschiedsrichter Brian Earley auf den Platz, es gab Buhrufe. Williams verkürzte auf 4:5, wenig später machte die Weltranglisten-19. Osaka ihren Triumph perfekt, der in dem Tohuwabohu um Serena Williams fast ein wenig unterging.

Das Herrenfinale zwischen Novak Djokovic und Juan Martin Del Potro ging am Sonntagabend erst nach Redaktionsschluss zu Ende. (dpa)