Hymnen-Panne bei Fed Cup in den USA - „Traurig und schockierend“

Die deutsche Tennisspielerin Andrea Petkovic (r) zeigt beim Absingen der Nationalhymne bei der Fed-Cup Begegnung gegen die USA in Lahaina (USA) auf die deutschen Fans. Mit einer peinlichen Panne bei der Nationalhymne hatte die Fed-Cup-Partie in den USA begonnen. Der Sänger auf dem Center Court stimmte die erste Strophe des Deutschlandliedes an. Das deutsche Team, die etwa 20 Fans und die Delegation verfolgten entsetzt und konsterniert die Darbietung. Mannschaft und Fans versuchten mit „Einigkeit und Recht und Freiheit“ dagegen anzusingen. | Wolfgang Müller/dpa

Julia Görges schossen die Tränen in die Augen, Andrea Petkovic setzte zu einer emotionalen Wutrede an, und Deutschlands Bundestrainerin Barbara Rittner sprach von einem „Skandal“. Noch Stunden nach dem peinlichen Nationalhymnen-Zwischenfall beim Fed-Cup-Gastspiel auf Hawaii debattierten die deutschen Tennis-Damen über den „traurigen und schockierenden Moment“, wie es Teamchefin Rittner formulierte.

„Das ist mit Abstand das Schlimmste, was mir jemals passiert ist in meinem Leben“, sagte Andrea Petkovic nach ihrer 6:7 (10:12), 2:6-Niederlage gegen Alison Riske. „Das war das absolut Letzte, das absolut Allerletzte.“

Was Spielerinnen und Verantwortliche des DTB so dermaßen erzürnte, war eine nicht für möglich gehaltene Panne bei der ansonsten so feierlichen Eröffnungszeremonie. Der Solist auf dem Center Court in Lahaina schmetterte bei der Nationalhymne die erste Strophe des Deutschlandliedes, die mit den Worten „Deutschland, Deutschland über alles“ beginnt – und die in der Zeit des Nationalsozialismus mit der heute verbotenen NS-Kampfhymne „Horst-Wessel-Lied“ gesungen wurde. Wie es zu dem verhängnisvollen Fehler kommen konnte, war den Verantwortlichen unerklärlich.

Der Solist schmetterte bei der Nationalhymne die erste Strophe des Deutschlandliedes, die mit den Worten „Deutschland, Deutschland über alles“ beginnt. Ein Skandal.

Zwar entschuldigten sich die Gastgeber sofort bei der Mannschaft, beim DTB und den wenigen deutschen Fans im Royal Lahaina Resort. Doch vor allem die politisch interessierte und hochemotionale Petkovic fand den Vorfall unverzeihlich.

„Das war der Inbegriff der Ignoranz. Wir sind in 2017, wir sind im 21. Jahrhundert. Und dann kann und darf so etwas nicht mehr passieren“, sagte Petkovic. Einmal in Rage, fuhr die 29 Jahre alte Deutsche unmissverständlich fort: „Ich habe mich noch nie in meinem Leben so respektlos behandelt gefühlt. Wenn wir irgendwo in Timbuktu spielen oder weiß der Geier wo, okay, aber in Amerika? Im 21. Jahrhundert? Dass so etwas passiert, ist echt bezeichnend und eine absolute Unverschämtheit, eine Frechheit in meinen Augen.“ Nach den ersten vier Worten des Solisten hatten sich die Spielerinnen und Teambetreuer ungläubig angeschaut.

Spielerin Görges fing an zu weinen, Co-Trainer Dirk Dier schlug fassungslos die Hände vors Gesicht. Mannschaft und Zuschauer stimmten „Einigkeit und Recht und Freiheit“ an, was aber gegen die Lautsprecher-verstärkte Stimme keine Chance hatte. Für einen kurzen Moment dachte Petkovic daran, das Stadion zu verlassen. Rittner überlegte, auf die andere Seite des Platzes zu gehen und dem Sänger das Mikrofon zu entreißen. „Ich konnte das nicht glauben“, sagte die sichtlich mitgenommene Teamchefin später. „Ich hätte heulen können. Ich war fassungslos, wie das passieren konnte.“

Dass sich Görges in der Partie gegen Coco Vandeweghe am Knie verletzte und das Match beim Stand von 3:6, 1:3 wegen Regens abgebrochen und auf den späten Sonntagabend vertagt werden musste, passte ins Bild eines „Scheiß-Tages“, wie es Rittner formulierte. (dpa)