Nichts sollte Kerbers Fokus stören beim Angriff auf den prestigeträchtigsten der vier Grand-Slam-Titel. Ein Plan, der voll aufging. Nachdem Kerber sich ihren Kindheitstraum erfüllt hatte, sprach dann auch Fissette. Und erklärte gleich einmal seine Vision zum Spiel der neuen Wimbledon-Siegerin. „Die beste Angie ist eine, die versucht, aggressives Tennis zu spielen“, sagte er: „Eine, die versucht von Defensive in Offensive umzuschalten, die dann noch stabil ist im Kopf.“ Genau die „Angie“ eben, die sich in Wimbledon in den vergangenen zwei Wochen präsentiert hat.
Im November 2017 hatten Kerber und Fissette ihre Zusammenarbeit begonnen.
Im November 2017 hatten Kerber und Fissette ihre Zusammenarbeit begonnen. Die Trennung von ihrem langjährigen Coach und Freund Torben Beltz war der Kielerin nicht leicht gefallen. Nach ihrem Seuchenjahr schien eine Veränderung aber unabdingbar. „Torben hat tolle Arbeit geleistet, aber man braucht mit 30 Jahren mal eine neue Ansprache, eine andere Weise zu trainieren, eine andere Taktik“, sagte Fissette nun rückblickend.
In Fissettes eigener Karriere als Tennisprofi waren die Erfolge sehr überschaubar geblieben. Seine höchste Weltranglistenplatzierung erreichte er im August 1999 mit Rang 1291. Als Trainer war er dafür anschließend umso erfolgreicher. Seine Landsfrau Kim Clijsters führte Fissette zu drei Grand Slam Titeln, Sabine Lisicki ins Finale von Wimbledon, und auch Simona Halep, Wiktoria Asarenka, Sara Errani und Johanna Konta feierten unter ihm große Erfolge.
Jetzt hat er auch Kerber auf den Tennis-Gipfel geführt, hat sie nach ihrem schmerzhaften Sturz von der Weltranglistenspitze aus den Top-20 heraus zurück in die Spur geführt. Die Veränderungen waren dabei weniger technischer Natur. Einzig eine kleine Korrektur bei der Fußstellung beim Aufschlag regte er an. Viel wichtiger war die neue mentale Stärke, die er Kerber vermittelte. Es war das Erfolgsrezept dieser Tage von Wimbledon. (sid)
