Sebastian Vettel im Glück

Sebastian Vettel steuerte seine Sieger-Loria einhändig auf dem Weg zur Formel-1-Siegerehrung und genoss in vollen Zügen die Ovationen der Fans. Der 30 Jahre alte Ferrari-Pilot startete mit einem Auftaktsieg in seine WM-Mission und profitierte beim Großen Preis von Australien maßgeblich von einer virtuellen Safety-Car-Phase. Nach einem Glücks-Boxenstopp samt Software-Panne von Mercedes verwies Vettel den verdutzten Titelverteidiger Lewis Hamilton auf den zweiten Platz. „Wir hatten natürlich ein bisschen Glück mit dem Safety Car, es hat aber Spaß gemacht. Das war richtig gut“, sagte der Hesse am Sonntag auf dem Siegerpodium.

Für Vettel war es bei seiner 200. Grand-Prix-Teilnahme der 48. Sieg und der 100. Podiumsplatz. Viel wichtiger aber noch: Im Duell der viermaligen Weltmeister erwischte Vettel einen optimalen Auftakt. „Sie haben einfach den besseren Job gemacht“, lobte Hamilton seinen Ferrari-Kontrahenten. „Ich weiß aber jetzt immer noch nicht, was da eigentlich schief gelaufen ist.“

Vettels finnischer Teamkollege Kimi Räikkönen raste als Dritter ebenfalls auf das Podest.

Beide McLaren kamen in die Punkte.

Stoffel Vandoorne, der am Montag seinen 26. Geburtstag feiert sicherte sich am Steuer seines McLarens dank Platz neun zwei WM-Punkte für die Gesamtwertung sichern. „Ich bin mit dem Rennen recht zufrieden, auch wenn ich in der Safety-Car-Phase einige Plätze verloren habe. Beide Autos in den Punkten, das ist toll. Der Unterschied zum Vorjahr ist frappant. Mit Renault haben wir deutlich mehr Potenzial“, so Vandoorne nach dem Rennen.

119 Tage nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi erloschen die roten Ampeln zum ersten Mal im neuen Grand-Prix-Jahr. Vettel ging nur als Dritter hinter seinem Ferrari-Teamkollegen Räikkönen ins Rennen. Ganz vorne stand mal wieder Hamilton – bereits zum insgesamt siebten Mal in Melbourne. Seine Führung verteidigte der Brite auch nach dem Start, obwohl Räikkönen gleich Druck machte. Vettel blieb Dritter, dahinter verdrängte der Haas-Mann Kevin Magnussen den zunächst auf Rang vier positionierten Verstappen im Red Bull.

An der Spitze konnte sich Hamilton von seinen Verfolgern in Rot leicht absetzen und fuhr souverän vorneweg. „Obwohl wir von der Pole starten, stehen wir unter Druck“, hatte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff die Gefahr für seinen Weltmeister-Piloten vor der Scuderia beschrieben. Auf Unterstützung seines Silberpfeil-Teamkollegen Bottas konnte Hamilton nicht setzen, da sich der Finne nach einem Crash in der Qualifikation und anschließendem Getriebewechsel von Platz 15 nach vorne arbeiten musste.

Die anfangs starken Haas-Piloten Kevin Magnussen und Romain Grosjean waren in Lauerstellung zu den Podestplätzen, Max Verstappen leistete sich indes einen unnötigen Dreher und klagte, dass sich sein Auto nicht gut anfühle. Innerhalb von nur zwei Runden mussten dann Magnussen und Grosjean ihre Hoffnungen auf Punkte wegen Defekten begraben.

Vettel zögerte aus dem Führungstrio seinen Boxenstopp am längsten hinaus und profitierte vom Virtual Safety Car, das nach Grosjeans Aus eine mögliche Gefahrensituation entschärfen sollte. Der Deutsche kam gerade noch vor Hamilton auf den Kurs zurück und behielt seine Spitzenposition. „Ist das mein Fehler?“, wunderte sich der Titelverteidiger, dass Vettel trotz eigentlich nicht üppigen Vorsprungs vor ihm auf die Strecke fuhr. „Lewis, wir dachten, wir wären sicher, aber ist offensichtlich etwas schief gegangen“, gab die Mercedes-Crew zurück.

Mercedes-Crew: „Lewis, wir dachten, wir wären sicher, aber ist offensichtlich etwas schief gegangen.“

„Unsere Strategiesoftware hat uns 15 Sekunden ausgespuckt, die wir hätten haben sollen“, erläuterte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff das Problem. Stattdessen lag das Zeitpolster rund fünf Sekunden niedriger, weshalb Hamilton erst hinter Vettel auf die Strecke kam. Als der Kurs wieder freigegeben wurde, blieb Hamilton zwar an Vettel dran. Nah genug konnte er aber nicht aufschließen, um den Deutschen zu überholen. Die Veranstalter hatten extra eine dritte sogenannte DRS-Zone eingeführt, um das Überholen zu erleichtern. Viel war davon auf dem traditionell nicht besonders überholfreundlichen Kurs aber nicht zu sehen. Hamilton attackierte, war am Ende deutlich schneller und kam sogar noch bis auf 0,6 Sekunden an Vettel ran. Nach einem Ausflug über den Bordstein sanken die Chancen des Briten auf eine erfolgreiche Aufholjagd aber wenige Runden vor dem Ende wieder. Zudem machten ihm die Hinterreifen zu schaffen, wodurch sogar Räikkönen näher kam. So konnte Vettel mit seinem auf den Namen Loria getauften Ferrari einen optimalen Start in seine WM-Mission bejubeln.

Großer Preis von Australien, 1. von 21 Läufen zur Formel-1-WM 2018, 58 Runden = 307,574 km: 1. Sebastian Vettel (D) Ferrari 1:29:33,283 Stunden (205,049 km/h im Durchschnitt), 2. Lewis Hamilton (GB) Mercedes 5,036 Sekunden zurück, 3. Kimi Räikkönen (Fin) Ferrari 6,309, 4. Daniel Ricciardo (Aus) Red-Bull-Renault 7,069, 5. Fernando Alonso (Sp) McLaren-Renault 27,886, 6. Max Verstappen (NL) Red-Bull-Renault 28,945, 7. Nico Hülkenberg (D) Renault 32,671, 8. Valtteri Bottas (Fin) Mercedes 34,339, 9. Stoffel Vandoorne (Belgien) McLaren-Renault 34,921,10. Carlos Sainz jr. (Sp) Renault 45,722, 11. Sergio Perez (Mex) Force-India-Mercedes 46,817, 12. Esteban Ocon (F) Force-India-Mercedes 1:00,278 Minuten zurück, 13. Charles Leclerc (Mon) Sauber-Ferrari 1:15,759, 14. Lance Stroll (Kan) Williams-Mercedes 1:18,288, 15. Brendon Hartley (NS) Toro-Rosso-Honda eine Runde zurück; ausgeschieden: Sergej Sirotkin (Rus) Williams-Mercedes 4. Runde, Marcus Ericsson (S) Sauber-Ferrari 5. Runde, Pierre Gasly (F) Toro-Rosso-Honda 13. Runde, Kevin Magnussen (DK) Haas-Ferrari 22. Runde, Romain Grosjean (F) Haas-Ferrari 24. Runde.; Schnellste Runde: Ricciardo 1:25,945 Minuten (54. Runde) (dpa/belga/sid)