„Göttliche“ Pellegrini tritt ab

Italiens Schwimmstar Federica Pellegrini hat den Siegeszug von Rekordweltmeisterin Katie Ledecky bei der WM in Budapest gestoppt. | afp

Nachdem Schwimmdiva Federica Pellegrini sich einen goldenen Abschied beschert und die doch nicht unbesiegbare Katy Ledecky düpiert hatte, lag ihr ganz Italien zu Füßen. „Göttliche Pellegrini! Italien schwimmt mit Federica im Gold“, titelte die „Gazzetta dello Sport“. Auch die Fußballstars in der Heimat waren hin und weg, unter anderem Nationaltorhüter Gianluigi Buffon: „Federica ist ein Stolz für alle Sportliebhaber, eine Fahne für alle Italiener.“

Der famose Sieg der schillernden Pellegrini über 200 m Freistil war eines der großen Highlights der WM in Budapest – und es war ihr letztes Rennen auf dieser Strecke, wie Pellegrini hinterher verkündete. Spektakulärer hätte die bald 29-Jährige nicht abtreten können: In einem packenden Finale kämpfte sich die Weltrekordlerin auf der Schlussbahn in unwiderstehlicher Manier vom vierten auf den ersten Platz vor. Fast eine Sekunde war Pellegrini auf den letzten 50 Metern schneller als Rekordweltmeisterin Ledecky, deren Sechs-Siege-Mission in der Duna Arena mit Platz zwei scheiterte.

„Ich weiß nicht, woher ich die Energie hatte“, sagte eine freudestrahlende Pellegrini: „Ich hatte ans Podium geglaubt, aber nicht an Gold. Ich dachte, dass Ledecky gewinnen würde.“ Doch am Ende triumphierte eine Frau, die viele nach dem vierten Platz bei Olympia in Rio schon abgeschrieben hatten. Eine Frau, die bereits vor 13 Jahren (!) Olympiasilber in Athen gewann und 2008 in Peking Olympiasiegerin war.

„Ihre Gegnerinnen von damals sind alle im Ruhestand, Federica besteigt wieder den Gipfel der Welt“, schrieb der „Corriere dello Sport“. Und die „Gazzetta“ huldigte: „Federica kann immer wieder wie ein Phönix aus dem Wasser auferstehen.“ Ministerpräsident Paolo Gentiloni fieberte am Fernseher mit und war begeistert: „Wunderbares Italien mit Pellegrini. Eine unglaubliche Aufholjagd.“

Federica Pellegrini ist ein absoluter Star in Italien, in Sachen Bekanntheitsgrad muss sich die blonde Schönheit selbst vor Fußball-Nationalspielern nicht verstecken. Sie schwimmt nicht nur seit mehr als einem Jahrzehnt in der Weltklasse, sie sieht auch sehr gut aus und sorgt privat für Schlagzeilen. Vor allem mit ihrem Liebesleben.

Ihre frühere Beziehung zu Schwimmer Luca Marin, zuvor mit der französischen Olympiasiegerin Laure Manaudou liiert, war wie aus einer italienischen Telenovela. „Federica küsst so viel besser als Laure – ein Traum“, sagte Marin einmal in einem TV-Interview, und Pellegrini ließ die Öffentlichkeit wissen: „Unser erster Sex dauerte heiße 50 Minuten, Luca ist fantastisch. Mit ihm will ich meine Fantasie im Umkleideraum und nur in Pumps erfüllen.“

Wer Pellegrini etwas fragt, erhält in der Regel eine unverblümte Antwort. Auch in Sachen Doping hält sie mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. „Im Schwimmen wird sehr viel gedopt“, sagte Pellegrini einmal in einem Interview: „Ich sehe Schwimmerinnen, deren Körper sich von einem Jahr zum anderen komplett verändern. Ein Jahr sind sie rundlich, und im Jahr darauf sind sie voller Muskeln wie Bodybuilder.“

Bei der Ehrenrunde in der Duna Arena lächelte Katie Ledecky neben der strahlenden Siegerin leicht gequält. „Das tut ein bisschen weh“, sagte die 20-jährige Amerikanerin, der bislang in ihrer Karriere alles zu gelingen schien. Diese Niederlage werde „für die nächsten Jahre das Feuer in mir erhalten“, verriet Ledecky: „Ich werde stärker zurückkommen.“ Eine Revanche gegen Pellegrini wird Ledecky aber nicht mehr bekommen. Die Diva ist über 200 m Freistil abgetreten. Mit einem Knall.

(sid)