Wer fordert Schachgenie Carlsen heraus?

Magnus Carlsen | reporters

Heiße Duelle im Kühlhaus – Berlin sucht den Mann für London, den Herausforderer von Schach-Weltmeister Magnus Carlsen (27). Erstmals in der Geschichte geht ein Kandidatenturnier mit acht Teilnehmern in der deutschen Hauptstadt über die Bühne – und zwar in einer ehemaligen Kühl- und Lagerhalle, die heute ein Veranstaltungsort ist. Am Sonntag, 11. März, geht es los, am 27. März steht Carlsens Kontrahent fest, gegen den der Norweger im November in der britischen Metropole seinen Titel verteidigen muss.

Schachrijar Mamedscharow aus Aserbaidschan ist derzeit die Nummer 2 der Schach-Welt und damit hinter Carlsen am besten platziert. Doch dies ist nur eine Momentaufnahme, lediglich ein Faktor in einem Alles-oder-nichts-Turnier. Es geht auch um die Tagesform, um die Vorbereitung, die Nerven spielen immer eine Rolle. Auch der Russe Wladimir Kramnik (Nummer 3), Wesley So (USA/4), Levon Aronjan (Armenien/5), Fabiano Caruana (USA/8), der Chines Ding Liren (11) und der Russe Alexander Grischuk (12) wollen ihre Chance nutzen. Dessen Landsmann Sergej Karjakin (13) hatte sich Ende 2016 im WM-Duell mit Carlsen erst im Tiebreak geschlagen geben müssen. In Berlin spielt jeder zweimal gegen jeden, bei Punktgleichheit entscheidet ein mehrstufiges und nicht unumstrittenes Feinwertungssystem. Wer das vermutlich knappe Rennen machen wird, ist so schwer wie selten vorauszusagen. Die möglichen Herausforderer und auch Weltmeister Carlsen selbst hielten sich im Vorfeld auffällig bedeckt. In der Weltrangliste wechselten die Positionen hinter Carlsen in den letzten zwölf Monaten beinahe wöchentlich. Bei den Kommentatoren und Fans geht der Trend spürbar in Richtung Aronjan oder Caruana, doch Beobachtern fragen sich schon, ob dabei nicht eher Sympathie und Charisma die Einschätzungen bestimmen. Jedenfalls sind die Chancen von Mamedscharow, So oder Kramnik – mit 42 Jahren der älteste Teilnehmer – nicht schlechter. Als Außenseiter gelten Ding Liren, der erste chinesische WM-Kandidat, Grischuk und Karjakin. (dpa)