Rekordjagd im Manchester-Derby

Aufnahme aus dem April dieses Jahres: Auch damals trafen die Nationalmannschaftskollegen Kevin De Bruyne (links) und Marouane Fellaini im Manchester-Derby aufeinander. | Photo News



Im Manchester-Derby am Sonntag im Old Trafford wird Geschichte geschrieben, so oder so. Denn zum einen ist da Gastgeber United, der schon mit einem Remis seine Serie auf 41 Heimspiele ohne Niederlage ausbauen und damit einen Vereinsrekord aufstellen würde. Und zum anderen ist da City. Der ewige Rivale kann den 14. Liga-Sieg in Folge einfahren – und eine alleinige Bestmarke in der Premier League aufstellen.

Wichtiger als für die Jagd nach Rekorden ist das Duell der alten Trainer-Rivalen Jose Mourinho und Pep Guardiola allerdings für das Titelrennen. Spitzenreiter City würde seinen Vorsprung auf Verfolger United im Erfolgsfall auf elf Punkte ausbauen. Das wäre am 16. Spieltag fast schon eine Vorentscheidung auf dem Weg zur dritten Meisterschaft in sechs Jahren für den aus Abu Dhabi kontrollierten Klub. Sollte United dem Stadtrivalen die erste Liga-Niederlage der Saison zufügen, bekäme der Kampf um den Titel neue Spannung.

De Bruyne und Lukaku sowie vielleicht Kompany und Fellaini

City-Trainer Guardiola versucht, den richtungsweisenden Charakter der bisher größten Partie der Saison herunterzuspielen. „Es ist noch ein langer, langer Weg. Wir müssen noch viele Punkte holen“, sagt der Katalane. Doch er weiß natürlich um die Bedeutung des Spiels. Das belegte er damit, dass er beim wertlosen letzten Vorrundenspiel in der Champions League bei Schachtjor Donezk (1:2) unter der Woche eine B-Mannschaft aufbot, die dann auch umgehend die erste Niederlage überhaupt in dieser Saison kassierte. Der Dämpfer kam laut Guardiola genau zur richtigen Zeit, um die Sinne zu schärfen. „Die Leute reden viel, wenn du viele Spiele gewinnst. Das können wir jetzt vergessen“, sagt er. Angesichts des Acht-Punkte-Vorsprungs an der Tabellenspitze könnte sich City im Derby zurücklehnen und United kommen lassen. Die Mannschaft müsste kein Risiko eingehen.

Doch das ist aus Sicht von Kevin De Bruyne keine Option. „Wir werden so spielen wie immer. Wir wollen Druck auf den Gegner machen, den Ball dominieren, und dann schauen wir mal“, sagt der Rote Teufel.“

„KDB“ ist im Übrigen nur einer von vier belgischen Nationalspielern, die dem Manchester-Derby als Beteiligte entgegenfiebern. Wie De Bruyne bei City ist Romelu Lukaku bei United-Trainer José Mourinho gesetzt. Anders sieht das für Vincent Kompany aus, der bei City zuletzt 90 Minuten auf der Bank saß. Marouane Fellaini kommt bei United in schöner Regelmäßigkeit als Joker von der Bank. Ob Mourinho am Sonntag auf Fellaini setzen wird, hängt nicht zuletzt davon ab, wie sich die Verhandlungen über den möglichen ManU-Abschied des 30-Jährigen, im Winter oder am Saisonende, entwickelt haben.

City tat sich zuletzt in der Liga schwerer als noch vor einigen Wochen. Bei den Siegen gegen Huddersfield Town, Southampton und West Ham (alle 2:1) fiel der entscheidende Treffer jeweils erst kurz vor Schluss. Ein Formverlust? Oder doch der Beweis für Reife und Kampfgeist? Das wird sich im Derby zeigen.

Beide Teams wollen Geschichte schreiben.

Mit den Sticheleien, die vor einem solchen Spiel dazu gehören, geht Trainer Guardiola gelassen um. Er habe das sicher nicht so gemeint, sagte er über den von Uniteds Mittelfeldmann Paul Pogba in einem Interview geäußerten Wunsch nach Verletzungspech für City. Die Ironie an dieser Anekdote: Pogba sah beim 3:1-Erfolg seines Teams gegen den FC Arsenal am vergangenen Wochenende die Rote Karte und ist im Derby gesperrt. Dafür kann United im Tor auf den im Moment überragenden David de Gea vertrauen, der gegen Arsenal die Bestmarke für die meisten Paraden in einem Spiel einstellte. „Es ist ein Derby, wir haben Selbstvertrauen, fühlen uns wirklich stark und wollen gewinnen“, sagt der Keeper im Sky-Interview. Sollte das gelingen, würde United einen Heim-Rekord verbuchen. Aber auch City will Geschichte schreiben. (sid/jph)