Hat Nibali Hoffnung auf dritten Giro-Sieg schon aufgegeben?

Vincenzo Nibali scheint diesmal nicht mehr an die Wende zu glauben. | afp

Titelverteidiger Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) hat sich skeptisch zu seinen Chancen auf einen dritten Giro-Gesamtsieg geäußert. „Der Giro d’Italia ist noch nicht vorbei, aber ich bin jetzt ziemlich weit hinter Dumoulin. Wenn Tom gewinnen sollte, kann ich nur zu ihm hingehen, ihm die Hand schütteln und gratulieren“, erklärte der Italiener im Ziel der 15. Etappe, wo er am Sonntag im letzten Anstieg des Tages durch die Altstadt von Bergamo versucht hatte, mit einer späten Attacke Zeit auf das Rosa Trikot gutzumachen oder sich zumindest den Etappensieg zu holen.

„Ich hatte gute Beine heute und deshalb habe ich es versucht“, so Nibali, der zwar von seinen schärfsten Gegnern nicht wegkam, dafür aber eine achtköpfige Spitzengruppe initiierte, die letztlich den Sieg unter sich ausmachte. „Der Anstieg nach Bergamo Alto lud zu einer späten Attacke ein und ich hab’s probiert. Natürlich haben mich meine Rivalen nicht weggelassen, aber ich bin glücklich darüber, es probiert zu haben“, fügte der Bahrain-Kapitän an.

Das ändert aber nichts daran, dass Nibali als Gesamtvierter unverändert nicht nur 3:40 Minuten Rückstand auf den auch in Bergamo souveränen Tom Dumoulin (Sunweb) aufweist, sondern in der letzten Giro-Woche auch noch am zweitplatzierten Nairo Quintana (Movistar) und am Franzosen Thibaut Pinot (FDJ) vorbeiziehen muss, um sich am kommenden Sonntag in Mailand das Maglia Rosa überstreifen zu dürfen.

„Ich kann mich nicht über meine Form beklagen, die Zahlen belegen, dass sie gut ist“, sagte der 32-Jährige, der sich vom Niveau seiner Konkurrenten allerdings beeindruckt zeigte: „Fakt ist, dass der Level bei diesem Giro d’Italia wirklich hoch ist. Manche Leute sind stärker als ich. Ich habe in den bisherigen Anstiegen immer einen Preis bezahlt.“ Das klang schon sehr danach, als ob sich Nibali keine großen Hoffnungen auf einen weiteren Giro-Triumph mehr machen würde. Dabei war ihm im vergangenen Jahr eines der märchenhaftesten Comebacks bei einer großen Rundfahrt gelungen, als er sich vom vierten Gesamtplatz bei einem Rückstand von 4:43 Minuten noch auf den letzten drei Etappen an die Spitze der Gesamtwertung verbesserte.

Im vergangenen Jahr gelang Vincenzo Nibali eines der märchenhaftesten Comebacks bei einer großen Rundfahrt.

Damals profitierte er allerdings von einem Sturz des Gesamtführenden Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) auf der 19. Etappe, die Nibali für sich entschied. Tags darauf holte er sich schließlich das Rosa Trikot vom Kolumbianer Esteban Chaves (Orica-Scott). Diesmal scheint Nibali nicht mehr mit einem ähnlichen Ausgang zu rechnen. „Ich kann nur mein Bestes geben. Etwas anderes kann ich nicht tun“, fügte er fast schon resignierend an. (rsn)