Froome fährt Gesamtsieg entgegen

In der Gesamtwertung baute Froome seinen Vorsprung gegenüber Nibali auf 1:58 Minuten auf. | afp

Die Organisatoren der Vuelta a Espana kannten kein Erbarmen. Direkt nach dem zweiten Ruhetag platzierten sie das erste und einzige Zeitfahren der Rundfahrt. Und wie erwartet wurde die 40,2 Kilometer lange Prüfung zwischen dem Circuito de Navarra und Logroño zur Machtdemonstration von Chris Froome (Sky).

Der 32-Jährige siegte in einer Zeit von genau 47 Minuten deutlich und baute seinen Vorsprung in der Gesamtwertung wohl vorentscheidend aus. Froome folgten in der Tageswertung der starke Wilco Kelderman (Sunweb/+0:29) und Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida/+0:57). Ein Zeitfahren der Kategorie „Desaster“ erlebten hingegen Esteban Chaves (Orica-Scott) und Fabio Aru (Astana).

„Ich bin extrem glücklich. Es ist unglaublich, vier Tage vor dem Ende der Rundfahrt meine Führung ausgebaut zu haben und in dieser Position zu sein“, freute sich Froome nach der Etappe: „Ich konnte in einer Geschwindigkeit fahren, in der ich mich am wohlsten fühle. Aus dem Teamfahrzeug habe ich kaum Zwischenzeiten bekommen, daher wusste ich nicht genau, wie ich lag – und habe das erst mal als keine gute Nachricht ausgelegt. Aber gegen Ende wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg war. Die Erleichterung ist unglaublich groß.“

Das Rennen begann am frühen Nachmittag auf der Motorsport-Rennstrecke in Los Arcos, führte weiter durch die Weinregion La Rioja und zur Mitte auch über einige kurze Wellen. Insgesamt täuschte der Blick auf das Profil allerdings nicht: ein flacher Kurs, der für die Spezialisten im Kampf gegen die Uhr konzipiert war. Das zeigten auch die ersten nennenswerten Bestzeiten durch Daniel Oss (BMC/48:49 Minuten), Lennard Kämna (Sunweb/48:30) und für lange Zeit Tobias Ludvigsson (FDJ/48:07) – allesamt ausgewiesene Zeitfahrer.

Mit dem Tagessieg hatte das Trio letztendlich aber nichts zu tun: Ludvigsson wurde Sechster, Kämna landete zwei Positionen dahinter. „Es war etwas härter als erwartet, aber generell war es ein schöner Kurs“, sagte der 20-jährige Kämna, der nach eigenen Worten nicht damit gerechnet hatte, einen Fahrer wie Daniel Oss (BMC/9.) hinter sich lassen zu können. „Ich hatte einen guten Rhythmus, deshalb war es ein gutes Zeitfahren für mich“, fügte er an. ie Bühne gehörte jedoch den großen Namen. Als Erstes flog Alberto Contador (Trek-Segafredo) über die Strecke, setzte sowohl bei der ersten Messung nach 13 und bei der Zweiten nach 27,9 Kilometern die zwischenzeitliche Bestzeit und war im Ziel in 47:59 Minuten acht Sekunden schneller als Ludvigsson.

Der dreimalige Vuelta-Champion aus Spanien machte am Ende in der Gesamtwertung einen Sprung von Platz neun auf Platz fünf, da die vor ihm platzierten Michael Woods (Cannondale-Drapac/3:40 Minuten hinter Froome), Fabio Aru (Astana/+3:03), Miguel Angel Lopez (Astana/+2:34) und Esteban Chaves (Orica-Scott/+4:01) allesamt deutlich langsamer waren. Besonders Aru und Chaves mussten hinsichtlich ihrer Ambitionen deutliche Rückschläge hinnehmen.

Contadors Zeit wurde im Ziel allerdings noch einmal deutlich von Wilco Kelderman unterboten. Der Niederländer kam in 47:29 Minuten ins Ziel und verdrängte Ilnur Zakarin von Platz drei im Klassement, obwohl auch der Russe als Tagesvierter (+0:59) ein beachtliches Zeitfahren hinlegte. „Ich möchte das Level halten und jeden Tag kämpfen“, sagte Kelderman nach dem Rennen auf Eurosport. Vor Zakarin platzierte sich noch mit einer ebenfalls starken Leistung der 32-jährige Nibali, der seinen zweiten Gesamtrang behauptete.

Im Vergleich zur Zeit von Froome war das letztlich jedoch Makulatur. Dabei lag der Gesamtführende der Rundfahrt nach der ersten Zwischenzeit noch 23 Sekunden hinter Kelderman, doch anschließend drehte der Brite auf, war nach 27,9 Kilometern bereits sieben und im Ziel schließlich 29 Sekunden besser als Kelderman. Bester Belgier war Yves Lampaert (Quick Step) auf Platz 13.

In der Gesamtwertung baute Froome seinen Vorsprung gegenüber Nibali auf 1:58 Minuten auf, dahinter folgt als neuer Dritter Kelderman mit 2:40 Minuten Rückstand vor Zakarin (3:07) und Contador (4:58).

Die 17. Etappe führt heute über 180,5 km von Villadiego nach Los Machucos. Die Strecke weist drei Bergwertungen mit einer Steigung von bis zu 28 Prozent auf. (dpa/rsn/mv)