Dopingsperre kein Thema mehr - Froome vor Giro in starker Form

Da ist er wieder: Chris Froome lässt sich nichts anmerken und scheint mental fit zu sein. | Photo News

Doping hin, Sperre her: Radsport-Dominator Chris Froome fährt trotz aller Negativschlagzeilen und der drohenden Zwangspause schon wieder fast in Topform. Zwei Wochen vor dem Start des Giro d’Italia (4. bis 27. Mai) wurde der Brite bei der knüppelharten Tour of the Alps Vierter. Körperlich, vor allem aber auch mental, scheint Froome gerüstet, nach vier Triumphen bei der Tour de France auch die zweitgrößte Landesrundfahrt der Welt erstmals zu gewinnen.

„Die Tour war sehr intensiv und damit die optimale Vorbereitung. Ich fühle mich in einer sehr guten Position und bin bereit für den Giro“, sagte der 32-Jährige, nachdem er bei der mit Höchstschwierigkeiten gespickten fünftägigen Alpen-Rundfahrt immer wieder die Initiative ergriffen hatte.

Den Zielort Innsbruck erreichte der 32 Jahre alte Sky-Kapitän nur 16 Sekunden hinter dem französischen Gesamtsieger Thibaut Pinot (Groupama-FDJ) und eine Sekunde hinter dem drittplatzierten Kolumbianer Miguel Angel Lopez (Astana) sowie mit über einer Minute Vorsprung auf Italiens Rundfahr-Star Fabio Aru (Bahrain-Merida). Pinot, Lopez und Aru werden wohl Froomes Hauptkonkurrenten bei dessen erster Giro-Teilnahme seit 2010.

Über seinen Leistungsstand wollte Froome reden, über seine Dopingaffäre freilich nicht. Das schwebende Verfahren um eine drohende Sperre nach den positiven Tests auf das Asthmamittel Salbutamol beim Vuelta-Sieg 2017 scheint er – erfolgreich – verdrängt zu haben. Nach schwerfälligen Auftritten beim ersten Saisonhärtetest Tirreno-Adriatico Anfang März habe es „Klick“ bei Froome gemacht, befand sein Sportlicher Leiter Nicolas Portal.

Transparenz herrscht in dem Fall weiterhin nur bedingt.

„Er ist ein ganz anderer Fahrer als der, den ich vor einem Monat im Training auf Teneriffa gesehen habe“, sagte der Franzose gegenüber Velonews: „Chris hat eine Transformation hinter sich, nicht nur körperlich, sondern auch mental. Er ist total fokussiert.“

Die volle Konzentration auf den Sport ist bei Froome wohl auch deshalb zurück, weil er seit Ende März weiß, dass das Anti-Doping-Tribunal des Radsport-Weltverbandes UCI weit über die Maiwochen des Giro hinaus brauchen wird, um eine Entscheidung darüber zu treffen, ob Froome für seine beiden auffälligen Dopingproben bei der Spanien-Rundfahrt im vergangenen September belangt wird. Transparenz herrscht in dem Fall weiterhin nur bedingt. Anwälten des Sky-Teams und einem von Froome selbst beauftragten Rechtsberater müssten laut UCI genügend Zeit eingeräumt werden, um die Werte zu erklären. Warum das weit mehr als ein halbes Jahr in Anspruch nimmt, lässt der Radsportweltverband offen und muss mit den Folgen leben: Triumphiert Froome am 27. Mai auf der berühmten Via dei Fori Imperiali in Rom, könnte ihm der Giro-Titel nachträglich aberkannt werden.

Der Sachverhalt sei „kompliziert“, sagt UCI-Präsident David Lappartient, der eine Klärung vor der am 7. Juli beginnenden Tour de France anstrebt. Tour-Sieg Nummer fünf hat Froome fest im Blick. (sid)