Weltmeisterin Sanne Cant: „Ich kann es nicht glauben“

Sanne Cant ist neue Radquerfeldein-Weltmeisterin. | belga

Auf der Ziellinie setzte sich die 26-Jährige aus Ekeren vor der favorisierten Niederländerin Marianne Vos durch. Die Bronzemedaille ging an die Tschechin Katerina Nash. Für die achtfache Landesmeisterin ist es der erste Gewinn des Regenbogentrikots, nachdem 2015 in Tabor Vizeweltmeisterin geworden war.

„Ich kann es nicht glauben, das Trikot gehört für ein ganzes Jahr mir“, jubelte Cant in ihrem ersten Interview als Cross-Weltmeisterin, nachdem sie zuvor bereits drei Mal als Zweite oder Dritte auf dem WM-Podien gestanden hatte. „Davon habe ich geträumt, seit ich Sechs bin – das ist 20 Jahre her! Ich kann wirklich nicht glauben, dass ich Marianne geschlagen habe. Sie ist siebenfache Weltmeisterin. Das ist der schönste Tag meines Lebens!“

Und auch in Bieles sah es zu Beginn der letzten von fünf Runden auf rutschigem, weil nur leicht antauendem Frostboden nach einem Vos-Sieg aus. Die Niederländerin führte das Rennen mit acht Sekunden Vorsprung an und schien alles im Griff zu haben. Doch Cant, die in der vierten Runde gestürzt war und dadurch den Kontakt zu Vos verloren hatte, gab nicht auf. Sie biss sich fest und profitierte dann von einem Fehler der Spitzenreiterin, die in einer Spitzkehre etwas wegrutschte und der beim harten Wiederantritt danach die Kette herunterfiel. Cant schloss auf, fuhr vorbei und von da an war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Sieg.

„Ich habe mich gut gefühlt, aber nach meinem Sturz war mein Schuh kaputt. Deshalb habe ich nicht mehr dran geglaubt“, gab Cant nach dem Rennen zu. „Aber dann hatte auch Marianne Probleme mit dem Rad und ich begann wieder an den Sieg zu glauben. Von da an war es ein wirklich, wirklich hartes Finale.“

Vos erreichte die wohl schwierigste Passage des WM-Kurses, eine steile Schrägfahrt, die nach dem Donnerstags-Training sogar entschärft werden musste, an erster Stelle und schien alles richtig zu machen. Doch Cant ging dort mehr Risiko, kam mit hoher Geschwindigkeit anschließend an Vos vorbei und kontrollierte das Tempo durch die letzten Kurven. Sie führte Vos auf die Zielgerade, doch gegen die sprintstarke Niederländerin schien sie auf dem Papier trotzdem wenig Chancen zu haben.

Dann aber trat sie an, riss eine kleine Lücke und Vos hatte zur Überraschung Vieler nichts mehr entgegenzusetzen. Cant rauschte der Ziellinie entgegen, richtete sich auf, breitete die Arme aus und schrie ihren Jubel heraus – um nach dem Ausrollen dann auf einer Wiese zu Boden zu sacken und den Freudentränen freien Lauf zu lassen. „Der erste Frauentitel aller Zeiten für Belgien. Das ist… Ich habe heute Geschichte geschrieben“, stellte Cant später die Bedeutung ihres Erfolges fest. (belga/rsn)