Zwei Standbilder und Politik: Olympia in nordkoreanischen Medien inexistent

Handverlesene junge Frauen singen und tanzen bei den Olympischen Winterspielen für den Nachbarn Nordkorea. Die Auftritte der „Armee der Schönen“ aus dem Norden sind eine Schau. | Photo News

Die Preisungen trieften vor Pathos. Ganz hervorragend hätten die handverlesenen Cheerleader Nordkoreas ihr Land beim Eishockeyspiel des vereinten Teams hochleben lassen, vermeldete Rodong Sinmun, die offizielle Zeitung des nordkoreanischen Zentralkomitees. Das 0:8 gegen die Schweiz blieb den Lesern vorenthalten. Ohnehin: Von den Olympischen Winterspielen 80 Kilometer vor der eigenen Haustür bekommen die Menschen in Nordkorea nichts mit.

Keine Sekunde oder Zeile sportlicher Olympia-Berichterstattung lieferten das staatlich kontrollierte TV (KCTV) und die auf Linie schreibenden Printmedien seit der Eröffnung am 9. Februar. „Das Regime hätte nichts davon, den Menschen zu zeigen, dass es dem Süden gut genug geht, Olympische Spiele auszurichten“, sagte der nach Südkorea geflohene Lee Min Bok der New York Times. Die Nachrichtenagentur KCNA berichtete am Dienstag größtenteils von Blumenkörben, die befreundete Staatsführer dem diktatorisch regierenden Kim Jong Un zukommen ließen. Von Olympia: keine Spur.

Doch politisch hat Kim sein Ziel erreicht oder gar übertroffen. Nordkorea präsentiert sich in Pyeongchang bunt, weltoffen und zum Frieden bereit. Die Cheerleader haben die Südkoreaner zumindest fasziniert, viele sogar begeistert, sie schwenkten ihre Einheitsfahnen. Auch der historische Handschlag zwischen Südkoreas Staatspräsident Moon Jae In, der in den Zeitungen im Norden ausnahmsweise namentlich genannt wurde, mit Kims Schwester Kim Jo Yong während der Eröffnungsfeier fand weltweit Zustimmung.

Vielen Beobachtern ging die Euphorie zu weit. Der US-Mediengigant CNN bekam einen ordentlichen Shitstorm um die Ohren, nachdem er berichtet hatte: „Nordkorea stiehlt in Pyeongchang die Show.“ So etwas wiederum findet seinen Weg zum Volk in Nordkorea, das sonst hermetisch von allem Westlichen abgeschirmt ist – denn es ist propagandistisch ein Sieg. Politisch genehme Aspekte rund um Olympia sind Gegenstand der Berichterstattung, das Sportliche ist es nicht.

Live-Übertragungen sind im Norden ohnehin nicht üblich, abgesehen von Militärparaden. Selbst die Berichte über Parteikongresse werden von KCTV meist um mehrere Tage versetzt ausgestrahlt. Dass der Sender zwei Standbilder vom Eishockey zeigte, wurde im Süden bereits als kleine Revolution gewertet. Der Kommentar in Rodong Sinmun: „Die Menschen im Süden zeigen sich immens dankbar dafür, dass wir ihm die Hand reichen bei den Olympischen Spielen, die die schlechtesten jemals werden könnten.“

Theoretisch wären Olympia-Übertragungen in Nordkorea möglich. Dies aber nur nach einer Einigung, denn die Olympia-Rechte für den Norden hält noch bis 2024 das Seoul Broadcasting System (SBS) aus Südkorea. 2014 wurde von der Eröffnungsfeier aus Sotschi in Nordkorea zwei Tage später immerhin eine dreiminütige Zusammenfassung ausgestrahlt.

(sid)