McLaren-Bericht: Dem Sport droht Schwarzer Freitag

Wenn Ermittler Richard McLaren am Freitag in London (12.15 Uhr MEZ) seinen Abschlussbericht zum Doping-Skandal in Russland vorstellt, müssen russische Athleten und Funktionäre um ihren Job bangen.

Was steht an?

Sonderermittler Richard McLaren stellt am Freitag im St. Pancras Renaissance Hotel von London seinen mit großer Spannung erwarteten Abschlussbericht zum russischen Doping-Skandal vor. Bei der Präsentation des ersten Teils am 18. Juli in Toronto hatte der Kanadier Russland für die Zeit von 2011 bis 2015 ein von höchsten staatlichen Stellen gelenktes und weit verbreitetes Doping-System bescheinigt.

Wieso kam es zu den Ermittlungen?

Der frühere Leiter des Moskauer Doping-Labors, Grigori Rodtschenkow, beschuldigte Russland am 12. Mai in der New York Times, bei den olympischen Winterspielen in Sotschi positive Dopingproben russischer Athleten manipuliert zu haben. Mehrere Dutzend russischer Athleten sollen gedopt an den Start gegangen sein, darunter 15 Medaillengewinner.

Was wird erwartet?

Es wird angenommen, dass McLaren seine Anschuldigungen gegen Russland erhärtet und weitere Belege zum Staatsdoping liefert. Angeblich sollen auch Namen von dopenden Sportlern genannt werden. Bislang sickerten noch keine Hinweise durch. Selbst Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) erhielten auf Anfrage keine Auskunft von der Agentur.

Wie reagierte das IOC?

Das IOC hatte nach Bekanntwerden des Berichts erste Maßnahmen ergriffen, die am Mittwoch verlängert wurden. Das IOC rief unter anderem dazu auf, keine Groß-Events mehr in Russland stattfinden zu lassen. Zudem erhält kein Mitglied des russischen Sportministeriums eine Akkreditierung für Olympia. IOC-Präsident Thomas Bach wertete die Ergebnisse des ersten McLaren-Berichts zwar als „beispiellosen Angriff auf die Integrität des Sports und der Olympischen Spiele“, von einem Komplett-Ausschluss Russlands von den Spielen in Rio sah das IOC aber ab. Das könnte auch für Olympia 2018 in Pyeongchang 2018 gelten.

Wie reagierte die WADA?

Die WADA hatte einen Komplett-Ausschluss gefordert und stufte die IOC-Entscheidung als einen Affront gegen den weltweiten Anti-Doping-Kampf ein. Seitdem ist das Verhältnis zwischen IOC und WADA belastet. WADA-Gründungspräsident Dick Pound fordert weiter „harte Kante“ gegen Russland, da nur so eine abschreckende Wirkung erzielt werden könne.

Wie geht es weiter?

Die Ergebnisse des McLaren-Berichts werden in die Arbeit der vom IOC ins Leben gerufenen Kommissionen einfließen. Dabei handelt es sich um die Arbeitsgruppen des Schweizer IOC-Mitglieds Denis Oswald, die für das Ergebnis-Management der Doping-Proben zuständig ist. Und um die von dessen Landsmann Samuel Schmid zur allgemeinen und sportjuristischen Bewertung der Vorfälle.

Was könnte passieren?

Sollten Athleten als Doper enttarnt werden, droht diesen ein Verfahren bzw. eine Sperre. Sollten ganze Verbände eingebunden sein, wird die Debatte um eine Kollektivstrafe neu entflammen. Ähnlich wie die russische Leichtathletik könnten ganze Sportarten für internationale Wettbewerbe gesperrt werden.

Wie verhält sich Russland?

Das Riesenreich drängt auf die vollständige Rückkehr und verweist auf seine Reformen. Staatspräsident Putin selbst kündigte für Februar das „modernste Anti-Doping-Programm“ an. Kern ist ein neues Anti-Doping-Gesetz, das Haftstrafen bis zu einem Jahr für Trainer und Ärzte vorsieht, die Athleten zu Doping verleiten.

Ist eine Rückkehr realistisch?

Zu dem erhofften Zeitpunkt wohl nicht. Der Leichtathletik-Weltverband hatte zuletzt Fortschritte anerkannt, die Kriterien für eine Wiederaufnahme seien aber noch nicht erfüllt. Die Taskforce wird im Januar die Situation in Russland neu einschätzen und will im Februar einen weiteren Bericht vorlegen. (sid)