IOC will eSports „auf keinen Fall ignorieren“ - Bald bei Olympia?

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Olympia-Gold auf der PlayStation oder Xbox? Spätestens nach den jüngsten Äußerungen von IOC-Präsident Thomas Bach ist dieses Szenario mehr als ein wilder Traum der boomenden eSports-Branche. „eSports ist eindeutig ein aufregender und wachsender Sektor, in dem sich Millionen junge Menschen weltweit regelmäßig bewegen. Die olympische Bewegung kann ein solches Phänomen auf keinen Fall ignorieren“, sagte Bach dem Branchendienst sport intern. Bis es aber tatsächlich zu einer Aufnahme ins olympische Programm kommen könnte, ist es noch ein langer Weg.

Der nächste Schritt dorthin ist eine Art eSports-Gipfel Ende Juli in Lausanne. An dem eintägigen Austausch in der olympischen Hauptstadt sollen Unternehmensvertreter und Sportler teilnehmen. „Die Idee ist es, mit der Spieleindustrie und den Athleten in einen Dialog zu kommen und zu gegebener Zeit wieder an die Interessenvertreter der olympischen Bewegung heranzutreten“, sagte Bach.

Der nächste Schritt ist eine Art eSports-Gipfel Ende Juli in Lausanne. Killerspiele sind umstritten.

Insgesamt solle dort innerhalb der olympischen Familie das Bewusstsein für die junge Sportart geschärft und die eSports-Vertreter über die olympischen Werte unterrichtet werden. Es ist nicht die erste Begegnung des Internationalen Olympischen Komitees mit der Welt des eSports. Schon bei den Winterspielen im Februar in Südkorea, dem eSports-Land Nummer eins, wurden Demonstrationswettbewerbe abgehalten. 2022 werden bei den Asian Games erstmals Medaillen an eSportler vergeben. Seither ist unter anderem auch auf dem deutschen Markt viel geschehen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat seine ablehnende Haltung überdacht und macht jetzt in „eSoccer“. Er unterstützt also ausschließlich Fußball-Simulationen wie FIFA 18. Auch die belgische Jupiler Pro League will groß mit einer FIFA-18-Meisterschaft einsteigen (siehe GrenzEcho vom 5. Mai) Dass das IOC nun mehr und mehr folgt, ist für Insider überfällig.

„Wenn eSports und das IOC nicht zusammenfinden, hat Olympia in 20, 30 Jahren ein Riesenproblem“, hatte Geschäftsführer Ralf Reichert von Deutschlands größtem eSports-Unternehmen ESL Ende April gesagt. Doch es gibt Hürden. Denn wie dem DFB stoßen auch dem Ringe-Orden die sogenannten „Killerspiele“ sauer auf. Für sie könne es laut Bach keine olympische Zukunft geben. „Wir müssen eine rote Linie ziehen und klar machen, dass Killerspiele niemals Teil der olympischen Bewegung sein können“, sagte Bach. Das IOC sei schließlich eine „werteorientierte Organisation“. Spieletitel wie FIFA, die Basketball-Simulation NBA 2K sowie Tennis- und Segelspiele könnten deshalb eine Option sein.

Da aber die von Bach verurteilten „Killerspiele“ wie Counter-Strike weltweit größeren Zuspruch erhalten als die Sporttitel, könnte sich in Zukunft die Relevanzfrage stellen, wenn das IOC tatsächlich nur Sportspiele erlauben würde. Reichert hatte die Vorbehalte gegen Shooting-Games zuvor bereits als „Alte-Leute-Argument“ abgetan. Es gebe keinen Zusammenhang zwischen realer Gewalt und eSports: „Es wird ja auch nicht jeder Zuschauer des ‘Tatorts‘ zum Mörder.“ (sid)