Nach Testfahrten in Barcelona - McLaren und Vandoorne im Pech

Verfällt trotz guter Testergebnisse in Barcelona nicht in Euphorie: Ferrari-Pilot Sebastian Vettel. | dpa

Das Sorgenkind bei den Testfahrten auf dem Circuit de Catalunya in Montmelo (bei Barcelona) war einmal mehr McLaren. Der Bolide von Ex-Weltmeister Fernando Alonso rollte um kurz nach zehn Uhr mit einem Ölleck aus, der Renault-Motor des MCL33 musste ausgetauscht werden. Am Mittwoch beklagte das Team das gleiche Problem, Alonso war deswegen sechseinhalb Stunden außer Gefecht gesetzt. Für den früheren Weltmeister-Rennstall war es am achten Tag der sechste Defekt. Stoffel Vandoorne, sein flämischer Kollege, war am Dienstag mit Elektronik- und Hydraulik-Problemen ausgefallen. Lichtblick: Am Donnerstag konnte der einzige belgische Formel-1-Pilot 151 Runden drehen.

Zu einer überschwänglichen Titelankündigung ließ sich unterdessen Sebastian Vettel nach seiner letzten Testrunde im SF71H nicht hinreißen. Der Blick eher ernst, die Worte nüchtern sachlich, selbst nach seinem Abschluss als klarer Tagesbester. „Was soll man groß euphorisch sein, nur weil man mal vorn steht“, sagte der 30 Jahre alte Deutsche. Er weiß: Mercedes mit Titelverteidiger Lewis Hamilton hinterließ an den Formel-1-Testtagen einen bleibenden Eindruck. „Sie sehen stark aus, egal wann“, sagte Vettel.

Doch damit nicht genug. Neben dem bestens aufgelegten und tiefenentspannten Topfavoriten Hamilton und dessen Teamkollege Valtteri Bottas im zweiten Silberpfeil muss Vettel wohl auch noch seinen ehemaligen Arbeitgeber fürchten. „Im Moment sieht es nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Red Bull und uns aus“, sagte Mercedes-Teamoberaufseher Niki Lauda dem Magazin „Auto, Motor und Sport“. „Red Bull könnte eine echte Bedrohung werden“, stimmte Hamilton im Fahrerlager zu. Vettels Zeit am Donnerstag von 1:17,182 Minuten auf den mit Abstand schnellsten, neuen hypersoften Reifen konnte dem 32 Jahre alten Hamilton jedenfalls keine Angst einjagen.

„Ich bin sicher, dass wir um einiges näher drin sind als vergangenes Jahr“, so Daniel Ricciardo nach den Testfahrten.

Mercedes fuhr mit volleren Tanks, war schwerer und damit nicht auf die eine schnelle Runde aus. Ferrari schon, war aber auch nur eine Sekunde schneller als das von der Scuderia ausgerüstete amerikanische Haas-Team auf der deutlich langsameren supersoften Gummimischung auf Rang zwei.

Eine rote Topzeit mit geringem Wert? „Auf die Zeitentabelle zu schauen, bringt die falschen Erkenntnisse“, betonte Vettel: „Es gibt mehr als eine schnelle Runde.“ Allerdings muss Ferrari gerade im Kampf um die Pole gegen Mercedes aufholen. Vettel schaffte es 2017 viermal auf Startplatz eins, dazu einmal Teamkollege Kimi Räikkönen. Hamilton stand elfmal auf Pole, Bottas weitere viermal. Red Bull in 20 Saisonrennen gar nicht. Das könnte sich ändern. „Das Auto ist definitiv schneller als im vergangenen Jahr“, betonte Max Verstappen. In einem schnellen Auto zählt der 20 Jahre alte Niederländer ohne Zweifel zu einem der Anwärter auf den WM-Titel. Verstappen hat den Biss, Verstappen hat das außergewöhnliche Talent.

Da schenken sich die viermaligen Weltmeister Hamilton und Vettel sowie der noch ungekrönte Verstappen rein gar nichts. Hinzu kommt dessen acht Jahre älterer Teamkollege Daniel Ricciardo im zweiten Red Bull. „Ich bin sicher, dass wir um einiges näher drin sind als vergangenes Jahr“, sagte Ricciardo Richtung Mercedes. Für ihn wird gleich der Auftakt in zwei Wochen ein Heimspiel. Für alle wird der Große Preis von Australien zum Rätsellöser.

(dpa/mv)