Nach Pokalpleite: Stinkiger Mourinho lässt Lieblingswein stehen

Eiligst verließ der bediente Teammanager José Mourinho nach dem peinlichen 1:2 des Titelverteidigers die Stätte der Schmach. | afp

José Mourinho ließ nach der Pokal-Blamage mit Manchester United bei Zweitligist Bristol City sogar seinen Lieblingsrotwein stehen. Eiligst verließ der bediente Teammanager nach dem peinlichen 1:2 (0:0) des Titelverteidigers die Stätte der Schmach. Dabei hatte sein Kollege Lee Johnson für die eigens aus Mourinhos Heimat Portugal eingeflogene, 450 Pfund teure Flasche „Barca Velha 2004“ sogar „das Sparschwein meiner kleinen Tochter geschlachtet“.

Johnson konnte Mourinhos Abfuhr dennoch verschmerzen. Der Starcoach habe bereits beim kurzen Plausch vor dem Viertelfinale im englischen Ligapokal „alle meine Fragen beantwortet“ und sich dabei als „class act“ gezeigt, von seiner besten Seite. Angesichts des Halbfinaleinzugs war Johnson ohnehin in bester Stimmung. Nach dem Siegtreffer von Korey Smith (90.+2) hatte er sich im Überschwang einen Balljungen geschnappt und durch die Luft gewirbelt.

„Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte zu den Jungs rennen, um mit ihnen zu feiern“, sagte Johnson, „aber der Balljunge war der einzige, der greifbar war.“ Dieses „historische Ereignis“ werde „über viele Generationen“ in den Erinnerungen der Fans fortleben, meinte er. Kein Wunder: Die „Rotkehlchen“, die in der Runde der letzten Vier auf Manchester City treffen (9./23. Januar), spielen seit dem Abstieg 1980 in den Niederungen des englischen Fußballs. Bristols größter Erfolg ist die Vizemeisterschaft von 1907.

Umso bedienter war Mourinho. „Für meine Spieler war es nur ein weiterer Tag im Büro, und zwar ein Tag, an dem einige von ihnen gar nicht ins Büro wollten“, sagte er nach der Pleite beim Dritten der 2. Liga, „sie haben eine gute Gelegenheit verstreichen lassen“. Er hatte es derart eilig, dass erst ein Journalist im Medienraum saß, als er seine Pressekonferenz begann. Bristol habe „Glück“ gehabt, sagte Morinho mehrfach, „aber sie haben sich das hart erarbeitet. Sie haben brillant gespielt und um ihr Leben gekämpft. Es war ein wunderbarer Tag für den Fußball, gratuliere.“

Nach Bristols Führung durch Joe Bryan (51.) glich Zlatan Ibrahimovic in seinem ersten Spiel von Beginn an seit 20. April aus (58.). Mourinho hatte einige Stammkräfte geschont, neben Ibrahimovic stand aber auch Paul Pogba in der Startelf, Nationalstürmer Romelu Lukaku und Henrich Mchitarjan wurden eingewechselt. Doch das letzte Wort sprach „King Korey“, wie der „Telegraph“ Bristols Siegtorschützen nannte. Der schoss beim folgenden Platzsturm Selfies mit den Fans.

Im zweiten Halbfinale stehen sich Meister FC Chelsea, der 2:1 gegen den AFC Bournemouth gewann, und der FC Arsenal gegenüber. Die „Gunners“ hatten West Ham United am Dienstag 1:0 bezwungen. (sid)